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0896 - Das Licht der Wurzeln

0896 - Das Licht der Wurzeln

Titel: 0896 - Das Licht der Wurzeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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immerhin verfehlt hatte, würde sich mit dem Ergebnis nicht zufrieden geben. Draußen wurden Schüsse abgegeben. Das konnte nur bedeuten, dass diese Brachländer die Stadt angriffen und sie zu stürmen versuchten.
    Und Zamorra war unbewaffnet.
    ***
    Vinca von Parom blickte auf die Stelle, an der Artimus van Zant verschwunden war.
    Die Verzweiflung in ihm wurde mit jedem Atemzug größer. Lakir… vielleicht lebte sie ja schon nicht mehr. Und er saß hier auf dieser Magiewelt herum, untätig und sinnlos. Doch es hatte keinen Sinn darüber zu lamentieren, denn er konnte auch seine Freunde hier nicht im Stich lassen.
    Die Stimme Maiisaros drang wie aus der Ferne an seine Ohren.
    »Vinca, ich erinnere mich so gerne an den Besuch deiner wunderschönen Frau. Ich habe Lakir sofort in mein Herz geschlossen. Ich denke, es gab wohl nie eine bessere Wächterin. Sie und die Wurzel auf Parom waren eins. Das dann alles so hat kommen müssen, wie ihr mir berichtet habt, das ist schlimm. Doch wir können es jetzt nicht mehr ändern.«
    Maiisaros Raubtieraugen blickten den verzweifelten Krieger aufmunternd an.
    »Geh, Vinca von Parom. Benutze den Speer. Kehre zu deiner Geliebten zurück, denn sie braucht dich so dringend. Artimus und Zamorra kannst du hier nicht helfen.«
    Vinca hielt der Lichtfrau die offenen Handflächen entgegen.
    »Soll ich zu ihr mit leeren Händen gehen? Soll ich neben ihr sitzen und warten, bis das Leben aus ihr gewichen ist? Maiisaro sag du es mir. Kannst du ihr denn nicht helfen?«
    Das Licht der Wurzeln blickte ihn lächelnd an, und nun war dieses Lächeln ehrlich und rein.
    »Ich will es zumindest versuchen. Komm zu mir, umarme mich.« Vinca wich verblüfft einen Schritt zurück. Maiisaro lachte ihr helles Lachen. »Komm her, Krieger. Keine falschen Gedanken jetzt. Tu es für Lakir.«
    Zögernd kam Vinca näher. Maiisaro erwartete den Krieger mit ausgebreiteten Armen. Die Umarmung der beiden lief eher einseitig ab, denn der Krieger stand nur da wie ein Holzklotz. Maiisaros Lachen klang über die ganze Lichtung. Dann wurde die junge Frau plötzlich still und ernst. Vinca hörte ihre leise Stimme an seinem linken Ohr flüstern.
    »Was jetzt kommt, wird dir einiges abverlangen, Krieger, doch es könnte Lakirs Leben retten. Also halte es aus…«
    Im nächsten Augenblick begann die Luft um die beiden herum zu vibrieren. Dann brach weißes Licht aus Maiisaros Körper und floss direkt in Vinca hinein. Der Krieger schrie, als würde er bei lebendigem Leib gehäutet, was dem Schmerz ähnlich war, den er nun zu erleiden hatte. Vincas Haare fingen Feuer, denn das weiße Licht war wie ein brennender Wind, der sich unerbittlich sein Futter suchte. Vincas Augen traten weit aus ihren Höhlen, bereit zum letzten Mal das Blau des Himmels zu betrachten. Der Paromer war an der Grenze zu seinem Tod angelangt. Doch dann, von einem Herzschlag zum nächsten, war alles vorbei.
    Maiisaro löste ihre Arme von Vinca, der wie leblos zusammenbrach.
    Vinca war in einer schrecklichen Verfassung. Seine Kopfhaare - und auch die an seinem Armen und der Brust - waren versengt. Sein Körper dampfte, als würde er die schreckliche Hitze nach und nach aus sich herauspumpen.
    Nur langsam kam er auf die Knie, stütze sich mit beiden Händen auf dem Waldboden ab, der unter ihm völlig versengt war. Maiisaro stand direkt vor ihm, bückte sich, damit sie dicht an Vincas Ohr heran reichte.
    »Verzeih mir, doch es ging nur so. Einen anderen Weg, um etwas von meinem Lebenslicht zu übertragen, gibt es nicht. Und nun geh zu Lakir, umarme sie - du wirst sehen, was geschieht. Aber beeile dich, denn mein Lebenslicht ist nicht ewig konservierbar. Los, zögere nicht länger.«
    Vinca röchelte. Er quälte sich jedes einzelne Wort ab. »Und dann? Wird sie wieder gesund? Was soll ich tun, wenn der Tod dennoch nach ihr greift?«
    Maiisaro machte zwei Schritte nach hinten, als wolle sie Vinca genügend Raum geben, den Speer aufzubauen.
    »Bringe sie zu mir. Ich weiß einen Ort, der ihre Seele wieder gesund werden lässt. Nun aber geh.«
    Vinca von Parom sammelte seine Kräfte, zumindest den Teil davon, der ihm in diesen Augenblicken zur Verfügung stand. Das war gerade ausreichend, um den Speer entstehen zu lassen. Vinca verschwand vor Maiisaros Augen.
    Die junge Frau ließ sich auf die Knie fallen. Sie war vollkommen erschöpft, denn ihr Licht so dosiert und vorsichtig abzugeben und es auf ein anderes Lebewesen zu übertragen, das brachte sie an ihre eigenen

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