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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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achtundvierzig Stunden vor Barbaras Ankunft in Balford - acht Tage vor seiner Hochzeit mit Maliks Tochter gestanden. Der Mann, der beinahe sein Schwager geworden wäre und als politischer Aktivist bekannt war, Muhannad Malik, hatte nach der Entdeckung der Leiche die Demonstration derer angeführt, die eine gründliche Untersuchung des Falls forderten. Denn obwohl sich sofort die Kriminalpolizei eingeschaltet hatte, war bisher keine Auskunft über die Todesursache gegeben worden. Deshalb hatte Muhannad Malik geschworen, daß er gemeinsam mit anderen prominenten Mitgliedern der asiatischen Gemeinde den Untersuchungsbeamten genauestens auf die Finger sehen würde. »Wir wären ja dumm, würden wir vorgeben, nicht zu wissen, wie der schöne Spruch ›der Wahrheit auf den Grund gehen‹ zu verstehen ist, wenn er sich auf den Tod eines Asiaten bezieht«, hatte Malik angeblich am Samstag nachmittag gesagt.
    Barbara legte die Zeitung auf die Seite, als Suzi mit dem Glas Zitronenlimonade kam, in dem in guter Absicht ein einsamer Eiswürfel schwamm. Sie nickte dankend und versteckte sich wieder hinter der Zeitung, um weiteren Kommentaren Suzis vorzubeugen. Sie mußte jetzt nachdenken.
    Sie hatte kaum Zweifel daran, daß Taymullah Azhar das »prominente Mitglied der pakistanischen Gemeinde« war, das Muhannad Malik zu mobilisieren versprochen hatte. Azhars Abreise aus London war so prompt auf das Bekanntwerden dieser Story gefolgt, daß es gar nicht anders sein konnte. Er war hierher gekommen, und Barbara wußte, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis sie ihm oder er ihr in die Arme liefe.
    Sie konnte sich nur ungefähr vorstellen, wie er ihre Absicht aufnehmen würde, zwischen ihm und der zuständigen Polizeibehörde zu vermitteln. Zum ersten Mal ging ihr auf, wie anmaßend es von ihr war, sich einzubilden, Azhar würde ihre Vermittlerdienste brauchen. Als intelligenter Mensch - mein Gott, Universitätsprofessor! - mußte er doch wissen, worauf er sich da einließ, oder etwa nicht?
    Barbara fuhr mit dem Finger an ihrem feuchten Limonadenglas entlang, während sie ihrer Frage nachhing. Alles, was sie über Taymullah Azhar wußte, wußte sie aus Gesprächen mit seiner Tochter. Aus Hadiyyahs Bemerkung »Dad hat heute abend noch ein Seminar« hatte sie zunächst geschlossen, er sei Student. Diese Schlußfolgerung basierte weniger auf einem Vorurteil als auf dem jugendlichen Aussehen des Mannes. Er wirkte wie ein Student, und Barbaras Verblüffung, als sie erfahren hatte, daß er Professor für Mikrobiologie war, hatte denn auch weit mehr mit seinem Alter zu tun gehabt als mit einem rassistischen Vorurteil. Er war mit seinen fünfunddreißig Jahren zwei Jahre älter als sie. Und sah zehn Jahre jünger aus. Eine Gemeinheit.
    Dennoch - sie wußte, daß Leute seines Metiers zu einer gewissen Naivität neigten. Wissenschaftler seines Kalibers lebten in einem Elfenbeinturm, dessen dicke Mauern sie vor den Realitäten des täglichen Lebens schützten. Seine Gedanken kreisten um Laboratorien, Experimente, Vorlesungen und für den Laien unverständliche Aufsätze für wissenschaftliche Zeitschriften. Die Finessen der Polizeiarbeit waren ihm so fremd wie ihr irgendeine namenlose Bakterie, die man ihr unter einem Mikroskop zeigte. Die Interessen einer Universität - mit denen Barbara oberflächlich Bekanntschaft gemacht hatte, als sie im vergangenen Herbst einen Fall in Cambridge bearbeitet hatte - hatten mit denen der Polizei nichts gemein. Eine beeindruckende Liste von Veröffentlichungen, Vorträgen und akademischen Titeln galt bei der Polizei nichts neben praktischer Erfahrung und einem guten Riecher. Das würde Azhar merken, sobald er mit dem leitenden Beamten sprach, falls er das in der Tat vorhaben sollte.
    Dieser Gedanke veranlaßte Barbara, wieder zur Zeitung zu greifen. Wenn sie in der Hoffnung, Taymullah Azhars Vorstoß abzufedern, mit gezücktem Dienstausweis ins Geschehen eingreifen wollte, konnte es nicht schaden zu wissen, wer das Kommando hatte.
    Der Name, den sie suchte, erschien gleich im ersten Absatz. Ja, der ganze Bericht drehte sich um den Ermittlungsleiter. Nicht nur war dies nämlich der erste »verdächtige Todesfall«, der sich seit mehr als fünf Jahren auf der Tendring-Halbinsel ereignet hatte, es war auch die erste Morduntersuchung, die von einer Frau geleitet wurde.
    Es handelte sich um die kürzlich zum Chief Inspector ernannte Emily Barlow von der örtlichen Kriminalpolizei. »Der Herr sei gepriesen«,

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