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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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überhaupt nichts zu tun. Ich arbeite heute abend ... Und das, Darling, geht dich gar nichts an.«
    Mit einem Knall legte sie auf und sagte: »Männer! Du meine Güte. Wenn sie nicht das richtige Gerät hätten, um uns zu amüsieren, würde sich's kaum lohnen, sich mit ihnen abzugeben.«
    Barbara versuchte gar nicht erst, eine witzige Antwort zu geben. Ihre Erfahrungen mit männlichem Gerät waren allzu beschränkt; sie konnte nicht mehr bieten als ein Augenrollen und hoffen, Emily würde das als »Du sagst es« auslegen.
    Emily war mit dieser Reaktion allem Anschein nach durchaus zufrieden gewesen. Sie hatte eine Schale Obst und eine Flasche Brandy genommen und war Barbara mit den Worten »Komm, gehen wir ein bißchen frische Luft schnappen« in den Garten vorausgegangen.
    Der Garten war nicht in wesentlich besserem Zustand als das Haus. Doch das üppigste Unkraut war entfernt worden, und ein Plattenweg war in leichtem Bogen zu einem Kastanienbaum gelegt worden. Unter diesem Baum saßen Barbara und Emily jetzt in zwei Segeltuchstühlen, zwischen sich die Obstschale und zwei Gläser mit Brandy, die Emily immer wieder nachfüllte. Irgendwo in den Ästen über ihnen sang eine Nachtigall. Emily verspeiste ihre dritte Pflaume. Barbara hatte sich eine Handvoll Weintrauben genommen.
    Es war wenigstens kühler im Garten als in der Küche, und man hatte sogar eine Aussicht. Auf der Balford Road unter ihnen fuhren Autos vorüber, und jenseits glitzerten die abendlichen Lichter der fernen Sommerhäuser durch die Bäume. Barbara überlegte, warum Emily ihr Feldbett samt Schlafsack, Taschenlampe und Lektüre nicht einfach hier heraustrug.
    Emily rief sie aus ihren Gedanken. »Hast du zur Zeit irgendwas Nettes am laufen, Barb?«
    »Ich?« Absurd, diese Frage. Emily hatte schließlich gesunde Augen im Kopf, da mußte sie sich die Antwort doch denken können, ohne fragen zu müssen. Schau mich doch an, hätte Barbara am liebsten gesagt, ich bin gebaut wie ein Schimpanse. Was glaubst du wohl, was ich da am laufen haben sollte? Doch statt dessen sagte sie: »Wer hat schon für so was Zeit?« und hoffte, daß das Thema damit erledigt wäre.
    Emily sah sie an. Das Licht einer Straßenlampe am Crescent fiel in den Garten, und Barbara spürte, wie Emily sie musterte.
    »Das klingt mir sehr nach einer Entschuldigung«, sagte sie. Sie nahm einen herzhaften Schluck Brandy und fuhr sich mit der Hand über den Mund.
    »Wofür?«
    »Den Status quo aufrechtzuerhalten.« Emily warf den Pflaumenstein über die Mauer, wo er ins Unkraut des leeren Nachbargrundstücks fiel. »Du bist immer noch allein, stimmt's? Aber du kannst doch nicht ewig allein bleiben wollen.«
    »Warum nicht? Du bist es doch auch. Und dich bremst es offensichtlich nicht.«
    »Stimmt. Aber es gibt Alleinsein und Alleinsein«, entgegnete Emily trocken. »Du verstehst, was ich meine?«
    O ja, das verstand Barbara nur zu gut. Emily lebte zwar allein, hatte aber immer irgendeinen Mann am Bändel. Aber sie war eben vom Glück begünstigt: Sie sah gut aus, hatte einen schönen Körper, einen scharfen Verstand. Wie kam es, daß Frauen, die allein durch ihr Dasein die Männer anlockten wie die Motten das Licht, immer glaubten, andere Frauen hätten die gleiche Macht?
    Sie lechzte nach einer Zigarette. Es kam ihr vor, als hätte sie seit Tagen keine mehr geraucht. Was zum Teufel taten Nichtraucher, um abzulenken, um einem Gespräch aus dem Weg zu gehen oder einfach, um die eigenen Nerven zu beruhigen? Sie sagten: »Entschuldige, aber darüber möchte ich jetzt nicht sprechen«, was gerade in dieser Situation, da Barbara sich eine enge Zusammenarbeit mit Emily erhoffte, nicht die beste Antwort gewesen wäre.
    »Du glaubst mir nicht, nicht wahr?« fragte Emily, als Barbara sich in Schweigen hüllte.
    »Sagen wir einfach, daß die Erfahrung meine Skepsis genährt hat. Und außerdem -« Sie hoffte, das leichte Prusten, das sie hören ließ, würde den Eindruck von Unbekümmertheit vermitteln. »Ich fühl' mich so, wie es ist, ganz wohl.«
    Emily griff nach einer Aprikose. Sie rollte sie auf ihrer offenen Hand hin und her. »Ah ja«, meinte sie nachdenklich.
    Barbara beschloß, diese kurze Bemerkung als Ende der Diskussion zu betrachten. Sie suchte nach einer eleganten Überleitung zu einem neuen Thema. Etwas wie »weil wir gerade von Mord sprechen« wäre gut gewesen, nur hatten sie, seit sie in den Garten hinausgegangen waren, nicht mehr von Mord gesprochen. Barbara wollte nicht zu sehr

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