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0899 - Schwanengesang

0899 - Schwanengesang

Titel: 0899 - Schwanengesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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zurückgekommen.«
    »Wissen Sie, wo er hin ist?«
    O'Leary schüttelte den Kopf. Ein paar Schweißtropfen flogen. »Keine Ahnung. Geery hat sich bei mir nicht abgemeldet. Das hat er bisher noch nie gemacht. Ist mir aber auch egal. Er kann tun und lassen, was er will, so lange er nur pünktlich bezahlt.«
    »Dann warte ich auf ihn. Kann ich ein Zimmer haben?«
    »Kein Problem. Kostet fünf Pfund die Nacht, Frühstück gibt's inklusive.« Er holte einen Schlüssel unter der Theke hervor und schob ihn Zamorra hin. »Die Treppe hoch, Gang entlang, dritte Tür links. Noch ein Bier oder einen Whisky zum Absacken?«
    »Gerne. Ich beziehe mein neues Domizil und komm dann nochmals runter. Whisky übrigens. Mindestens doppelt.«
    Der Wirt grinste. »Feinschmecker, was? Wir haben auch selbst gebrannten.«
    Zamorra grinste zurück, schob zwanzig Pfund über die Theke, nahm den Schlüssel und stieg die handtuchschmale Treppe in den ersten Stock empor. In dem kleinen Flur roch es muffelig. Das Zimmer erwies sich als einfach eingerichtet, aber sauber. Ein Bett, ein Kleiderschrank, eine Waschschüssel auf einem Schemel, ein Stuhl, ein Tisch, ein kleiner Fernseher mit Doppelantenne. Zamorra hatte schon schlechter genächtigt. Auch wenn die gesamte Einrichtung aussah, als ob O'Leary sie in einer Mußestunde selbst zusammengezimmert hätte.
    Der Meister des Übersinnlichen packte seine kleine Reisetasche aus. Nachher würde er die Männer im Gastraum noch etwas auszuquetschen versuchen.
    Es klopfte.
    »Herein.« Zamorra glaubte, der Wirt wolle sich erkundigen, ob alles in Ordnung sei, auch wenn er sich beim besten Willen nicht vorzustellen vermochte, wie der ihm so schnell gefolgt sein könnte. Und das war er auch nicht. Eine junge Frau trat ins Zimmer. Feuerrot wallende, rückenlange Haare rahmten ein Durchschnittsgesicht, ihre leidlich gute Figur steckte in einem rotblau karierten Hemd und Jeans. Am faszinierendsten an ihr waren noch ihre Augen, die in einem leuchtenden Blau strahlten. Die Frau lächelte verlegen und wusste nicht, ob sie vor oder zurückgehen sollte.
    »Treten Sie doch näher«, sagte Zamorra freundlich. »Was kann ich für Sie tun, Miss…«
    »Oh, Alice, ich bin Alice O'Leary, die Tochter des Wirts«, erwiderte sie. »Danke, ich… entschuldigen Sie meine Neugierde, aber es kommen nicht so oft Leute aus der Stadt hierher.« Sie machte drei Schritte ins Zimmer.
    »Soso«, schmunzelte der Meister des Übersinnlichen. »Dann möchten Sie mich also betrachten wie ein seltenes Tier im Zoo. Kein Problem. Setzen Sie sich und schauen Sie. Ich nehme auch keinen Eintritt.« Das joviale Benehmen täuschte. Zamorra war angespannt und vorsichtig. Viel schneller als erwartet machte er die Bekanntschaft der geheimnisvollen Alice, die, wie er fand, so geheimnisvoll gar nicht aussah. Und Merlins Stern blieb ebenfalls kalt. Sie hatte also nichts Dämonisches an sich.
    »Nein, ich… Entschuldigung, so habe ich das nicht gemeint, Mister…«
    »Zamorra.«
    »Oh, ja, Zamorra.« Alice war rot angelaufen. »Wissen Sie, nun, es… es ist oft langweilig hier oben und ich unterhalte mich doch so gerne. Da nutze ich jede Gelegenheit, um mit unseren Gästen zu reden.«
    »Setzen Sie sich doch, Alice.«
    Sie setzte sich tatsächlich auf den Stuhl, aufrecht, die Hände züchtig im Schoß gefaltet.
    »Woher wissen Sie denn, dass ich aus der Stadt komme?« Zamorra räumte seine drei Ersatzhemden in den Schrank.
    »Ach, das sehe ich auf den ersten Blick. Die Menschen hier sind ganz anders angezogen.« Traurig blickte sie an sich hinunter. »Sie hingegen… Woher kommen Sie, Mister Zamorra? Aberdeen, Dundee, Edinburgh, Glasgow? Oder aus England? Ach, entschuldigen Sie bitte, das geht mich ja eigentlich gar nichts an.«
    Zamorra lächelte. »Sie dürfen mich fragen, was Sie wollen. Na ja, ich komme von noch weiter her. Frankreich, wissen Sie. Hm, ich kann mir vorstellen, dass Sie sich mit Patty und Walter Geery auch ganz toll unterhalten haben.«
    Ein Lächeln schlich sich in ihr Gesicht. »Sie kennen die beiden?«
    »Anscheinend ja.«
    »Ach so, ja, sonst hätten Sie ja nicht nach ihnen gefragt. Mit Patty habe ich mich tatsächlich toll unterhalten, wir waren sogar schon so etwas wie Freundinnen. Ihr Vater hingegen war etwas komisch im Kopf, ich meine…«
    Zamorra lachte herzlich. »Ja, ich versteh schon, was Sie meinen. Der gute Walter ist nicht immer ganz einfach.«
    »Kann man so sagen. Ja.«
    »Wo ist er denn?«
    »Keine Ahnung.«
    »Er hat

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