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0897 - Monster-Maar

0897 - Monster-Maar

Titel: 0897 - Monster-Maar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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gespielter Erschöpfung.
    Stefan ließ ein lautes, herzliches Lachen hören. »Tortur, so so. Mein lieber Herr Kollege, ein Wagen ist immer so gut wie sein Fahrer, vergiss das nicht.«
    »Wenn du das sa…«
    Zamorra kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Wie aus heiterem Himmel packten ihn kräftige Arme von hinten und stießen ihn gegen die Wagentür. Noch bevor er reagieren konnte, setzte der unbekannte Angreifer mit lautem Gebrüll nach.
    Zamorras geschulte Reflexe verhinderten Schlimmeres. Instinktiv drehte er sich um und hob die Arme, um die erwarteten Schläge abzuwehren - und traute seinen Augen nicht. Sein unbekannter Gegner war… uralt?!
    Ein gebrechlich aussehender Mann von etwa achtzig Jahren stand vor ihm, mit zerzausten Haaren und erhobenen Fäusten, der in eine Art Kutte oder Umhang gekleidet war. Ein Priester, ein Mönch vielleicht? Zamorra blieb keine Zeit für lange Überlegungen, denn Gevatter Zorn legte gleich mit einer überraschend gelungenen Attacke nach. Und seine Rechte traf Zamorras Kinn!
    Für einen Moment verschwand die Welt aus seinem Blick und machte einer angenehmen Schwärze Platz, dann rissen ihn harte Schläge in die Magengrube in die Wirklichkeit zurück. Wie eine Furie prügelte der Alte auf den Meister des Übersinnlichen ein, ohne Grund und Konzept, aber erstaunlich effektiv. Und unmenschlich stark.
    Zamorra ging in die Defensive. Er versuchte sich Deckung zu verschaffen, und doch traf ein Schlag nach dem anderen genau ins Schwarze, genau in seine Körpermitte. Die Luft blieb ihm weg, und seine Ausweichversuche waren kaum noch der Rede wert. Wann immer er den Arm hob, um seinerseits zum Gegenangriff überzugehen, quittierte der Alte diese Öffnung in seiner Deckung mit ein, zwei gezielten Schlägen, die den in Nahkampftechniken nicht gerade ungeschulten Meister des Übersinnlichen Sterne sehen ließen. Es schien, als sei der Angreifer überall zugleich. Wie eine wütende Furie, mit Fäusten, die aus allen Richtungen kamen, und deren Wucht unmenschlich war.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit, die doch nicht mehr als Sekunden gedauert haben konnte, waren Helfer herbei und zerrten den Alten von seinem Opfer weg. Zurück blieb Zamorra, atemlos und schwankend. Hätte ihn die überraschende Attacke nicht ohnehin mit dem Rücken an den Jaguar gedrängt, wäre er längst hilflos zu Boden gegangen. Er spürte Stefans Arm unter seiner Achsel, der ihn stützte und ihm weiteren Halt vorlieh, als seine Knie nachzugeben drohten. Nach und nach kam die Welt wieder in seinen Fokus.
    »Bist du okay«, fragte Stefan und blickte Zamorra besorgt in die Augen.
    Der Franzose nickte keuchend und hielt sich den schmerzenden Bauch. »Was… was zum Donner sollte das?«
    Sein Blick fiel abermals auf den Alten, und es war, als sähe er plötzlich einen ganz anderen Menschen. Das, was da von zwei Mitgliedern von Stefans Team festgehalten wurde, war nicht mehr der Mann, der ihn angegriffen hatte! Oh, natürlich sah er so aus; natürlich hatten ihn die beiden Helfer nicht aus den Augen gelassen, und doch… Es war wie in der Geschichte von Jekyll und Hyde: In einem Augenblick wütendes Monster, im nächsten Moment friedlich - und allem Anschein nach unwissend.
    Dieser gebrechliche Mönch konnte unmöglich hinter dem gnadenlosen Angriff gesteckt haben. Schon rein körperlich schien er dazu nicht in der Lage zu sein. Seine Miene war friedlich, seine Körperhaltung in keinster Weise aggressiv - und vor allem: Er schien völlig ahnungs- und orientierungslos zu sein. Als wäre sein Geist noch nicht zurück im Hier und Jetzt. Willenlos ließ er sich von Stefans Mitarbeitern stützen; Zamorra bezweifelte, dass er sie überhaupt zur Kenntnis nahm.
    Der Professor wusste nicht, was hier geschehen war - auch sein Amulett verhielt sich absolut still -, aber es ging mit Sicherheit nicht mit rechten Dingen zu.
    »Wer sind Sie?«, fragte er und stützte sich mit der Rechten auf Stefans Schulter. Der Alte sah ihn nur verwirrt an.
    »Sieht aus wie ein Mönch«, murmelte Stefan leise. »Die kommen hier nur selten vorbei.«
    »Gibt es denn ein Kloster in der Nähe?«
    Stefan nickte. »Mehrere sogar. Er gehört vermutlich zu den Mönchen aus Maria Laach, das ist quasi gleich um die Ecke. Nur wenige Kilometer entfernt.«
    »Und dann fährt er zum Nürburgring, um auf wildfremde Menschen einzuprügeln?« Zamorra griff in die Innentasche seiner Jacke und brachte ein Notizbuch zum Vorschein, welches er seinem alten Freund hinhielt.

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