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0896 - Das Licht der Wurzeln

0896 - Das Licht der Wurzeln

Titel: 0896 - Das Licht der Wurzeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Preisschießen veranstalten konnte.
    Jemand fluchte, denn Zamorra hatte gut gezielt - dann zischte der nächste Strahl in seine Richtung, doch da war er bereits zwischen zwei Häusern weggetaucht. Das Schlimmste an dieser Situation war, dass er keine Ahnung hatte, wohin er sich wenden sollte. Doch genau genommen spielte das für ihn hier keine Rolle. Er blickte nach hinten. Die Häuserlücke führte ihn dort auf einen Hinterhof, an dessen gegenüberliegenden Ende ein weiterer Durchgang existierte.
    Er hatte nichts zu verlieren - alles konnte richtig, alles falsch sein. Zamorra sprintete los und überquerte den Hof in schnellem Lauf. Nur noch zwei lange Schritte, dann war er wieder draußen, doch genau in diesem Augenblick wickelte sich etwas schmerzhaft eng um seine Fesseln.
    Zamorra hörte das Klacken von mehreren Metallkugeln, die an Lederbändern befestigt waren. Auf der Erde hatte man eine solche Fangwaffe Bola genannt, mit der man im Prinzip Jagd auf Kälber, manchmal auch auf Pferde machte. Bei einem Menschen funktionierte das aber nicht minder gut.
    Zamorra knallte hart am Boden auf. Ein ziehender Schmerz raste durch seine rechte Schulter, auf die er gefallen war. Sekunden nur dauerte es, bis sich ein Dutzend Gewehrläufe auf ihn richteten.
    Dann hörte er eine Stimme, die ihm sehr bekannt vorkam. Sie gehörte Kugä, der blonden Frau, die ihn schon vorhin am liebsten aus der Stadt getrieben hätte.
    »Das ist er. Das Dreckstück hat Ol erschossen. Los, knüpfen wir ihn auf!«
    ***
    Artimus van Zant wusste, dass es soweit war.
    Es gab keine logische Begründung - er wusste es ganz einfach. Das Bild wurde zu seiner ganz eigenen Realität, in die er sich fallen ließ. Denn Artimus wusste genau, dass er Zamorra hier finden würde. Maiisaro mochte in dieser, wie sie es nannte, Phase zwei, selbst nicht agieren können, doch ihr Licht, das nun zu einem winzigen Teil in dem Physiker ruhte, funktionierte tatsächlich wie ein Kompass, der van Zant den Weg wies.
    Was er sah, erinnerte ihn entfernt an eine alte Siedlerstadt in einem Western, die er als Kind so gerne gesehen hatte. Allerdings sehr entfernt, denn solche Gebäude hatte es in den Zeiten der noch jungen USA ganz sicher nicht gegeben. Und erst recht keine Schusswaffen, die Strahlen verschossen.
    Dort unten herrschte ein Häuserkampf der übelsten Sorte. Artimus konnte die ganze Szenerie gut überblicken, denn er befand sich auf einer Anhöhe, die zu dem sich anschließenden Gebirge gehörte. Natürlich hatte er keine Ahnung, wer da wen angriff, doch das konnte ja auch nicht sein Problem sein. Er fühlte die Nähe Zamorras - und die Gefahr, in der sich der Parapsychologe gerade befand.
    Van Zant zögerte nicht mehr. Mit schnellen Schritten bewegte er sich auf die Stadt zu, nicht ohne ständig auf der Hut zu sein, selbst in die Schießereien zu geraten. Er war unbewaffnet, hätte sich nicht einmal wehren können. Erstaunlicherweise schaffte er es unangefochten in die Straßen der Stadt.
    Es war nicht so, dass er für die Bewohner des Ortes unsichtbar wäre, nein, sie sahen ihn durchaus an - und schienen ihn im gleichen Augenblick zu vergessen. Er wusste, dass es Meditationstechniken gab, mit denen man erreichen konnte, in einer Menschenmenge nicht mehr aufzufallen. Es waren tibetische Mönche, die dies praktiziert hatten. Das wusste er jedenfalls von Zamorra, der ihm diese Geschichte glaubhaft berichtet hatte.
    Doch solchen Firlefanz, als die der nüchtern denkende Südstaatler diese Tricks immer bezeichnete, beherrschte er nun wirklich nicht. Dennoch war der Effekt hier ähnlich. Vielleicht war es Maiisaros Licht, das ihn da schützte?
    Doch van Zant traute dieser Sicherheit nicht, denn wenn sie trügerisch sein sollte, würde schließlich er es sein, der mit einem Loch im Bauch auf dem Boden lag. Ein Loch im Bauch - trotz der so unwirklichen Situation spürte Artimus tatsächlich aufziehenden Hunger.
    Alter Fresssack! Kannst du deinen Bauch nicht einmal dann ausschalten, wenn man dir ans Leder will?
    So sehr er sich auch bemühte, nicht mehr daran zu denken, kam ihm dennoch die Frage in den Sinn, ob man in einer Imagination auch Essen zu sich nehmen konnte…
    Eine befehlsgewohnte Frauenstimme unterbrach Artimus' kulinarische Gedankenreise. Die Stimme war nicht nur daran gewöhnt, Befehle zu erteilen, sondern auch, dass diese dann sofort und ohne Widerrede ausgeführt wurden.
    Artimus näherte sich dem Ort, an dem diese Dame ihr Regiment führte. Er hatte sie

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