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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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schlug.
    Die Arbeiter waren dürftig gekleidet. Abgeschnittene Jeans, dickbesohlte Stiefel und schmutzige T-Shirts - oder gar keins - schienen die bevorzugte Arbeitskleidung zu sein. Es waren muskelbepackte Männer, die sich ganz auf ihre Arbeit konzentrierten. Doch als einer von ihnen Barbara bemerkte, legte er sein Werkzeug weg und schrie: »Zutritt verboten! Können Sie nicht lesen? Verschwinden Sie hier, ehe Ihnen was passiert.«
    Barbara zog ihren Dienstausweis heraus, mehr um des Effekts willen, da der Mann aus der Entfernung gar nicht hätte sehen können, worum es sich handelte. Sie schrie zurück: »Polizei.«
    »Gerry!« brüllte der Mann den Schweißer an, der dank Kopfschütz und der Konzentration auf die Flamme, die zischend über das Metall schoß, für seine Umwelt taub zu sein schien.
    »Gerry! Hey! DeVitt!«
    Barbara stieg über drei Stahlträger hinweg, die auf dem Boden lagen und auf Montierung warteten. Sie ging um mehrere riesige Rollen Elektrokabel und einen Stapel Holzkisten herum.
    Jemand rief: »Gehen Sie zurück! Wollen Sie unbedingt, daß Ihnen was passiert?«
    Nun wurde Gerry doch aufmerksam. Er blickte auf, sah Barbara und löschte die Flamme seines Schweißbrenners. Er nahm den Kopfschutz ab und das Tuch, das er darunter um den Kopf trug, wischte sich damit zuerst das Gesicht, dann den glänzenden, haarlosen Schädel. Er trug wie die anderen abgeschnittene Jeans und ein ärmelloses T-Shirt. Er hatte einen Körper, der bei ungesunder Nahrung oder längerer Untätigkeit rasch schwammig werden würde. Doch im Moment schien diese Gefahr nicht zu bestehen. Der Mann, dessen Haut von der Sonne verbrannt war, wirkte äußerst fit.
    Ehe er dazu kam, sie ebenfalls anzufahren, hob Barbara wieder ihren Ausweis und sagte: »Polizei. Kann ich mal einen Moment mit euch sprechen, Leute?«
    Er runzelte die Stirn und wickelte sich das Tuch wieder um den Kopf. Er knüpfte es im Nacken zusammen; mit dem goldenen Kreolenring, den er in einem Ohr trug, gab es ihm etwas Piratenhaftes. Er spie auf den Boden - wenigstens seitlich - und kramte eine Rolle Polos aus seiner Tasche. Er nahm eins heraus und schob es sich in den Mund. »Gerry DeVitt«, sagte er. »Ich bin hier der Chef. Was gibt's denn?«
    Er kam nicht näher, und Barbara wußte, daß er von seinem Standort aus sicherlich nicht lesen konnte, was auf ihrem Ausweis stand. Sie stellte sich vor, und wenn er auch kurz die Brauen zusammenzog, als sie »New Scotland Yard« sagte, zeigte er doch sonst keine Reaktion.
    Mit einem Blick auf seine Uhr erklärte er: »Wir haben nicht viel Zeit.«
    »Nur fünf Minuten«, versetzte Barbara, »vielleicht sogar weniger. Es ist übrigens keiner hier in Schwierigkeiten.«
    Er nickte. Einige der Männer hatten ihre Arbeit sowieso schon niedergelegt, daher winkte er sie und die anderen zu sich. Insgesamt waren es sieben, schweißnaß, dreckig und nicht gerade wohlriechend.
    »Danke«, sagte Barbara zu DeVitt. Sie erklärte, was sie wissen wollte: ob einer von ihnen bestätigen könne, daß am Samstag eine junge Frau - wahrscheinlich in traditioneller pakistanischer Kleidung - ans Ende des Piers gekommen war und von dort aus etwas ins Wasser geworfen hatte. »Es muß am Nachmittag gewesen sein«, fügte sie hinzu. »Arbeiten Sie samstags?«
    »Ja«, antwortete DeVitt. »Um welche Zeit?«
    Sahlah hatte behauptet, sich an die genaue Zeit nicht erinnern zu können. Wenn ihre Geschichte stimmte, dachte Barbara, und sie an diesem Tag zur Arbeit gegangen war, um nicht allein zu Hause sein zu müssen, hatte sie den Abstecher zum Pier wahrscheinlich nach der Arbeit gemacht, also irgendwann am späten Nachmittag. »Ich würde sagen, so um fünf herum.«
    Gerry schüttelte den Kopf. »Wir verschwinden hier spätestens um halb fünf.« Er wandte sich seinen Männern zu. »Hat von euch einer die Frau gesehen? War einer nach fünf noch hier?«
    »Soll das ein Witz sein?« sagte ein Mann, und die anderen lachten - die Vorstellung, auch nur eine Minute länger als nötig an der Arbeitsstelle zu bleiben, schien sie zu amüsieren. Keiner konnte Sahlah Maliks Geschichte bestätigen.
    »Sie wäre uns aufgefallen, wenn wir noch hiergewesen wären«, sagte DeVitt. Er wies auf seine Mitarbeiter. »Die Burschen kriegen doch bei jedem hübschen Mädchen, das hier vorbeikommt, Stielaugen.« Wieder lachten die Männer. DeVitt grinste und sagte zu Barbara: »Die Frau, die Sie suchen, sieht die gut aus?«
    Ja, sie sei sehr hübsch, bestätigte

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