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0899 - Schwanengesang

0899 - Schwanengesang

Titel: 0899 - Schwanengesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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gewesen, dann wieder hatte er sich mit zweien oder dreien begnügt. Je nach dem, was sich gerade so ergab. Selbst Beziehungen über viele Jahre hinweg hatte er gehabt; nicht viele zwar, aber immer wieder hatte es weibliche Wesen gegeben, die ihn über alle Maßen faszinierten und an sich banden. Wie Mona, die Druidin. Ein bisschen ähnelte die Kleine dort unten ihr sogar.
    Er machte sich in (abgekürzt) Lianfair, dem Ort mit dem längsten Namen der Welt, wo die schwedische Touristengruppe wohnte, an Sylvia heran und eroberte ihr Herz im Flug. Sie liebten sich an einem kleinen Bach in einem Gestrüpp aus weißen Haselbüschen. Während sie leise stöhnten, gurgelte ein Strudel nebenan im Bach und Gryf konnte über Sylvias blonden Haarschopf hinweg die Türme der Kirchen St. Tysilio und St. Mary sehen. Auf letzterer saß ein Storchenpärchen.
    Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen, dachte der Silbermonddruide amüsiert. Da Sylvia neben ihren körperlichen Qualitäten nicht viel zu bieten hatte, zog Gryf noch in der Nacht weiter. Seine Hütte stand im Norden der Insel, nicht weit von Lianfair, einsam zwischen sanften Hügeln. Normale Menschen konnten sie weder sehen geschweige denn erreichen, da sie magisch abgesichert war. Auch der Telefonanschluss, den die Hütte besaß, ließ sich in keinem Telefonbuch finden, da er ebenfalls magischer Natur war.
    Dieses Telefon nun klingelte just in dem Moment, als Gryf sein Zuhause betrat. Durch die Fenster sah er die Sonne über den Horizont steigen und eine Landschaft, die sich in sanftem, orangerotem Licht badete. Er nahm den Hörer des altmodisch wirkenden Geräts ab. »Wer stört?«, fragte er und grinste breit. Schließlich war klar, dass es sich nur um einen seiner magisch kundigen Freunde handeln konnte. Niemand anderer konnte diese Nummer wählen.
    »Egal, auf wem du gerade liegst, mein Lieber, mach fertig, steig runter und zieh dich schnellstens an«, schallte eine weibliche Stimme aus dem Hörer. »Es gibt was Dringendes zu tun.«
    »Fräulein Duval? Sind Sie's?« Sein jungenhaftes Grinsen verstärkte sich noch.
    Nicole lachte. »Du, darf ich Sie zu dir sagen? Schön, dass du mich so schnell erkennst. Bist du gerade abkömmlich, Gryf?«
    »Kommt drauf an. Ist Zamorra gerade unpässlich und du brauchst mich als Ersatzliebhaber?«
    »Keine Ahnung, ob Zamorra gerade unpässlich ist«, kam es etwas schnippisch zurück. »Auf jeden Fall scheint er in den Wechseljahren zu sein.«
    »Ach ja?«
    »Ja, er wechselt neuerdings seine Freundinnen fast täglich.«
    Der Druide gähnte. »Der Witz hat einen noch längeren Bart als Merlin. Kennst du nicht irgendeinen neuen?«
    »Nicht alles, was wie ein Witz klingt, ist auch einer.«
    Gryf runzelte die Stirn. »Mir scheint gar, du meinst das im Ernst?«
    »Vielleicht.«
    »Was, dein Chéri soll Freundinnen haben? Der, der wie Pech und Schwefel an dir klebt? He, das war jetzt wirklich ein guter Witz.«
    »Lassen wir's.«
    »Was ist das für ein Unterton in deiner Stimme? Du meinst das wirklich im Ernst. Tsts. Nimm einen gut gemeinten Ratschlag von einem Mann mit über achttausendjähriger Erfahrung an, Nicole. Geh beim Baden am Pool öfters mal unter den Sonnenschirm und bleib nicht so lange in der prallen Sonne. Zamorra und Freundinnen - das wäre das gleiche, wie wenn ich plötzlich keine mehr hätte.«
    »Ist ja gut. Dreh einfach den Saft ab, du Superdruide. Irgendwie werde ich über deine Beleidigungen schon hinweg kommen. Eigentlich wollte ich dich um Hilfe bitten.«
    »Stets zu Diensten.«
    »Also pass auf: Ich bin hier gerade in Lyon und jage einen Vampir.«
    »Aha. Bin schon bei dir. Moment.« Gryfs eine Leidenschaft waren junge Mädchen. Seine andere das Pfählen von Vampiren. Er hasste die Blutsauger bis auf den Grund seiner Seele und hämmerte ihnen das untote Leben aus dem Leib, wo immer er die Gelegenheit dazu hatte.
    »Stopp! Lass mich erst ausreden. Zamorra ist momentan in Schottland, weil dort angeblich irgendwelche Drachen aufgetaucht sind. Ich habe herausgefunden, dass diese Drachen von einer Vampirsippe gelenkt werden, die mit meinem Vampir hier in Lyon in enger Verbindung steht. Die wollen Zamorra eine Falle stellen, Gryf, verstehst du? Aber ich kann ihn momentan nicht erreichen und weiß nicht, was mit ihm los ist. Vielleicht könntest du da mal nach dem Rechten schauen?«
    »Logisch. Und dabei werde ich diese ganze verdammte Vampirbrut ausrotten, die dort ihr Unwesen treibt.« Seine Mundwinkel verzerrten sich.

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