0896 - Das Licht der Wurzeln

Titel: 0896 - Das Licht der Wurzeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer

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Sie wird wieder leben, Vinca.«
    Der Krieger führte das winzige Wurzelstück an Lakirs Mund. Verwundert bemerkte er, wie gierig sie es schluckte.
    Und Vinca von Parom wachte an der Seite seiner Frau - und hoffte…
    ***
    Zamorra schüttelte den Kopf. Er saß mit Doktor Artimus van Zant, Rola DiBurn und Millisan Tull genau in dem Zimmer, in dem ja alles seinen Anfang genommen hatte.
    »Ich weiß es wirklich nicht, Artimus.«
    Der Physiker hatte Zamorra die Frage gestellt, ob das, was der Parapsychologe erlebt und gesehen hatte, der Ursprung, der allererste Ansatz zu dem gewesen war, was die weißen Städte hatte entstehen lasen.
    »Wenn, dann können wir jetzt zumindest erahnen, was der Begriff der Angst bedeutet, um den es bei dem Plan der Herrscher ja geht. Um nichts anderes als um ein Bollwerk, das schützen soll.« Van Zant glaubte damit alles umrissen zu haben.
    Zamorra sah das nicht so.
    »Ein Bollwerk zum Schutz? Ein Schutz also, der mordet, der Zivilisationen vernichtet? Ich denke, auf so einen Schutz kann man getrost verzichten, Artimus. Aber ich will nicht bestreiten, dass das zumindest einmal der positive Ansatz gewesen ist. Heute jedoch sieht das anders aus. Selbst die wichtigen Helfer dieser Herrscher sind nicht mehr sicher. Schau dir Maiisaro an. Ob sie tatsächlich etwas erreichen wird? Und - warum wollen die Herrscher sie in ihrer Arbeit behindern, die ja so wichtig für den Fortbestand der weißen Städte ist? Mir kommt es immer mehr so vor, dass wir es hier mit einer Gruppe zu tun haben, die sich untereinander bekämpft, während nach außen hin eine gemeinsame Linie gefahren wird. Was eigentümlich ist. Ich sah das Symbol, mit dem die Großen - wie man sie nannte - dargestellt wurden, die Wesen also, die den Feind aufhielten, während die anderen fliehen konnten. Es war eine schwarze Flamme - eine Flamme, wie wir sie von den weißen Städten her kennen. Gibt es da einen so weit zurückreichenden Zusammenhang? Kaum vorstellbar.«
    Rola DiBurn schaltete sich ein.
    »Im Grunde seid ihr zu dieser Welt gereist, weil ihr die Position der Zentrumswelt der Herrscher erfahren wolltet, nicht wahr?« Zamorra und van Zant sahen einander betroffen an, denn bei all den Ereignissen hatten sie das vollkommen außer Acht gelassen.
    Eine leise Stimme meldete sich plötzlich. Niemand hatte bemerkt, dass Serhat mit im Zimmer war; er hatte sich hintern den schweren Polstermöbeln ganz einfach versteckt.
    »Vinca weiß, wo ihr suchen müsst.«
    Zamorra stand auf, nahm Serhat auf die Arme. »Und wie kommst du darauf, mein Freund?«
    Der Junge lächelte den Parapsychologen aus Frankreich gewinnend an.
    »Als Vinca Lakir geholt hat, da war er voller Licht - das Licht der Wurzeln hatte es ihm geliehen. Und in diesem Licht war ganz viel Wissen. Das hat Vinca bestimmt nicht alles vergessen.«
    Zamorra lächelte. Der kluge kleine Bursche gefiel ihm immer besser. »Du hast recht, Serhat. Vinca ist bestimmt nicht so vergesslich.«
    Serhat grinste schief. »Nein, bestimmt nicht so vergesslich wie Rola. Die hat nämlich vergessen, dass die Kinder schon auf ihr Abendbrot warten. Habe ich recht, Rola?«
    Die junge Frau riss die Augen auf, als sie auf die Uhr sah. »Verflixt, und wie Recht du hast. Dann los.« Sie schnappte sich Serhat und verschwand aus dem Raum. Die anderen konnten sich ein Grinsen nicht verbeißen.
    Unterschätze nie ein Kind - das könnte ein riesiger Fehler sein!
    ***
    Sie machte einen Sprung, der sie beinahe bis zu den Baumwipfeln schnellen ließ.
    Ein prima Sprung war das, doch das Ziel verfehlte sie dennoch. Die Kugel schnellte im letzen Moment zur Seite, ließ Maiisaro ins Leere greifen.
    Blitzartig sauste sie wieder nach unten, nutzte einen dicken Ast als Absprungbrett, was ihre Richtung urplötzlich veränderte.
    Dann schnappte sie zu - doch der Ball war wieder schneller als sie. Dann jedoch beging er einen entscheidenden Fehler. Er tippte auf dem weichen Waldboden auf, verlor so an Geschwindigkeit, was die Lichtfrau gnadenlos ausnutzte.
    Ein Griff - sie hatte ihn.
    Erschöpft ließ sie sich ins Gras fallen, genoss die Stille und das warme Licht der Sonne.
    Stille? Schnatternd kamen zwei Dutzend der Ballwesen auf sie zu.
    »Was ist los mit dir? Bist du etwa schon müde? Musst du in die nächste Phase?«
    Die Fragen kamen wie Geschosse. Maiisaro klatschte laut in die Hände und es kehrte Ruhe ein.
    »Nein, ich bin noch nicht müde, aber ich muss nachdenken. Und die nächste Phase gibt es ab sofort nicht