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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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hier stellten Marines die Wache. Sie ließen den Konvoi durch. Jack ging ins Haus.
Cathy empfing ihn am Eingang. Ihr genügte ein einziger Blick.
»Sehr schlimm?«
Ryan konnte nur nicken. Er hielt sie fest im Arm, wußte, daß er die Tränen nicht mehr lange zurückhalten konnte. Sein Blick erfaßte die Ansammlung von Agenten, die um die Eingangshalle des Hauses herum standen, und da wurde ihm klar, daß er sich an sie würde gewöhnen müssen, dastehend wie regungslose Statuen, anwesend auch in privatesten Augenblicken.
Ich hasse diesen Job.
*
    Brigadier General Marion Diggs aber liebte seinen. Nicht jeder trat weg. Wie die Marines in Washington bis zum letzten Mann im Einsatz waren und dann vom weitläufigen Stützpunkt in Quantico, Virginia, verstärkt wurden, gab es auch für andere Organisationen jede Menge zu tun, Leute, denen nicht erlaubt war zu schlafen - zumindest nicht allen auf einmal. Eine dieser Einheiten war in Fort Irwin, California. Der Stützpunkt lag in der Mojavewüste und erstreckte sich über ein Gebiet, das größer war als der ganze Staat Rhode Island. Die Landschaft war so trostlos, daß Ökologen Mühe hatten, im bißchen dürren Gestrüpp überhaupt eine Ökologie zu finden, und wenn sie etwas getrunken hatten, gestanden sogar die Idealistischen, daß die Oberfläche des Mondes interessanter wäre. Doch das konnte ihm das Leben nicht vermiesen, sagte sich Diggs und griff nach dem Fernglas. Es gab hier eine spezielle Art Wüstenschildkröte, die sich
    irgendwie von anderen Schildkröten unterschied (der General hatte keine Ahnung, wodurch) und die sie zu schützen hatten. Um das zu gewährleisten, hatten die Soldaten sämtliche Schildkröten, die sie finden konnten, eingesammelt und in einem Gehege wieder ausgesetzt, das so groß war, daß die Reptilien sicher den Zaun nicht merkten. Man bezeichnete dies als das größte Schildkrötenbordell der Welt. Was es in Fort Irwin sonst noch an Getier gab, konnte gewiß auf sich selber aufpassen. Gelegentlich tauchte ein Kojote auf und verschwand wieder, und das war's. Im übrigen waren Kojoten keine gefährdete Art.
    Die Besucher waren es. In Fort Irwin war das National Training Center - NTC - der Army beheimatet. Ständige Insassen stellte der gegnerische Verband-OpFor, >Opposing Force<. Ursprünglich zwei Bataillone, eine Panzertruppe, das andere motorisierte Infanterie, hatte sich OpFor einst selbst den Namen 32. Garde-Mot-Schützenregiment gegeben, eine sowjetische Bezeichnung, denn das NTC wurde 1980 zum Zweck gegründet, Soldaten der U.S. Army beizubringen, wie man auf europäischem Boden in einer Schlacht gegen die Rote Armee kämpfte, überlebte und obsiegte. Die Soldaten des >32.< trugen Uniformen nach russischem Muster, fuhren sowjetmäßiges Gerät (echte russische Fahrzeuge hatten sich als zu schwierig zu warten erwiesen, und so hatte man amerikanischen Fahrzeugen sowjetische Formen verpaßt), gingen nach sowjetischer Taktik vor und setzten ihren ganzen Stolz daran, mit den Einheiten, die kamen, um in ihrem Garten zu spielen, den Boden zu düngen.
    Das war zwar nicht fair. OpFor lebte hier und trainierte hier und beherbergte reguläre Einheiten bis zu vierzehnmal im Jahr, und das besuchende Team hatte Glück, wenn es einmal im Jahr herdurfte. Aber wer behauptet schon, Krieg wäre fair.
    Mit dem Untergang der Sowjetunion hatten sich die Zeiten geändert, die Mission des NTC aber nicht. Erst unlängst war OpFor auf drei Bataillone vergrößert worden - jetzt als >Schwadronen< bezeichnet, denn die Einheit trug nun die Insignien des 11th Armored Cavalry Regiment (ACR), der Blackhorse Cav - und stellte Brigaden oder noch größere Feindformationen dar. Einzige Konzession an die neue politische Lage war, daß sie sich nicht mehr als Russen bezeichneten. Jetzt waren sie »Krasnowier«, ein Wort jedoch, das sich von krasny herleitete, dem russischen Wort für »rot«.
    Generalleutnant Gennadi Josefowitsch Bondarenko kannte das meiste hier - das Schildkrötenbordell war etwas, über das er keine Vorinformation mitbrachte, was bei seiner Besichtigungstour des Geländes behoben worden war - und war so gespannt wie jemals zuvor.
    »Sie haben bei den Fernmeldern begonnen?« fragte Diggs. Der Stützpunktkommandeur war kurz und bündig in seiner Rede, rationell in seinen Bewegungen und trug einen wegen des Musters >Chocolate Chip< genannten Tarnanzug. Auch er war genauestens vorinformiert, tat aber wie sein Besucher so, als wäre das nicht der

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