09 - Befehl von oben
davor hatte, die Kaserne ohne Pistole zu betreten. Wenn die Russen Anfang der siebziger Jahre losgeschlagen hätten ... »Sie wollen tatsächlich unser Modell übernehmen?«
»Vielleicht.« Das einzige, was die Amerikaner falsch machten - und damit richtig -, war die taktische Selbständigkeit, die den Untereinheitskommandeuren der Roten Streitmacht gestattet war, was es in der Sowjetarmee niemals gegeben hätte. Doch die Ergebnisse, in Verbindung mit der Doktrin der Woroschilow Akademie, waren ja deutlich zu sehen.
Das sollte man nicht vergessen, und Bondarenko hatte in taktischen Begegnungen selbst schon die Regeln verletzt, ein Grund dafür, daß er jetzt lebender General statt ein toter Oberst war. Außerdem war er der neuernannte Planungschef der russischen Armee. »Das Problem ist natürlich Geld.«
»Das Lied kenn' ich irgendwoher, General.« Diggs erlaubte sich ein reuiges Glucksen.
Bondarenko hatte einen Plan. Die Größe seiner Armee um fünfzig Prozent verringern und das eingesparte Geld gleich in die Ausbildung der verbliebenen Hälfte pumpen. Das Ergebnis des Plans hatte er deutlich vor Augen. Die Sowjetarmee setzte von jeher auf Masse, die Amerikaner bewiesen aber, hier wie im Irak, daß gute Ausbildung den Meister des Schlachtfeldes kürt. So gut ihre Ausrüstung war - Einzelheiten würde er morgen erfahren -, noch mehr beneidete er Diggs um sein Personal. Ein Beweis dafür traf ein, noch bevor der Gedanke verklang.
»General?« Der Neuankömmling salutierte. »Blackhorse! Denen bleiben nur noch Kniestrümpfe.«
»Dies ist Colonel Al Hamm, CO des 11. Seine zweite Tour hier. War mal OpFor-Planungsoffizier. Lassen Sie sich bloß auf kein Kartenspiel mit ihm ein«, warnte Diggs.
»Der General ist doch zu freundlich. Willkommen in der Wüste, General Bondarenko.« Hamm streckte eine große Hand aus.
»Ihr Angriff war sauber ausgeführt, Colonel.« Der Russe musterte ihn.
»Danke, Sir. Großartige Burschen, die mit mir arbeiten. Blauen waren zu zögerlich. Wir haben sie zwischen zwei Stühlen erwischt«, erklärte Hamm. Er sah aus wie ein Russe, dachte sich Bondarenko, groß und markig mit etwas blasser, doch gesunder Gesichtsfarbe und funkelnden blauen Augen. Zu dieser Gelegenheit trug Hamm wieder seine >russische< Uniform, komplett mit rotem Stern am Panzertruppen-Barett und Pistolengurt um das überlange Hemd. Nicht, daß der Russe sich dadurch wie zu Hause fühlte, aber er wußte den Respekt zu schätzen, den die Amerikaner ihm erwiesen.
»Diggs, Sie hatten recht. Die Blauen hätten alles daransetzen müssen, als erste hierher zu gelangen. Aber Sie ließen sie so weit hinten starten: Die Option erschien ihnen nicht attraktiv.«
»Das ist das Problem mit Schlachtfeldern«, antwortete Hamm. Nummer eins für die Jungens von 5th Mech. Wenn man jemand anders die Schlachtbedingungen festlegen läßt, nun, dann macht's nicht mehr viel Spaß.«
5 / Anordnungen
Es zeigte sich, daß sowohl Sato als auch sein Kopilot Blut gespendet hatten, um Opfern des unseligen Krieges gegen Amerika zu helfen, und durch die zum Glück niedrige Zahl Verwundeter war dieses Blut noch verfügbar. Mit Computerhilfe fand das Rote Kreuz Japans die Konserven, die Polizei holte Proben ab, schickte sie per Boten nach Washington, via Vancouver, und - japanischen Fliegern war es aus verständlichen Gründen noch verboten, die Vereinigten Staaten oder auch Alaska anzusteuern - eine VC-2O der Air Force brachte sie weiter nach Washington. Der Kurier war ein hoher Polizeibeamter, der Aluminiumkoffer mit Handschellen am linken Handgelenk befestigt. Ein Trio FBI-Agenten holte ihn auf Andrews ab und brachte ihn ins Hoover-Gebäude, Ecke Zehnte und Pennsylvania. Des FBIs DNA-Labor verglich dann diese Proben mit Blut- und Gewebeproben von den beiden Leichen. Die schon vorliegende Blutgruppenübereinstimmung ließ die Testergebnisse vorausahnen. Dennoch würden sie so ausgeführt, als wäre es der einzige, vage Hinweis in einem verwirrenden Fall. Dan Murray, amtierender Direktor, hielt sich sonst bei Ermittlungen nicht immer sklavisch an die Vorschriften, doch sie waren Heilige Schrift bei diesem Fall. Ihn unterstützte Tony Caruso, zurück aus dem Urlaub und mit der Leitung des FBI-Teils der Ermittlung betraut, rund um die Uhr bei der Arbeit, außerdem Pat O'Day als Springer-Inspektor, dazu Hunderte Nebendar-Stellen. Murray empfing den japanischen Kollegen im Besprechungszimmer des Direktors. Auch er hatte Probleme damit, gleich Bill Shaws Büro
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