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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Frieden geschlossen. In zehn Fuß Entfernung stand Andrea Price und war froh, daß der Fotograf des White House mitgekommen war, und die Tränen, die sie wegzwinkerte, rührten nicht vom Wind her.
Dann geleitete sie die beiden Männer wieder die Treppe hinab.
     
*
    »Warum haben die so stark überreagiert?« fragte die Premierministerin und nippte ihren Sherry.
»Nun, wie Sie wissen, bin ich nicht voll instruiert«, erwiderte der Prince of Wales, zunächst einmal erläuternd, denn er sprach nicht direkt für die Regierung Ihrer Majestät. »Ihr Flottenmanöver hatte aber den Anschein einer Drohgebärde.«
»Sri Lanka muß mit den Tamilen zu einer Einigung kommen. Sie haben einen bedauerlichen Widerwillen an den Tag gelegt, in substantielle Verhandlungen einzutreten, und wir haben versucht, sie zu beeinflussen. Immerhin haben wir Soldaten dort als Friedenstruppe und möchten keinesfalls, daß sie zu Geiseln der allgemeinen Lage werden.«
»Ganz recht, aber warum ziehen Sie Ihre Friedenstruppe nicht zurück, wie es die dortige Regierung verlangt?«
Die indische Premierministerin seufzte erschöpft - auch für sie war es ein langer Flug gewesen, und unter den Umständen war etwas Verdrossenheit gestattet. »Königliche Hoheit, ziehen wir unsere Truppe zurück und die Situation eskaliert wieder einmal, bekommen wir mit unseren eigenen tamilischen Einwohnern Schwierigkeiten. Es ist wirklich eine äußerst unglückliche Lage. Wir versuchten, in einer nahezu ausweglosen politischen Lage zu helfen, ganz auf unsere eigenen Kosten, doch dann sieht sich die Regierung von Sri Lanka außerstande, notwendige Maßnahmen zu ergreifen, um eine Peinlichkeit meinem Land gegenüber und die fortdauernde Rebellion in ihrem eigenen zu verhindern. Daraufhin mischt sich Amerika ohne echten Grund ein und stützt damit die Unnachgiebigkeit der Srilanker.«
»Wann wird deren Premierminister eintreffen?« fragte der Prinz.
»Wir hatten angeboten, gemeinsam herüberzufliegen, um unterwegs die Lage diskutieren zu können, doch er hat bedauerlicherweise abgelehnt. Morgen, denke ich. Wenn seine Maschine keine Fehlfunktion entwickelt«, fügte sie hinzu. Die Fluggesellschaft des Landes hatte verschiedene technischen Problemen, vom anhaltenden Sicherheitsrisiko ganz abgesehen.
»Wenn Sie wünschen, könnte der Botschafter wohl eine ungestörte Begegnung arrangieren.«
»Vielleicht wäre das nicht ganz zwecklos«, räumte die Premierministerin ein. »Ich wünschte mir, die Amerikaner würden hierzu die korrekte Betrachtungsweise entwickeln. Sie haben sich in unserem Teil der Welt immer so ungeschickt angestellt.«
Und das war Zweck der Übung, wie der Prinz verstand. Er und Präsident Ryan waren schon seit Jahren befreundet, und Indien wollte, daß er Vermittler spiele. Er würde diese Rolle kaum das erstemal spielen, aber in allen solchen Fällen war der Thronfolger angehalten, sich mit der Regierung zu beraten, in diesem Falle mit dem Botschafter. Jemand in Whitehall hatte entschieden, daß die Freundschaft Seiner Königlichen Hoheit mit dem neuen Präsidenten Amerikas wichtiger sei als der Kontakt von Regierung zu Regierung, außerdem würde sie der Monarchie gut stehen, jetzt, wo solcher Anschein nützlich und notwendig wäre. Auch bot sie Seiner Hoheit eine Ausrede für den Besuch von Ländereien in Wyoming, die in aller Stille der Royal Family oder der >Firma<, wie sie von Insidern bisweilen genannt wurde, gehörten.
»Ich verstehe«, war die verbindlichste Antwort, die er geben konnte, denn Großbritannien hatte ein Ersuchen von Indien ernst zu nehmen.
Einst das strahlendste Diadem in einer weltumspannenden Krone, war dieses Land immer noch ein bedeutender Handelspartner, lästige Plage, die es allerdings oft sein konnte. Ein direkter Kontakt zwischen den beiden Regierungschefs könnte peinlich sein. Die amerikanische Inkommodation der indischen Flotte war kaum publik, da sie gegen Ende der Feindseligkeiten zwischen Amerika und Japan vorgefallen war, und es lag im gegenseitigen Interesse, daß es so blieb. Präsident Ryan hatte genug am Halse, wie sein alter Freund wußte. Der Prinz hoffte, daß Ryan sich ein wenig ausruhen konnte. Für die Leute beim Empfang war Schlaf bloß ein Mittel gegen Jetlag. Für Ryan war er notwendiger Treibstoff, und in den nächsten zwei Tagen würde er viel benötigen.
    Die Schlange war endlos, das typische Klischee. Sie erstreckte sich ein ganzes Stück am Gebäude des Finanzministeriums vorbei, und ihr Anfang sah

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