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0897 - Monster-Maar

0897 - Monster-Maar

Titel: 0897 - Monster-Maar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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haben. »Nicht ganz. Ich beweise ihn.«
    Als er ihren verständnislosen Blick bemerkte, fuhr der Geologe fort. »Der Vulkanismus in der Eifel ist eigentlich sehr jung. Auch wenn wir heute davon ausgehen, dass sich die Lava speienden Berge der Vorzeit in diesen Breiten längst erledigt haben, zeigt uns doch die Erdgeschichte, dass sie schon weit vor unseren Tagen Ruhepausen einlegten. Pausen, die mitunter größer waren als die Zeitspanne, die seit ihrem letzten Ausbruch verging.«
    »Sie sagen also, dass die Vulkane der Eifel jederzeit wieder aktiv werden könnten?« Nicole sah ihn ungläubig an.
    Struttenkötter schüttelte den Kopf, dass die braunen Haare unter dem Schlapphut nur so umher flogen. »Nein, nein. Ich belege es sogar! Sehen Sie, das Geheimnis liegt bei den Ameisen. Ameisenstraßen verweisen in Gegenden wie dieser auf starke vulkanische Aktivität. Wenn wir den Ameisen folgen…«
    Der Koblenzer Geologe redete und redete, doch Nicole Duval schaltete ihr Gehör auf Durchzug. Ameisen, die einen drohenden Vulkanausbruch in der Eifel vorhersagten… Sie hatte ja schon viel gehört, aber diese Geschichte bekam einen Ehrenplatz in der Kategorie Extraschräg. Als ihr außergewöhnlicher Gesprächspartner seinen Monolog beendet hatte, wickelte sie die Unterhaltung höflich aber bestimmt ab, und erhob sich, um nach Zamorra zu sehen. Es wurde dunkel, und allmählich musste er die Klosterführung hinter sich haben.
    »Gehen Sie ruhig, Frau Duval«, sagte Struttenkötter ernst. »Nach Einbruch der Dunkelheit sollte sich eine Frau wie Sie nicht mehr am Laacher See aufhalten. Nachts ist das hier keine angenehme Gegend.« Dann schüttelte er den Kopf und zog sich den Hut tiefer ins Gesicht, als sei ihm die letzte Bemerkung selbst peinlich.
    Nici zögerte. »Was meinen Sie?«
    Aber der Geologe winkte ab. »Nichts weiter. Manchmal denke ich laut, eine furchtbare Angewohnheit. Es hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen.«
    Ohne auf eine Erwiderung zu warten, reichte Struttenkötter ihr die Hand und deutete eine leichte Verbeugung an. Dann ging er einige Schritte zurück und bog in einen der Wanderwege. Nach wenigen Metern war er im Dickicht der Büsche und Bäume verschwunden. Zurück blieb eine mehr als erstaunte Nicole.
    Kein Ort für eine Frau wie Sie? Eines musste sie dem wirren Wissenschaftler bei aller Skurrilität lassen: Er wusste, wie man Frauen neugierig machte.
    ***
    »Oh, kreie mer Besooch? Kutt eronn, Konner. Wullt ihr nach jet eaßen?«
    »Ähm…«, erwiderte Nicole, und kapitulierte. Sie und Zamorra standen vor der Tür des Gasthauses »Zur Krone«, einer kleinen, aus schweren dunklen Basaltsteinen gemauerten Herberge im Mendiger Ortsteil Niedermendig, keine vier Kilometer vom Laacher See entfernt, und abermals bewies die Eifel, dass sie Nicoles Vorurteilen voll und ganz entsprach: Nicht nur, dass sie geographisch gesehen kilometerweit vom Schuss lag - ihre Bewohner hatten auch allesamt einen solchen! Das zeigte sich wohl nirgendwo deutlicher, als in dem absurden und völlig unverständlichen Dialekt, den man hier sprach.
    Die beiden Reisenden hatten sich nach dem Ende der touristischen Programmpunkte am Kloster getroffen und sich dazu entschieden, dem Laacher See morgen noch eine zweite Chance zu geben. Zwar hatte Zamorras Besichtigung der Anlagen zu keinerlei Ergebnissen geführt, und doch sagte ihm eine innere Stimme, dass da mehr war, als er bisher sah. Er konnte es noch nicht greifen, nicht beim Namen nennen, aber da war es. Alles, was er brauchte, war Zeit. Zeit, um zu finden, was immer in Maria Laach auf ihn wartete.
    Aufgrund einer entsprechenden Auskunft des Souvenirverkäufers am Parkplatz waren sie nach Mendig gefahren, wo sie ein Bett für die Nacht zu finden hofften. Ein Schild am Ortseingang hatte sie zur Krone geführt, deren Wirtin, so vermutete Nicole zumindest, ihnen soeben die Tür geöffnet hatte.
    Die Alte trug eine schlichte Kittelschürze und machte auf sie einen sehr sympathischen, nahezu großmütterlichen Eindruck, und das trotz des Kauderwelschs, das sie von sich gab. Sie strahlte sie an, als seien Zamorra und sie ihre lang verschollenen Kinder.
    »Mama, warte«, meldete sich eine Stimme aus dem Inneren des Hauses, dann öffnete sich die Tür weiter und ein stämmiger Mann mit Halbglatze und dicker Hornbrille drängte sich neben die Frau. »Verzeihen Sie«, sagte er schnell. »Sie sind vermutlich nicht von hier. Dann werden Sie mit unserem Dialekt wenig anfangen können.«
    Er

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