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0899 - Schwanengesang

0899 - Schwanengesang

Titel: 0899 - Schwanengesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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und schraubte sich gut zehn Meter hoch in den nachtdunklen Himmel. Dabei ertönte ein mächtiges Brüllen, das weitum den Boden zittern ließ. Die Menschen gingen auf die Knie.
    Zamorra hielt für einen Moment den Atem an. Mit einem derartigen Giganten hatte er nicht gerechnet, obwohl er ihn ebenfalls aus seinen Visionen kannte. Wer war das? Godzilla?
    Nein. Lhaxxa-Tok natürlich. Und er griff mit seinen gigantischen Krallen nach der jungen Frau im Boot! Gleich war sie verloren. Warum tat Merlins Stern nichts?
    Angriff, du verdammte Blechscheibe!, befahl der Meister des Übersinnlichen voller Wut. Warum zögerst du? Mach den Kerl alle!
    Obwohl die Hitze noch einmal zunahm, verzichtete das Amulett darauf, die silbernen Angriffsblitze zu schleudern. Wahrscheinlich hätte bereits einer gereicht, um den Riesen zu zerfetzen. Aber er kam nicht.
    Zamorra stand wie erstarrt. Er fasste nicht, was hier soeben passierte.
    Lhaxxa-Tok, die urwelthafte Echse, riss das Boot aus dem Wasser und hielt es hoch über seinem Kopf. Erneut ertönte dieses durch Mark und Bein gehende Brüllen. Dann tauchte der Dämon mit seinem Opfer ab. Gleich darauf war er verschwunden, doch das aufgewühlte Wasser beruhigte sich noch lange nicht.
    Zamorra setzte sich mit angewinkelten Beinen auf den Boden. Voller Verachtung betrachtete er das Amulett, das jetzt wieder kalt war, und schleuderte es dann weit weg, irgendwo in den Wald hinein. Noch Minuten später, während sich die Menschenmenge am Fluss längst aufgelöst hatte, erstickte er fast an seinem Zorn. Nur mühsam beruhigte er sich wieder. Dann rief er das Amulett. Umgehend materialisierte es in seiner ausgestreckten Hand.
    Na, wenigstens das funktioniert noch…
    Plötzlich überkam ihn eine weitere Vision. Klar und deutlich sah er Alices Gesicht vor sich. Es schien ihm, als grinse ihn die Rothaarige höhnisch an.
    Ich weiß nicht, wie du das machst, du Biest. Aber wer zuletzt grinst, grinst bekanntlich am besten . Zamorra erhob sich geschmeidig und ging nach Laim zurück. Er machte sich bittere Vorwürfe, dass er nicht genug Geistesgegenwart besessen hatte, das Versagen des Amuletts durch Zaubersprüche auszugleichen. Damit ging Judith auf sein Gewissen.
    Vergangenheit
    »Was ich erfahren habe, willst du wissen, Oengus?«
    Mit Grasbüscheln wischte der Krieger - das gelbgrüne Blut des toten Tanaar von der Axtklinge, während er den Druiden erwartungsvoll anblickte. »Du sagtest, dass du es mir erzählen willst.«
    »Wenn ich's gesagt habe, werde ich's auch tun, denn wer Versprechen bricht, bringt Unglück über die Seinen.«
    »So ist es.«
    »Hm. Ich habe im Geist des Tanaar einen riesigen Dämon gesehen, der ihn um ein Vielfaches überragt. An Statur und wohl auch an Zauberkraft. Er nannte ihn Fürst.«
    »Lhaxxa-Tok«, flüsterte Oengus und schauderte. »Das muss Lhaxxa-Tok gewesen sein.«
    »Das Untier, das dieser Nectu einst besiegt hat, ja. Ich glaube, dass du recht hast, Oengus.« Gartnait streute währenddessen ein weiteres Pulver über den Torso der Echse und sprach ein paar Zauberworte. Grelle Flammen schlugen daraufhin aus dem toten Körper und verbrannten ihn rückstandsfrei. Mit dem Kopf verfuhr der Druide auf dieselbe Art und Weise, auch wenn ihn Oengus gerne als Trophäe auf seinen persönlichen Baum im heiligen Hain gehängt hätte.
    »Was will Lhaxxa-Tok von den Drainoch?«
    »Eigentlich benötigt er sie nur als Sklaven und als Opfer, so wie du schon vermutet hast, Oengus. Sein Ziel ist es nämlich, einen noch viel schlimmeren Dämon, als er selbst es ist, in unsere Welt zu holen.«
    Oengus erschrak. »Warum?«
    »Weil er etwas von ihm haben will.«
    »Was?«
    »Das eben weiß ich nicht, denn das wusste auch der Tanaar nicht. Sonst hätte ich es ihm zweifellos entlockt.«
    »Und wie will Lhaxxa-Tok den anderen Finsteren hierher holen?«
    Gartnait stellte einen Fuß auf einen Stein, strich mit allen zehn Fingern durch sein schulterlanges Blondhaar und blickte nachdenklich über die weiten, bewaldeten Hügel hinweg, die sich bis zum Horizont erstreckten. »Ich weiß es nicht genau. Es hat aber etwas mit dieser Höhle zu tun. Mehr vermochte der Tanaar nicht zu sagen, weil er nur ein Jäger war und nicht zum Kreis der Eingeweihten gehörte, wie er es nannte. Ich spüre aber, dass wir die Ankunft dieses anderen Dämons auf unserer Welt unbedingt verhindern müssen, denn das könnte schreckliche Folgen für uns alle haben.«
    »Pachla hilf«, flüsterte der Krieger und mahlte mit

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