0898 - Der Saboteur
Fällen zog dieser Mann geringen Nut-zen aus seinem Talent. Er konnte zum Beispiel, wenn er zufällig lange genug in der Nähe eines Telepathen geblie-ben war, selbst zumindest die Gedan-ken seiner Mitmenschen erraten. Er war dabei absolut harmlos und stellte für keinen Mutanten die geringste Ge-fahr dar. Das immerhin wurde unter-sucht - es war aber offensichtlich nicht genug. Nachdem feststand, daß dieser Mensch nur Impulse aufnahm, die sonst einfach ins Nichts verstrahlt wä-ren, prägte jemand den Begriff vom symbiontischen Mutanten.
Weitere Aufzeichnungen lagen leider nicht vor."
„Das verstehe ich nicht", murmelte Irmina Kotschistowa verwirrt. „Man hätte der Sache nachgehen müssen."
„Es scheint, als wäre keine Zeit dazu geblieben."
„Ist doch auch egal", warf der Maus-biber ein. „Der alte Mann sammelte Psi-Impulse. Was er damit anstellte, weiß niemand. Aber jetzt wissen wir, daß seine Enkelin seine Begabung ge-erbt hat."
„Wissen wir das?" fragte Irmina et-was überrascht.
Gucky winkte ab. „Denk mal nach! Das Kind ist zehn Jahre alt und fiel bisher höchstens durch gelegentliche Streiche auf. Si-cher kam sie mal in die Nähe von Mu-tanten, aber nicht nahe genug, um ei-nen von uns bei der Arbeit zu beobach-ten ..."
„Du hast mich übersehen. Sie war oft in der Krankenstation und sah zu, wenn ich jemanden behandelte."
„Genau darum geht es. Du und ich -wir sind die Ausnahmen. Wenn wir von dem ausgehen, was Douc über ihren Großvater herausgebracht hat, sam-melte Sternfeuer die ganze Zeit über Impulse.
Um diese Kräfte aber einset-zen zu können, brauchte sie gewisser-maßen praktische Anleitung. Was konnte sie von dir lernen? Was du machst, ist sehr schwer zu verstehen. Selbst wenn Sternfeuer dir direkt zu-sah, konnte wahrscheinlich nicht mal der mutierte Teil ihres Gehirns etwas mit den empfangenen Informationen anfangen. Im Vergleich zu deinen Fä-higkeiten ist Telekinese einfach zu be-greifen. Und sie hat gerade mit der Te-lekinese direkte Bekanntschaft ge-macht. Douc glaubt daher, daß es kein Zufall ist, wenn sie unbewußt ausge-rechnet telekinetisch gegen alle mögli-chen Einrichtungen vorgeht."
„Aber das hieße, daß sie früher oder später auch auf jeden anderen Mutan-ten reagieren wird", sagte Irmina Ko-tschistowa entsetzt. „Vorausgesetzt, es ist einer in der Nähe", nickte der Mausbiber emst. „Wenn sie auf der SOL bleibt, dürfte sich daraus kein besonders schwieriges Problem ergeben: Mag sein, daß Bjo Breiscoll mit auf die Reise geht - bis sie so weit ist, daß sie ihn imitieren kann, dürfte sie auch reif genug sein, um kei-nen Unfug dabei anzustellen."
„Aber wir können sie nicht in der SOL lassen", kehrte Irmina Kotschi-stowa zum Ausgangspunkt zurück. „Warum nicht?" fragte Gucky und zeigte zum erstenmal seit dem uner-warteten Zusamrnentreffen flüchtig seinen Nagezahn. „Uns steht nur ein Mensch im Wege, und das ist dieser ominöse Opa."
„Ja, und der ist weit weg, auf der Erde", nickte die Mutantin betrübt. „Das ist nicht so sicher."
Sie sah überrascht auf.
Gucky seufzte und warf Douc Lan-gur einen vorwurfsvollen Blick zu. „Er konnte mir gar nichts erklären", sagte die Terranerin hastig, „denn dazu blieb keine Zeit. Also rede endlich. Was hast du dir ausgedacht?"
„Es war nicht meine Idee", vertei-digte sich der Mausbiber, und die Tat-sache, daß er sich verteidigte, machte Irmina Kotschistowa argwöhnisch. „Es ist ganz einfach. Terra ohne Groß-vater ist für Sternfeuer reizlos. Also schaffen wir den alten Mann ab.."
Sie starrte den Mausbiber mit offe-nem Mund an. „Niemand auf der BASIS weiß, was aus ihm geworden ist", fuhr Gucky be-schwichtigend fort. „Ich hoffe, daß er gesund und munter ist und sich noch lange seines Lebens erfreuen darf. Aber für Sternfeuer ist es besser, wenn sie ihn in ihren Gedanken schon jetzt begräbt."
Irmina fühlte sich versucht, aufzu-springen und zu Sternfeuer zurückzu-laufen. Wie konnten die beiden nur auf eine so abscheuliche Idee kom-men? Gut, Douc Langur handelte nur logisch, und vermutlich wußte er überhaupt nicht, was ein Kind bei ei-ner solchen Nachricht empfinden mochte, aber Gucky, der doch Tele-path war ...
Der Mausbiber sprang wütend auf. „Allerdings", knurrte er. „Das bin ich. Und es macht mir bestimmt keinen Spaß, dem Kind das anzutun. Aber es ist die einzige Lösung, die uns noch bleibt! Entweder gelingt es uns, Stern-feuer davon zu überzeugen, daß ihr Großvater tot ist
Weitere Kostenlose Bücher