0895 - Herren der PAN-THAU-RA
vielleicht sogar zu einem Zeitpunkt, da den sieben Mächtigen ihr Treffpunkt völlig intakt erschienen war. Das ließ Raum für alle möglichen Spekulationen. Es war denkbar, daß es sich überhaupt nicht um ein Bruchstück handelte, sondern um eine autarke Nebenstation, an der der allgemeine Zerfall ebenfalls nicht spurlos vorbeigegangen war.
Als Callibso-Ganerc näher herankam, sah er, daß diese Annahme falsch war.
Der Grund für den guten Zustand dieses Elements war ein anderer, geradezu schockierender: An der Außenfläche hing ein großes, ringförmiges Raumschiff. Dieses Schiff war gleichzeitig Mittelpunkt einer riesigen Baustelle.
Der Zeitlose mußte zweimal hinsehen, um sich davon zu überzeugen, daß, er keine Halluzination erlitt. So unglaublich es erschien, aber dort drüben waren fremde Intelligenzen dabei, einen noch existierenden Teil der Ebene wieder aufzubauen und zu restaurieren. Ein weiterer Blick überzeugte Ganerc-Callibso, daß diese Arbeiten in vollem Gang waren. Er war noch zu weit entfernt, um einzelne Monteure zu erkennen, aber er konnte deutlich ausmachen, daß große Bauteile hin und her bewegt wurden, außerdem sah er mehrere Dutzend Lichtbögen von großen Vakuumschweißgeräten. Er stoppte den Anflug. Zweifellos hatte man dort drüben noch nichts von seiner Ankunft bemerkt. Das war nicht auf die hektische Betriebsamkeit an der Baustelle zurückzuführen, sondern einzig und allein auf die Tatsache, daß hier, in der unmittelbaren Nähe der wirbelnden Sonnenmassen, eine Ortung so gut wie unmöglich war.
Bisher hatte Callibso-Ganerc diese äußeren Bedingungen verwünscht, nun war er dankbar dafür. Er brauchte jetzt Zeit, um ungestört nachdenken zu können, denn durch die Anwesenheit fremder Intelligenzen in diesem Sektor ergaben sich eine Reihe von Fragen.
Wer waren diese Fremden, und woher kamen sie?
Warum nahmen sie sich dieses Wracks an, hier, wo jedes Leben durch die kosmischen Gewalten ständig von einer Katastrophe bedroht war?
Der Zeitlose begann, seine Aufmerksamkeit auf das unbekannte Raumschiff zu konzentrieren, weil er wußte, daß es ihm am ehesten Aufschlüsse über Art und Herkunft der Raumfahrer geben konnte. Er konnte sich jedoch nicht erinnern, schon einmal ein derartiges Raumschiff gesehen zu haben. Es glich einem riesigen Rad von fünfhundertMeter Durchmesser. Die „Radnabe" bestand aus einem zylinderförmigen Körper von einhundert Meter Länge und etwa dreißig Meter Durchmesser. Von diesem Mittelpunkt aus liefen „Speichen" zum äußeren Ring, der einen Durchmesser von einhundert Meter haben mochte. Der Außenring besaß einen äquatorialen Wulst von beachtlicher Dicke, außerdem war er mit kuppel- und antennenähnlichen Auswüchsen übersät.
Ganerc-Callibso kannte kein einziges Volk, das solche Raumschiffe baute, aber er schätzte, daß es mindestens zweihundert ihm bekannte Zivilisationen gab, die als Hersteller dieses Objekts in Frage gekommen wären. Das machte die Beantwortung der Frage nach der Herkunft dieses Schiffes nicht gerade leichter.
Der ehemalige Mächtige richtete sein Augenmerk auf das Wrackstück, das seiner Ansicht nach früher einmal ein Teil der Ebene gewesen sein mußte. Es war so zerrissen und zerklüftet, daß seine ursprüngliche Form nicht mehr zu bestimmen war, jetzt glich es eher einem deformierten Asteroiden als einem künstlichen Körper. Lediglich im Bereich der Baustelle waren Anzeichen für eine architektonische Ordnung zu erkennen. Dort befanden sich einige Plattformen und Gebäude, die intakt zu sein schienen, wobei es für den einsamen Beobachter nicht erkennbar war, ob es sich dabei um erhaltene Gebiete der Ebene oder um wiederaufgebaute Sektionen handelte.
Wer konnte ein Interesse daran haben, dieses Wrack wieder instand zu setzen? fragte sich Callibso-Ganerc abermals.
Waren etwa Wesen im Auftrag jener hergekommen, die jenseits der Materiequellen lebten? Sollte die Ebene gerettet und neu aufgebaut werden, damit ein neuer Verbund von Zeitlosen einen Treffpunkt besaß?
Ganerc-Callibso wußte, daß der RUF noch immer erging, deshalb war auch der Gedanke, daß es jetzt andere Mächtige gab, nicht abwegig. Der ehemalige Schwarmwächter fühlte einen Schauder. Sollte er hier vielleicht mit den Nachfolgern seiner Brüder zusammentreffen?
Vielleicht war es am besten, nicht an diese Dinge zu rühren und sich stillschweigend zurückzuziehen, dachte er. Er konnte nicht wissen, wie die Unbekannten reagierten, wenn er
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