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0897 - Monster-Maar

0897 - Monster-Maar

Titel: 0897 - Monster-Maar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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Harry Sullivan war diese Erkenntnis bedeutungslos geworden. Für ihn, den ehemaligen Mediziner der Royal Navy und aktuellen Sonderbeauftragten Seiner Majestät, gab es nur noch das Hier und Jetzt: einen irren Mahlstrom aus Rauch und Gebrüll, vertanen Hoffnungen und viel zu hohen Zielen. Blut tropfte in sein linkes Auge, und er konnte nicht einmal sagen, woher es kam.
    Dir Halifax geriet in Schräglage und fing an zu trudeln. Wieder und wieder drehte sich die dem Untergang geweihte Maschine um die eigene Achse, und Sullivan und McCrimmon verloren im Bauch des Langstreckenbombers vollends die Orientierung. Unsanft flog Harry von seiner Bank und landete auf dem harten Kabinenboden, nur um gleich weiterzurutschen, ohne Halt. Chesterton fluchte irgendwo, nur wenige Schritte entfernt, und scheinbar doch meilenweit entfernt. Es war egal, denn alles war zu Ende.
    Harrys Hände schlossen sich noch fester um das kleine Kästchen mit dem so wertvollen Inhalt. Dem Inhalt, der nun ebenso bedeutungslos geworden war wie sein Leben. Noch immer leuchtete es blau durch die Zwischenräume der rauen Holzleisten, aus welchen die Kiste gezimmert worden war, und was Harry noch vor Minuten als kalt und unangenehm empfunden hatte, schien ihm nun wie ein beruhigendes Streicheln auf seiner Haut. Ein Gefühl, das zu seiner Lethargie passte, das sein Denken einhüllte und seinen Geist befreite. Harry drückte das Kästchen fest an seine Brust.
    So endet sie also , dachte er ruhig, und spürte die Tränen nicht, die seine Wangen hinab liefen. Die vielleicht wichtigste Mission des gesamten Krieges. Unbemerkt und banal . Sie hatten es fast geschafft, doch ein deutscher Patrouillenflug hatte ihre Hoffnungen mit wenigen gezielten Treffern zunichte gemacht, irgendwo über dem deutschen Südwesten. Kurz vor Koblenz, so kurz vor ihrem Ziel. Und mit ihnen, so vermutete Harry in diesen Momenten des tiefsten Bedauerns, verging auch die Zukunft der freien Weit.
    Die Halifax röhrte und zog eine dunkle Rauchfahne durch den Nachthimmel über der Eifel. Hinab, immer weiter hinab, dem Boden entgegen.
    Chesterton meldete sich abermals. »Haltet euch fest, Leute, das wird eine holprige Notlandung«, rief er durch das Dröhnen, und seine brechende Stimme sprach dem falschen Optimismus, der in diesen Worten lag, Hohn. Harry hörte nicht mehr hin. Er hatte seinen Frieden gemacht. Was immer nun mit der Welt geschah, lag nicht in seiner Hand.
    Mit großer Wucht prallte das britische Flugzeug auf die Wasseroberfläche.
    ***
    Wasser, überall war Wasser.
    Die Scheibenwischer des Jaguars arbeiteten auf Hochtouren, und dennoch konnte Zamorra kaum noch durch die Windschutzscheibe sehen. Verdammt noch mal, er hatte sich immer für einen guten Autofahrer gehalten, aber dieses Fahrsicherheitstraining überstieg allmählich seine Leistungsbereitschaft. Wie hatte Stefan am Telefon gesagt? Ein romantisches Wochenende in der Eifel, inklusive einem kleinen Parcours für echte Männer? Allmählich glaubte Zamorra, dass sein alter Studienfreund aus Deutschland den Verstand verloren hatte. Es war aber auch verrückt von Stefan, nach einer jahrelangen Universitätskarriere das Berufsfeld zu wechseln und auf dem Nürburgring Schulungen im Autofahren unter Extrembedingungen anzubieten… Vielleicht das Resultat einer späten Midlifecrisis? Und warum waren Zamorra und Nicole seiner Einladung überhaupt gefolgt?
    Mühsam riss der Professor das Lenkrad zur Seite und wich einem weiteren der weiß-orangenen Hütchen aus, welche die nasse Fahrbahn begrenzten. Normalerweise zeigten sich Formel-1-Idole auf dieser traditionsreichen Rennstrecke von ihrer besten Seite, heute schien sich ein französischer Gelehrter auf ihr zum Affen zu machen. C'est la vie.
    Wenige Minuten später war er am Ziel. Als er die Fahrertür öffnete, stand Stefan schon grinsend vor ihm. »Na, doch nicht so einfach, wie du dachtest, was?«
    Für einen Moment war Zamorra gewillt, dem agilen Mittfünfziger mit der braunen Kurzhaarfrisur eine zynische Antwort zu präsentieren, doch dann seufzte er nur und stieg aus dem Wagen. Noch immer war die Rennstrecke von Besuchern und Teilnehmern des Fahrtrainings gesäumt. Abermals staunte er darüber, wie viel Publikum diese Veranstaltung anzog. Vielleicht hatte Stefan mit seiner zweiten Karriere doch nicht aufs falsche Pferd gesetzt, zumindest nicht wirtschaftlich.
    »Und für diese Tortur hast du die gute alte Parapsychologie an den Nagel gehängt?«, fragte er den Deutschen mit

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