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0897 - Monster-Maar

0897 - Monster-Maar

Titel: 0897 - Monster-Maar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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schon siehst du Gespenster.«
    Er beugte sich zur Seite und tastete unter seinem Stuhl nach der blauen Thermoskanne, deren Deckel er noch in der Hand hielt. Es wurde Zeit, den Schlafsack aufzusuchen. Die restliche Suppe konnte er auch morgen noch trinken. Umständlich streckte er die Finger nach dem ramponierten Gefäß aus, konnte es in der Dunkelheit aber kaum ausmachen - bis er zufällig dagegen stieß. Mit einem leisen Glucksen schwappte heiße Hühnerbrühe über den Rand der Kanne und auf Eusebius ausgestreckte Hand.
    Verdammt!
    Struttenkötter seufzte leise und leckte sich die wohlriechende Flüssigkeit von den schmerzenden Fingern. Eine Taschenlampe wäre jetzt praktisch, dachte er bitter und schwor sich, gleich morgen im Souvenirladen auf dem Klosterparkplatz nach neuen Batterien für seine Maglite zu fragen. Dann könnte er zumindest wieder ein wenig Licht in diese stockfinsteren Eifeler Nächte bringen.
    Es sollte der letzte Gedanke sein, den der Koblenzer Geologe an Batterien verschwendete. Er hätte später nicht mehr sagen können, wie es geschah oder von wo es kam, doch plötzlich spürte er, wie sich sämtliche Haare auf seinen Armen und Beinen aufstellten. Gänsehaut überzog seinen Körper und ein eisiger Schauer lief ihm den Rücken herunter - erst dann hörte er das Geräusch! Eusebius verharrte reglos und hielt den Atem an. Mit weit geöffneten Augen starrte er in die Nacht.
    Zunächst war es kaum mehr als ein leises Wimmern, das mit dem Wind über den See zu ihm drang. Ein schrilles Quietschen aus weiter Ferne, wie das Bremsen eines Zuges oder von Fingernägeln auf einer Grüntafel. Doch binnen Sekunden steigerte es sich, wurde lauter und lauter und wuchs zu einem Heulen heran, einem unwirklichen Klagelaut, der Eusebius das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Was in Gottes Namen…
    Dann brach es ab, so schnell und unvermittelt, wie es gekommen war. Und die Stille, die zurückblieb, war genauso unheimlich, schien ihm auf eine absurde, kindliche Art und Weise genauso feindlich zu sein. Struttenkötter schluckte und fühlte sich mit einem Mal beobachtet. Es klang paranoid, doch er glaubte förmlich zu spüren, dass sich der See, das Land, ja die Nacht selbst plötzlich gegen ihn verschworen hatte. Er gehörte nicht hierher. Nicht um diese Zeit.
    Der Wind pfiff wieder durch die Wipfel der Bäume, und Eusebius bildete sich ein, als rufe er seinen Namen. Ein verirrter Mondstrahl drang durch die dichten Wolken auf die Seeoberfläche, und in der wabernden Reflektion des fahlen Lichtes glaubte er, so irrational das auch war, für einen Moment sein eigenes Antlitz gespiegelt zu sehen - mit schreckgeweiteten Augen und offenem Mund. Er sah panisch aus.
    »Reiß dich zusammen, du Träumer«, hauchte er in dem vergeblichen Versuch, sich selbst Mut zuzusprechen. Was war nur hier los? Er war doch sonst nicht so ein Feigling. Die Wolkendecke schloss sich wieder und tauchte das Gelände abermals in Finsternis - da explodierte die Welt!
    Von einem Augenblick auf den anderen hatte sich die Dunkelheit in ihr Gegenteil verwandelt, strahlte das, was zuvor noch finsterste Schwärze gewesen war, mit einer gleißenden Intensität in Eusebius Augen, dass er schon fürchtete, daran zu erblinden. Er sah den See, das Ufer - er sah alleö, ganz klar und taghell, nur auf seltsame Weise farblos. Bewegungslos. Statisch, wie auf einer alten Schwarzweiß-Aufnahme. Ein irreales Standbild, gefangen im Blitzlicht eines wahnsinnigen Fotografen. Eusebius stöhnte und blinzelte - und schon war der Spuk vorüber. Einzig ein schmaler Streifen zeugte noch von dem unheimlichen Spektakel; ein dünner Lichtstrahl, der die Nacht durchschnitt wie der Schein eines winzigen Leuchtturms. Schräg fiel er auf die Wasseroberfläche und verschwand in den Tiefen des Laacher Sees.
    Mit zitternden Knien erhob sich Eusebius Struttenkötter aus seinem Sitz und drehte sich um. Langsam folgte sein Blick dem Strahl zurück, suchte nach dessen Quelle - und fand sie.
    »Was zum…«, murmelte er leise, und starrte auf das Kloster, mehrere Hundert Meter hinter ihm am Hang. Und auf die gleißende Helligkeit, die aus seinem einzig erleuchteten Turmfenster hinaus in die Dunkelheit drang.
    ***
    Etwas… geschah.
    Er wusste es nicht zu benennen, konnte es nicht bestimmen oder einordnen, aber er wusste, dass es da war. So sicher, wie er seinen Namen wusste. So sicher, wie er sich über seine eigene Kxistenz war.
    Ein magisches Ereignis fand statt - irgendwo in der

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