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0899 - Schwanengesang

0899 - Schwanengesang

Titel: 0899 - Schwanengesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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»Willkommen, ihr Boten des großen Lhaxxa-Tok. Wir sind glücklich, dass der mächtige Herrscher, dem wir alle gehören, erneut eine Braut aus unserem Kreis erwählt hat. Aber Judith Warren, auf die seine Wahl gefallen ist, ist die Glücklichste von uns allen, weil sie von nun an direkt im Licht des Herrschers leben und ihn jeden Tag schauen darf. Lasst uns nun die Heirat vollziehen und dabei zuschauen, auf dass wir sie ewig bezeugen können, wenn wir danach gefragt werden und Judiths Eltern die Ehre zuteil werden lassen, die ihnen gebührt.«
    Was redet der denn für einen Stuss. Das muss so eine Art Formel sein, die dieser Lhaxxa-Tok verlangt. Mal sehen, was dieser mächtige Herrscher für ein Früchtchen ist. Wie er aussieht, weiß ich ja nun schon. - Jetzt brat mir einer einen Storch. Wo kommt die denn so plötzlich her?
    Alice stand wie hingezaubert neben ihrem Vater. Auch sie trug eine schwarze Kutte mit magischen Stickereien. Zamorra hätte die Frau kommen sehen müssen, von irgendwo her, aber er hatte es nicht. Hm…
    In die Menschen kam Bewegung. Sie formierten sich. Judith Warren setzte sich an die Spitze des Zuges, erneut flankiert von den beiden Echsen. Die achteten sorgfältig darauf, dass sie den flackernden Fackeln nicht zu nahe kamen. Gemessenen Schrittes bewegte sich der Zug in das Speytal hinab. Zamorra drehte sich um und spurtete aus dem Zimmer und die Treppe hinab. Er schaute, ob die Luft rein war und trat dann ebenfalls in die Nacht hinaus. Vorsichtig folgte er dem Zug. Die Menschen stimmten mit hohen Stimmen getragene, liturgisch klingende Gesänge einer hart klingenden, unbekannten Sprache an. Da sich Merlins Stern dabei stärker erwärmte, musste es sich um magische Formeln handeln, die dämonische Energie freisetzten.
    Die seltsame Prozession stieg über Felsen, ging über Wiesen und durch einen kleinen Wald und erreichte schließlich das Ufer des Spey, der hier einen 90-Grad-Knick zwischen baumbestandenen Felsen machte. Das dunkle Wasser glänzte geheimnisvoll silbern im Mondlicht.
    Zamorra duckte sich hinter eine Krüppelkiefer. Unwillkürlich strich er über das Amulett. Jetzt bin ich aber mal gespannt. Los, fangt schon an mit der Vorstellung, dann komm ich früher nach Hause…
    Die Besessenen bildeten einen Halbkreis. In das von den Fackeln ausgeleuchtete Halbrund traten O'Leary und Judith Warren. Was er sagte, ging jedoch im Rauschen und Glucksen des Flusses unter.
    Lauter, du Fettsack…
    Judith Warren nickte würdevoll und entledigte sich ihres Kleides, indem sie es über die Schultern streifte und es einfach nach unten rutschen ließ. Nackt, schön und stolz stand sie da. Das Mondlicht legte einen silbrigen Glanz auf ihren ebenmäßigen Körper. Es schien ihr egal zu sein, hüllenlos den Blicken ihrer Mitbewohner ausgesetzt zu sein, es sogar eher noch zu genießen, denn sie drehte sich einmal anmutig im Kreis.
    Zamorra gefiel durchaus, was er sah. Vor allem, weil keine Nicole in der Nähe war, die ihm gierige Blicke vorwerfen konnte.
    Alice bückte sich plötzlich, während sich die Echsen still und heimlich verdünnisierten. Sie zog an einer Schnur, die irgendwo im Gras gelegen hatte. Ein kleines Boot glitt hinter einem Felsen hervor. Zwei Männer hielten es, während Judith Warren einstieg und sich auf die Bank setzte. Alice gab dem Boot einen Schubs. Langsam glitt es auf den Fluss hinaus und wurde von dessen Strömung, die hier beachtlich war, erfasst. Zamorra konnte die Nussschale als dunklen Schattenriss erkennen, nachdem sie aus dem Bereich der Fackeln geglitten war.
    Ein Stück vor dem Boot geriet das Wasser in Bewegung! Mächtige Wellen breiteten sich nach allen Seiten aus. So, als tauche jemand aus den Tiefen empor.
    Das Boot wurde erfasst und schaukelte, während ein Stöhnen durch die Menschenmenge ging. Judith Warren hielt sich links und rechts am Rand fest. Zamorra sprang auf und rannte geduckt einige Meter weiter auf das Flussufer zu. Ein Dämon kam! Denn Merlins Stern brannte jetzt unerträglich heiß auf seiner Brust, ohne ihn allerdings zu verletzen.
    Gurgelnde Blasen entstanden, die Wellen wurden größer. Es sah nun aus, als stände ein unterseeischer Vulkan kurz vor der Eruption. Die weiße Gischt, die im Mondlicht leuchtete, ließen die Geschehnisse für Zamorra leidlich sichtbar werden.
    Ein Knall wie bei einer Explosion entstand, als sich etwas Riesiges aus dem Wasser schnellte und die Oberfläche durchstieß. Massig wie ein Wal erhob es sich aus den Fluten

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