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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sie.
    »Presley brauche ich nicht. Ich brauche sichtbare Polizeipräsenz auf der Straße. Mit anderen Worten, mehr Leute.«
    »Unsinn, Sie müssen diesen Leuten Vernunft beibringen, wenn nötig mit Gewalt. Wenn Sie das nicht schaffen -«
    »Für Großeinsätze zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit bin ich nicht zuständig«, konterte Emily. »Wir versuchen hier, einen Mordfall aufzuklären, und die Familie des Toten -«
    »Darf ich Sie daran erinnern, daß die Maliks nicht Querashis Familie sind, auch wenn diese Leute wie die Kletten zusammenzuhängen scheinen?«
    Emily tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Sie hatte immer den Verdacht gehabt, daß Donald Ferguson in Wirklichkeit ein Schaf im Wolfspelz war, und praktisch jede seiner Bemerkungen bestätigte diesen Verdacht. Er wollte sie hinausdrängen. Er konnte es kaum erwarten, sie loszuwerden. Der kleinste Vorwand würde ihm genügen, und es wäre aus mit ihrer Karriere. Emily bemühte sich, ja nicht die Ruhe zu verlieren.
    »Es ist die Familie, in die er einheiraten wollte, Don.«
    »Und Sie haben diesen Leuten die Wahrheit gesagt. Sie haben heute nachmittag Krawalle und Gewalt provoziert, und dafür sagen Sie ihnen die Wahrheit. Haben Sie eigentlich keine Ahnung, wie sich das auf Ihre Autorität auswirkt, Inspector?«
    »Es wäre völlig sinnlos, ihnen die Wahrheit vorzuenthalten, da sie die ersten sind, die ich zu vernehmen gedenke. Erklären Sie mir doch bitte, wie ich Ermittlungen in einem Mordfall anstellen soll, ohne zu verraten, daß wir es mit Mord zu tun haben?«
    »Bitte nicht diesen Ton, Inspector Barlow. Was hat dieser Malik denn bisher getan? Außer daß er seine Freunde zum Krawall angestiftet hat. Und warum zum Teufel wurde er nicht festgenommen?«
    Emily unterließ es, Ferguson auf das Offensichtliche hinzuweisen: Die Menge hatte sich zerstreut, sobald das Fernsehteam zu drehen aufgehört hatte, und es war nicht gelungen, einen der Steinewerfer zu schnappen. Sie sagte: »Er hat genau das getan, was er versprochen hat. Leere Drohungen waren noch nie Muhannad Maliks Sache, und ich kann mir nicht vorstellen, daß er sich plötzlich ändern wird, nur um es uns bequemer zu machen.«
    »Danke für diese Charakterskizze. Beantworten Sie meine Frage.«
    »Er hat, wie er gesagt hat, jemanden aus London kommen lassen. Einen Experten auf dem Gebiet der ›Einwanderungspolitik‹, wie er es nennt.«
    »Herr, verschone uns«, murmelte Ferguson. »Und was haben Sie ihm gesagt?«
    »Interessieren Sie meine genauen Worte oder nur der Inhalt?«
    »Lassen Sie doch die Spitzen, Inspector. Wenn Sie etwas zu sagen haben, dann sagen Sie es rundheraus und basta.«
    Es gab eine Menge zu sagen, aber dies war nicht der richtige Moment. »Don, es ist spät. Ich bin hundemüde, und hier drinnen ist es so heiß wie in einem Backofen. Ich würde gern vor morgen noch nach Hause kommen.«
    »Das läßt sich arrangieren«, versetzte Ferguson.
    Du lieber Gott! Was für ein ekelhafter kleiner Despot. Wie gern er doch auf seinen Rang pochte. Wie nötig er es hatte. Emily konnte sich gut vorstellen, daß der Superintendent, hätte er sich in ihrem Büro befunden, seine Hose geöffnet hätte, um zu demonstrieren, wer von ihnen der echte Mann war.
    »Ich habe Malik gesagt, daß wir einen Pathologen vom Innenministerium zugezogen haben, der morgen vormittag die Obduktion vornimmt«, erwiderte sie. »Ich habe ihm ferner gesagt, daß Mr. Querashi tatsächlich, wie er selbst von Anfang an vermutet hat, einem Mord zum Opfer gefallen zu sein scheint. Und ich habe ihm gesagt, daß der Standard die Story hat und sie morgen bringen wird. Okay?«
    »Mir gefällt das Wörtchen scheint«, sagte Ferguson. »Das läßt uns einen gewissen Spielraum, um alles unter Kontrolle zu halten. Ich würde Ihnen raten, genau das zu tun.« Er beendete das Gespräch wie immer, indem er einfach auflegte. Emily hielt den Hörer ein Stück von ihrem Ohr ab, zeigte ihm den Mittelfinger und legte dann ebenfalls auf.
    In dem stickigen Raum, der ihr Büro war, griff sie nach einem Papiertuch und drückte es sich aufs Gesicht. Es war feucht und fettig, als sie es wieder abnahm. Ein Königreich für einen Ventilator, dachte sie. Oder, noch besser, eine Klimaanlage. Aber sie hatte nur eine Dose lauwarmen Tomatensaft, was immerhin besser als gar nichts war, um diese höllische Hitze zu bekämpfen. Sie nahm die Dose und öffnete den Verschluß mit Hilfe eines Bleistifts. Nachdem sie einen kräftigen Schluck

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