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0894 - Seelenbrand

0894 - Seelenbrand

Titel: 0894 - Seelenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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bereits durchbohrte - ohne dass dieser den geringsten Schmerz verspürte, nur… ein seltsam flaues Gefühl. Eine Art schwache Andeutung von Schmerz, die keine Gefahr beinhaltete - noch nicht jedenfalls aber sich auswachsen konnte. Da war sie wieder, die Befürchtung, mit den Gegebenheiten zu verschmelzen, sich ihnen immer mehr anzugleichen, statt sich von ihnen rechtzeitig wieder lösen und aus ihnen befreien zu können.
    Wenn die Angleichung zu weit fortschritt, war er angreifbar. Dann mochte einer wie der Gemalte ihn wahrhaftig mit dem bloßen Finger ins Auge umbringen können.
    Gestorben in einem Fantasieszenario… Ihn schauderte.
    Plötzlich war er umringt von anderen Figuren, die bedrohlich näherrückten. »Wer ist der Armleuchter?« - »Wollte er dich anmachen, Arty?« - »Dem muss mal einer den piekfeinen Anzug zurechtstutzen, sieht ja aus wie frisch vonner Litfasssäule!«
    Zamorra entschied sich für einen Aufschub in Sachen Amulett-Tuning.
    »Nimm deine Pfote aus mir!«, blaffte er den Gemalten in einem Tonfall an, der seine Wirkung nicht verfehlte. Die Augen der undeutlichen Figur weiteten sich. Der Mann setzte zu einer Antwort an, aber in diesem Moment ließ Zamorra die Schmuckkette in der Jacketttasche verschwinden und führte das Amulett gegen die immer noch suchend umhertastende Hand, die vor seiner Brust tanzte wie eine winzige Hydra mit fünf Köpfen.
    Das Amulett wurde fast eigenständig aktiv, nur angespornt von Zamorras intensivem Wunsch, dem Spuk ein Ende zu bereiten - irgendwie.
    Und es reagierte anders als erwartet. Statt die Hand des Gemalten abzustoßen und aus Zamorras Körper hinauszuwerfen…
    ... sog es sie in sich ein. Nicht nur die Hand, sondern alles, was daran hing, den Arm, Rumpf ... alles, was den Gemalten ausmachte.
    Er wurde vollständig in das Amulett gezerrt, vorher aber noch ebenso vollständig durch Zamorras Brustkorb hindurchgeschleust.
    Das flaue Gefühl dabei wuchs sich zu einem beinahe schon realen Schmerz aus.
    Zamorra spürte, dass es höchste Eisenbahn war, dieses Szenario zu verlassen. Oder es zu beenden.
    Fraglich war nur, ob ihm dies gelingen würde. Immer noch wusste er viel zu wenig über die Struktur, über das eigentliche Wesen der Bedrohung.
    Er war hier auf einem Nebenkriegsschauplatz. Die eigentliche Schlacht musste anderswo geschlagen werden.
    Aber wo?
    Und - würde er dorthin gelangen?
    Das Amulett gab einen Ton - einen Laut, als käme er aus der Kehle eines lebendigen Geschöpfes - von sich, wie ihn Zamorra noch niemals gehört hatte. Fast hörte es sich an wie ein Verdauungsrülpser, mit dem es das Verschlingen des Gemalten quittierte.
    Doch das mochte eine Täuschung sein. Fakt hingegen war etwas anderes: Es war noch nicht gesättigt. Der »Happen« schien erst seinen Appetit auf… Farbe geweckt zu haben.
    Zamorra zögerte, einzugreifen, als er merkte, dass die magische Scheibe mehr und mehr der Umgebung in sich hineinzog wie ein Schwarzes Loch kosmische Materie. Vor ihm selbst machte der Sog Halt, für Zamorra war er nicht einmal spürbar. Für die Figuren, Bauten und die Landschaft, in der er sich plötzlich wiedergefunden hatte, umso mehr. Nach und nach verschwand alles. Merlins Stern verdingte sich als gigantischer Staubsauger.
    Und als dann auch der letzte Fetzen abstruser Kulisse verschwunden war, atmete Zamorra erleichtert auf.
    Doch er freute sich zu früh. Kaum wurde der Saal wieder sichtbar, den er zuvor betreten hatte, rasten von überallher neue Farben und Muster heran, setzten sich wie ein wahnsinniges Mosaik zusammen und bannten den Professor in eine neue Kulisse, die diesmal fast täuschend echt wirkte, auf den ersten Blick zumindest, und in die sich Zamorra auf Anhieb fast reibungslos integriert fühlte.
    Schlimmer hätte es nicht kommen können.
    Die Oasenstadt, in der er sich wiederfand, war zweifellos orientalischen Charakters. Und das Treiben in der Gasse wirkte nur vordergründig harmlos.
    Schnell war Zamorra entdeckt - und als Störenfried identifiziert.
    Und damit begann die wilde Jagd, die ihn immer weiter von Nicole zu entfernen drohte - falls sie überhaupt noch zu retten war.
    Zamorra überlegte nicht lange, sondern entschied sich für Rückzug.
    Flucht.
    Etwas flog knapp an seinem Kopf vorbei, und er glaubte eine geschwungene Dolchklinge zu erkennen.
    Mit einem kulissenwürdigen arabischen Fluch warf er sich in den nächstbesten Hauseingang, wo ihn ein Schlag aus dem schattigen Dunkel mitten auf den Schädel jäh

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