09 - Befehl von oben
sieht sehr echt aus, Sir, könnte getürkt sein, aber ich glaube nicht ... Da!«
Jetzt kam eine Übersetzung, identifiziert als Funkspruch aus dem militärischen Befehlsnetz. Er ist tot, er ist tot. Versetzen Sie Ihr Regiment in Gefechtsbereitschaft und bereiten Sie sich darauf vor, unverzüglich in die Stadt einzurücken - Empfänger ist Garderegiment für Sondereinsätze in Salman Pak- Antwort: Werd ich, werde ich.
Wer gibt die Befehle? Was sind meine Befehle?
»Jede Menge Tippfehler«, bemerkte Ryan.
»Sir, es ist schwer für unsere Leute, zu übersetzen und gleichzeitig zu tippen. Normalerweise lesen wir Korrektur, bevor ...«
»Ruhig Blut, Major. Ich muß mit nur drei Fingern auskommen. Sagen Sie mir, was Sie denken.«
»Sir, ich bin hier nur ein kleiner Offizier, deshalb schiebe ich hier die Nachtwache und ...«
»Wenn Sie nichts taugen würden, wären Sie nicht hier.«
Canon nickte. »Er ist tot, die Hölle freut sich, Sir. Der Irak braucht einen neuen Diktator. Wir haben das Video, wir empfangen ungewöhnlichen Funkverkehr, und der paßt genau zum ungewöhnlichen Ereignis.
Das ist meine Einschätzung.« Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort, seine Aussage abzusichern, wie ein guter Spook. »Es sei denn, es wäre eine absichtliche Übung, um sich illoyaler Leute in seiner Regierung zu entledigen. Das wäre möglich, ist aber unwahrscheinlich. Nicht so in der Öffentlichkeit.«
»Kamikaze-Akt?«
»Ja, Mr. President. So etwas macht man nur einmal, und es ist gleich beim erstenmal gefährlich.«
»Stimmt.« Ryan ging zum Kaffeeautomaten - das Office of Signals des White House war eine hauptsächlich militärische Einrichtung, und sie machten ihren eigenen. Jack nahm zwei Becher, kam zurück und gab einen Major Canon, sehr zum Entsetzen aller anderen in dem Raum.
»Schnelle Arbeit. Übermitteln Sie den Burschen, die das geleistet haben, meinen Dank, okay?«
»Aye aye, Sir.«
»Mit wem muß ich sprechen, um von hier aus etwas in Gang zu setzen?«
»Wir haben die Telefone direkt hier, Mr. President.«
»Ich möchte Adler schnellstmöglich hier haben, den DCI ... wen noch? Die für den Irak zuständigen Desks vom State Department und vom CIA. Der DIA soll den Zustand ihres Militärs einschätzen. Finden Sie heraus, ob Prinz Ali noch in der Stadt ist. Wenn ja, bitten Sie ihn, noch zu bleiben. Ich möchte noch heute Vormittag mit ihm sprechen, wenn möglich. Ich frage mich, was noch ...?« Ryan verstummte.
»CENTCoM, Sir. In Tampa untersteht ihm die beste militärische Nachrichtendiensttruppe, sehr vertraut mit dem Gebiet, meine ich.«
»Lassen Sie ihn herkommen - nein, wir machen das per Fernleitung, und wir geben ihm Zeit, sich genauestens zu informieren.«
»Wir leiten alles ein, Sir.« Ryan klopfte dem Offizier auf die Schulter und verließ den Raum. Die schwere Tür schloß sich erst hinter ihm, nachdem Major Charles Canon noch etwas sagte. »He, NCA versteht sein Geschäft.«
»Habe ich richtig gehört?« wurde Ryan von Price gefragt, die den Korridor heraufkam.
»Schlafen Sie denn nie?« Dann überlegte er kurz. »Ich will Sie hier dabeihaben.«
»Wieso mich, Sir, ich bin doch ...«
»Sie sollen doch über Attentate Bescheid wissen, stimmt's?«
»Ja, Mr. President.«
»Dann sind Sie für mich im Augenblick mehr wert als ein Spook.«
*
Der Zeitpunkt hätte besser sein können. Über die gerade hereingebrachte Information war Daryaei überrascht. Nicht im mindesten unzufrieden - höchstens vielleicht über das Timing. Er hielt einen Moment inne und flüsterte zunächst ein Gebet des Dankes an Allah, dann eines für die Seele des unbekannten Assassinen - Assassine? fragte er sich. Vielleicht wäre »Richter« der treffendere Ausdruck für einen der vielen, die vor so langer Zeit, noch während des Krieges, in den Irak eingeschleust wurden. Die meisten waren einfach verschwunden, vermutlich auf die eine oder andere Art erschossen. Die Gesamtmission war seine Idee gewesen, einfach zuwenig dramatisch für die >Profis< in seinem Geheimdienst. Zumeist Überbleibsel vom Savak des Schahs - ausgebildet in den sechziger und siebziger Jahren von den Israelis -, waren sie aber im Grunde nur Söldner, sosehr sie auch ihre religiöse Inbrunst und ihre Loyalität gegenüber dem neuen Regime beteuern mochten. Sie waren >konventionelle< Wege für die unkonventionelle Mission gegangen, hatten diverse Bestechungen versucht, nach Dissidenten sondiert und immer versagt, so daß Daryaei sich jahrelang fragte, ob das Ziel ihrer
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