0898 - Der Saboteur
würde Sternfeuer kaum Spielgefährten finden, von den sonstigen Einrichtungen ganz zu schweigen. Sie hatte sicher Bekannte unter den Terranern der SOL, und Ir-mina Kotschistowa war sich sicher, daß man sich nach besten Kräften um das Mädchen kümmern würde, aber reichte das alles aus?
Sie hörte ein Splittern und Krachen. Sternfeuer fuhr herum und blickte mit schreckgeweiteten Augen auf einen Roboter, der vor einer Interkomnische stand und mit schnellen Hieben auf Wände, Verblendungen und technische Geräte schlug. Unter den stählernen Klauen barsten zwei Bildschirme. Der Roboter stand in einem sanften bläuli-chen Leuchten und kümmerte sich we-der um die entsetzten Rufe des Kindes, noch um die herbeistürmenden Män-ner von der Schleusenwache. Die Sol-geborenen trugen Waffen. Sie richteten sie auf die offenbar schwer gestörte Maschine, aber sie zögerten, auf den Roboter zu schießen.
Plötzlich sah Irmina Kotschistowa ganz klar, was sie zu tun hatte. Der Weg in den Hangar war frei. Hinter dem Schott stand die Space-Jet, mit der sie von der BASIS herübergekommen war. Um das kleine Schiff auszuschleusen und über die kurze Distanz zu manö-vrieren, brauchte die Mutantin keine fremde Hilfe.
Und Sternfeuer?
Sie war so verwirrt, daß sie wahr-scheinlich gar nicht auf die Idee kom-men würde, etwas ginge nicht mit rech-ten Dingen zu.
Sie zog das Mädchen auf die Schleuse zu. Die Wachen beachteten die Terranerin und das Kind überhaupt nicht. Keiner der Männer war in der Schleuse geblieben. Alle beschäf-tigten sich mit dem Roboter.
Das äußere Schott stand offen. Nie-mand rechnete wohl damit, daß je-mand versuchen könnte, sich ausge-rechnet zu diesem Zeitpunkt eines Bei-bootes zu bemächtigen. Der Saboteur hatte es auf das Herz der SOL angelegt - so jedenfalls mußte es für die Solge-borenen aussehen.
Sternfeuer sah sich neugierig um. Die Mutantin zeigte ihr die Space-Jet, dann wandte s'ie sich um - sie wollte das Schott von innen verriegeln, um sich einen Vorsprung zu verschaffen. Wenn sie es nur schaffte, in den freien Raum zu kommen, hatte sie das Spiel schon so gut wie gewonnen.
Es kam nicht dazu.
Bezeichnenderweise waren es nicht die Solgeborenen, die der Mutantin ei-nen Strich durch die Rechnung mach-ten. „Sehen Sie mal!" flüsterte Stern-feuer aufgeregt.
Aus der offenen Schleuse des kleinen Raumschiffs schwebten dünne graue Schleier. Irmina Kotschistowa stand für einen Augenblick wie erstarrt.
Ein Brand?
Alles schien möglich, aber nicht das! Die Space-Jet stammte aus der BASIS. Sie war funkelnagelneu - aber selbst eine ältere Maschine verfügte über so viele Dinge, die der Sicherheit dienten, daß ein Brand - wenn er überhaupt ausbrach - sich niemals so weit aus-breiten konnte, daß der Rauch bis nach außen drang.
Es sei denn ...
Irmina Kotschistowa nahm Stern-feuer bei der Hand und ging zurück durch die Schleuse, die immer noch leer war. Die Solgeborenen hatten den Roboter endlich unschädlich gemacht. Aufgeregt umstanden sie die Maschine und debattierten. Die Mutantin lä-chelte spöttisch, dann wandte sie sich nach der anderen, leeren Seite des Kor-ridors. Im Einstieg zum erstbesten Liftschacht verschwand sie. Eine Se-kunde später hörte sie unter sich auf-geregte Rufe. Die Wächter hatten end-lich entdeckt, daß im Hangar etwas nicht stimmte.
Resignierend betrachtete Irmina Kotschistowa die langsam vorbeiglei-tenden Wände. Sie hatte keine Ahnung, was sie nun noch tun sollte.
Nur Sternfeuers unbewußt ange-wandte Kräfte konnten für den Vorfall im Hangar verantwortlich sein. Die Schlußfolgerung, die die Terranerin aus dem Ganzen zog, war ebenso logisch wie erschreckend: Es reichte nicht, Sternfeuer auf den Weg zur Erde zu bringen. Eigentlich konnte es nur an Federspiel liegen. Ob der Junge nun bereit war, seine Schwester gehen zu lassen oder nicht, spielte wohl gar keine Rolle mehr: Sternfeuer selbst hing zu sehr an ihrem Bruder.
Für einen Augenblick dachte Irmina Kotschistowa sogar daran, Federspiel einfach mitzuschleppen - eine Idee, die aus purer Verzweiflung geboren war, denn abgesehen von den rechtlichen Hindernissen hätte das Unternehmen nicht einmal den geringsten Erfolg ga-rantiert. Im Gegenteil: Wer vermochte vorherzusagen, wie diese Kraft in Sternfeuer reagierte, wenn sich her-ausstellte, daß Federspiel unter der Trennung von der SOL und seinen Freunden litt?
Sie konnte es nicht riskieren, das Mädchen unter diesen Voraussetzun-gen in die BASIS zu
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