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0896 - Das Licht der Wurzeln

0896 - Das Licht der Wurzeln

Titel: 0896 - Das Licht der Wurzeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Situation auseinandersetzen.
    Die Frau betrachtete den Alten eher skeptisch, aber dann nickte sie. »Gut, Ol, wenn du das sagst und die Verantwortung übernimmst, dann soll mir das recht sein.« Sie blickte zu Zamorra. »Dennoch werde ich ein Auge auf dich haben.« Dann verschwand sie aus dem Haus.
    Der alte Mann, den die Frau Ol genannt hatte, winkte nur ab. »Sei ihr nicht böse, aber die Brachländer haben ihren Mann ermordet. Das kann sie natürlich nicht vergessen.«
    Zamorra betrachtete den Alten. Irgendwie hatte er Ähnlichkeit mit dem Greis, der ihn zu dem Monument begleitet hatte. Das Monument? Zumindest daran erinnerte er sich noch gut. Immerhin.
    Der Alte fixierte den Professor von Kopf bis Fuß. »Du kommst so wenig aus dem Norden, wie ich ein junger Hüpfer bin.« Er lachte über den eigenen Witz. »Egal. Du bist kein Brachländer. Was willst du wissen?« Zamorra nutzte die Gelegenheit aus. Das war ein Angebot, das ihm sehr gelegen kam.
    »Warum Feindseligkeit? Warum Krieg? Gehört ihr hier denn nicht zu den Nachkommen der Wesen, die sich in dieser Galaxie eine neue Heimat gesucht haben?« Das war eine riskante Frage, dessen war er sich bewusst. Aber der Alte sah Zamorra nur lange aufmerksam an. Dann antwortete er.
    »Du kennst die alte Sage noch? Ich dachte schon, ich wäre hier der Letzte, der davon gehört hat. Du hast recht, wir sind die Nachkommen derer, die vor langer Zeit die große Flucht gewagt haben. Der erste große Versuch einer Völkerallianz war gescheitert, als die Galaxie damals von der großen Geißel der Angst regelrecht gefressen wurde. Der erste Samen … so hatten sie ihren hehren Plan damals genannt. Er scheiterte an brutaler Vernichtung.«
    Zamorra hielt den Atem an. Er hatte es geahnt, und nun kamen ihm auch wieder alle Stationen seiner merkwürdigen Odyssee in den Sinn; der Schleier hob sich, die Erinnerung war klar und deutlich. Also war der erste Samen nichts weiter gewesen als der Versuch, eine große Völkerallianz zu installieren - ein friedliches Miteinander der Rassen.
    Ol fuhr fort. »Sie suchten eine neue Heimat. Nun, sie fanden sie hier, in dieser entlegenen Galaxie. Und sie pflanzten den zweiten Samen. Er gedieh großartig. Alles schien zu funktionieren. Die Magie hielt alles zusammen, und wenn es Probleme gab, wurde eine Lösung gefunden. Doch das letzte Ergebnis…« Er machte eine alles umfassende Handbewegung. »… das siehst du hier. Der Samen ist verdorrt. Geblieben sind Neid, Hass und Aggressivität. Auf dieser Welt zeigt sich das in der Missgunst zwischen Brachländern und Städtern. Aber das setzt sich auf allen Welten des Bundes fort. Manchmal denke ich, es wäre gut, wenn die alte Gefahr wieder aktiv würde. Vielleicht würden wir uns dann noch einmal zusammenfinden und etwas Großes schaffen.«
    Zamorra war erschüttert, denn in ihm waren echte Sympathien für diese Völker entstanden, die selbst nach einer so furchtbaren Niederlage nicht aufgegeben hatten.
    »Es gab doch so eine Art Ratsversammlung. Ist sie aufgelöst, oder wird dort noch versucht etwas zu retten?«
    Ol schüttelte den Kopf. »Das ist so lange her. Ich wundere mich wirklich, dass du davon noch etwas weißt. Nein, den Rat gibt es nicht mehr. Doch es wird sicher bald etwas Neues entstehen. Und das, denk an meine Worte, wird nicht gut sein.«
    Zamorra wurde hellhörig. »Was meinst du damit?«
    Ol hob beide Arme leicht an, als wolle er seine Worte unterstreichen. Doch er sollte sie nie aussprechen. Zamorra hörte ein Zischen, dann färbte sich Ols Hemd blutrot. Der alte Mann kippte nach vorne und schlug hart auf den Boden.
    Zamorra duckte sich und entging um Haaresbreite einer schlecht gezielten Strahlbahn. Schlecht gezielt, jedoch alles versengend, was sich zu nah an ihr befand. Zamorras Hemdärmel fing Feuer und der Parapsychologe hatte alle Mühe, sich keine bösen Verbrennungen zuzuziehen.
    Warum reagierte Merlins Stern nicht endlich? Keine schwarze Magie? Ja, aber immerhin wurde sein Träger auf Leben und Tod attackiert.
    Merlins Stern?
    Zamorra tastete nach der Silberscheibe, die vor seiner Brust baumelte.
    Er entsann sich nun wieder all der Dinge, die diese verfluchte Imagination ihm aus seinem Gedächtnis gestrichen hatte. Was für eine Macht steckte in diesen Bildern, die er interaktiv erlebte?
    Er musste hier raus. Nicht nur aus diesem Haus, sondern aus der ganzen Geschichte.
    Doch erst einmal galt es sein Leben zu retten, denn der schlechte Schütze, der ihn zwar knapp, aber

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