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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Zähne, und manchmal hat das Kaninchen auch Glück.
Weil Terror allein nicht genügt, gibt es auch passive Maßnahmen.
Einen wichtigen Mann zu meucheln kann als Aufgabe durch ganz simple Dinge erschwert werden, in einem despotischen Staat erst recht. Eine paar Reihen Leibwache, um Annäherung zu erschweren. Zahlreiche identische Wagen, in denen das Ziel des Anschlags sitzen könnte - in diesem Fall oft bis zu zwanzig -, und die Gewißheit ist hin, den richtigen zu treffen. Eine solche Person ist sehr beschäftigt, und so ist es zugleich eine Annehmlichkeit und eine Schutzmaßnahme, ein Double oder zwei zu haben, die öffentlich auftreten, Reden halten und das Risiko auf sich nehmen, als Gegenleistung für ein annehmliches Leben, die angepflockte Ziege auf der öffentlichen Bühne zu spielen.
Dann kommt die Auswahl der Beschützer - wie aber findet man in einem Meer des Hasses wirklich unverseuchten Fisch? Am offensichtlichsten ist die Methode, sich Leute aus der eigenen Großfamilie zu nehmen, ihnen zu einem Lebensstil zu verhelfen, der absolut vom Überleben ihres Führers abhängig ist, und sie schließlich so eng einzubinden, in seinen Schutz und alles, was dazugehört, daß sein Tod für sie weitaus schwerer wiegt als der Verlust eines hochdotierten Regierungspostens.
Daß das Leben der Beschützer von dem des Beschützten abhängt, motiviert ebenfalls stark zur Effizienz.
Doch in Wirklichkeit läuft das Ganze auf eines hinaus. Eine Person ist unbesiegbar, weil die Leute sie für unbesiegbar halten, und so ist die Sicherheit, wie jeder entscheidende Aspekt im Leben, eine Sache der Einstellung.
Aber Motivation ist auch eine Sache der Einstellung, und Angst ist noch nie das stärkste aller Gefühle gewesen. Im Laufe der Geschichte haben die Menschen weitaus häufiger ihr Leben aufs Spiel gesetzt aus Liebe, aus Patriotismus, für Prinzipien und für Gott, als daß sie aus Angst davongelaufen wären. Und von dieser Tatsache hängt der Fortschritt ab.
Der Oberst hatte sein Leben schon auf so vielfältige Weise riskiert, daß er sich kaum noch an alle erinnern konnte, nur um auf sich aufmerksam zu machen, um sich als kleines Teil in einer großen Maschinerie anzubieten und dann in ihr aufzusteigen. Er hatte lange gebraucht, um so dicht an den Schnauzbart heranzukommen. Genauer gesagt: acht Jahre. In dieser Zeit hatte er ungerührten, unbarmherzigen Auges Männer, Frauen und Kinder gequält und getötet. Töchter hatte er vor den Augen ihrer Väter vergewaltigt, Mütter vor denen ihrer Söhne. Er hatte Verbrechen begangen, die zur Verdammnis der Seelen von Hunderten geführt hätten, weil es keinen anderen Weg gab. Er hatte Alkohol getrunken in Mengen, die einen Ungläubigen beeindrucken würden, um auch dieses Gebot seiner Religion zu beschmutzen. All das hatte er im Namen Gottes getan, um Vergebung gebetet und sich verzweifelt eingeredet, es stehe geschrieben, daß sein Leben so sein solle, daß er an nichts davon Gefallen gehabt hätte, daß die Leben, die er nahm, Opfer eines größeren Plans seien, daß sie ohnehin einmal sterben müßten und daß ihr Tod durch seine Hand so einem heiligen Zweck dienen würde.
Das alles mußte er glauben, um nicht verrückt zu werden - er war ohnehin schon so dicht davor, daß seine feste Absicht inzwischen weit über die Bedeutung von >Besessenheit< hinausging und er nur noch ein einziges Ziel kannte: als Vertrauter nahe genug heranzukommen für die Arbeit einer einzigen Sekunde, auf die dann unmittelbar sein eigener Tod folgen würde.
Er wußte, er war zu dem geworden, was er und alle um ihn herum am meisten zu fürchten geübt waren. All die Vorträge und die Trinkgelage mit seinesgleichen führten immer wieder zum einen. Sie sprachen von ihrer Mission und deren Gefahren. Und endeten stets bei einem Thema. Der einzelne, fest entschlossene Attentäter: der, der gewillt ist, sein Leben wegzuwerfen wie eine Spielmarke, der Geduldige, der auf seine Chance wartet, das ist der Feind, den jeder Sicherheitsbeamte in der Welt fürchtet. Und das war der Grund für all die Prüfungen, die erforderlich waren, um den Schnauzbart zu schützen. Um hierher zu gelangen, mußte man verdammt sein vor Gott und dem Menschen, denn wenn man hierher gelangte, sah man die Wirklichkeit.
Schnauzbart nannte er sein Ziel. Ganz und gar kein Mensch, ein Abtrünniger vor Allah, der den Islam ohne Bedenken schändete, ein Verbrecher solchen Ausmaßes, daß er in der Unterwelt einen eigens ausgestatteten Raum

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