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0896 - Das Licht der Wurzeln

0896 - Das Licht der Wurzeln

Titel: 0896 - Das Licht der Wurzeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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sich wie eine von Stygias Amazonen vorgestellt, doch da irrte er. Die Frau sah großartig aus, und auch wenn sie nun nicht eben in feinste Gewänder gehüllt war, so sah sie gegen die Amazonen aus wie ein Starmodell. Um ihren Kopf herum wedelten zwei dicke Zöpfe, doch das auch schon das einzige fröhliche Detail, was sie sich gönnte.
    Die Männer um sie herum befolgten ihre Anweisungen. Die bestanden daraus, nach allen Seiten hin zu sichern, damit man nicht vom angreifenden Feind überrascht werden konnte, und darin, einen Galgen zumindest provisorisch so nachzustellen, dass die geplante Hinrichtung reibungslos über die Bühne gehen konnte.
    Eine Hinrichtung, die denen im Wilden Westen nicht unähnlich war.
    Zamorras Hinrichtung!
    Van Zant hatte mit vielen irrwitzigen Situationen gerechnet, in denen er den Professor hier vorfinden könnte. Damit, ihn vom Galgen schneiden zu müssen, jedoch eher nicht.
    Kann Zamorra in dieser imaginären Welt sterben? Die Frage war so normal oder verrückt wie die nach dem Steak, dass Artimus nun sehr gut getan hätte. Vor allem aber war sie überflüssig, denn der Physiker sah die angesengten Haare an Zamorras Schläfe. Anscheinend hatte da jemand zu genau gezielt. Wenn Zamorra also verletzbar war, dann… van Zant dachte den Gedanken nicht bis zum Ende durch.
    Irgendwer schlurfte mit einem Strick heran - und Artimus wurde aktiv. Auch wenn man ihn nicht registrierte, so konnte er doch eingreifen. In seiner Jugend auf der Plantage seiner Eltern hatte Artimus aus lauter Langeweile das Schießen gelernt. Seine Kumpel und er hatten sich dabei zwar nicht zu Kunstschützen entwickelt, aber immerhin eine gewisse Kunstfertigkeit darin erworben.
    Für einen kurzen Moment sah Artimus sich als Westernheld - als Roy Rogers oder Hopalong Cassidy - der dem unglücklichen Delinquenten in letzter Sekunde den Strick vom Hals schoss. Aber wirklich nur für einen sehr, sehr kurzen Moment.
    Dann entschied er sich für die einfachste Lösung, die auch seinen Fähigkeiten als Schütze entsprach. Er schnappte sich das Gewehr, dass der Strickträger gegen eine Hauswand gelehnt hatte und gab ein Dutzend Feuerstöße ab, die - und darauf legte der verkappte Revolverheld doch großen Wert - allesamt trafen: 12 große Fensterscheiben barsten im Sekundentakt.
    Was van Zant damit erreichen wollte, das traf auch ein. Die Frau und ihre Leute gingen sofort in Deckung, erwiderten das Feuer auf den imaginären Feind, der sie angriff. Als von dem kein Schuss mehr kam, starteten sie eine sinnlose Attacke auf die Häuser mit den ruinierten Fenstern. Es herrschte Verwirrung pur. Doch das war es genau, was Artimus gewollt hatte. Er war mit drei langen Schritten bei Zamorra und fasste ihn fest bei den Schultern.
    Der Parapsychologe befand sich in einem Stadium zwischen Ohnmacht und Wachsein - vermutlich hatten die Frau und ihre idiotischen Helfershelfer ihm eine Tracht Prügel verabreicht. Van Zant hätte gute Lust gehabt, sich die Bande noch einmal vorzunehmen, doch dafür war keine Zeit.
    Was nun kommen würde, war ihm sowieso schleierhaft, denn er hatte keinerlei Vorstellung, wie er nun von sich aus diese Phase verlassen sollte. Er glaubte nun einmal nicht daran, dass plötzlich ein Wunder geschah, das Zamorra und ihn in die Realwelt zurückholen konnte.
    Er war in seinem Glauben schon oft eines Besseren belehrt worden - Aliens, Teufel und Dämonen - auch an sie hatte er nun wahrlich früher nie geglaubt, bis sie ihm nach dem Leben getrachtet hatten.
    Und auch in diesem Fall sollte er sich Augenblicke später nur noch wundern…
    ***
    Vinca von Parom war in der Nutzung des Speers wirklich perfekt.
    Selbst in seinem augenblicklichen Zustand war er absolut in der Lage, nicht nur zu der gewünschten und anvisierten Welt zu gelangen, sondern dort einen ganz bestimmten Ort zu finden.
    Mitten in der Eingangshalle der no tears-V illa materialisierte die Gestalt des Kriegers von Parom. Nicht weit von ihm ertönte ein Schreckensschrei, ausgestoßen von Manja Bannier, der aus Chile stammenden Erzieherin, die hier an einem kleinen Tisch saß und Bestellungen ausfüllte.
    Für einen kurzen Augenblick glaubte Manja an einen erneuten Angriff eines Vampirs oder eines der anderen Höllenwesen, mit denen sich Zamorra und van Zant so oft herumschlugen. Manja war das alles nicht mehr fremd und an den Gedanken, dass es diese Wesen nun tatsächlich gab, hatte sie sich auch gewöhnt.
    Dann jedoch erkannte sie den Mann, der Doktor van Zant

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