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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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in diese Richtung drängen, da sie in diesem Ermittlungsverfahren keinerlei amtliche Funktion hatte, aber sie wollte gern zum Thema zurückkehren. Sie war wegen dieser Angelegenheit nach Balford-le-Nez gekommen, nicht um Betrachtungen über das Alleinleben und die Einsamkeit anzustellen.
    Sie tat einfach so, als wäre ihr Gespräch über den Todesfall auf dem Nez nie unterbrochen worden, und ging die Sache direkt an.
    »Was mir Gedanken macht, ist der Rassenaspekt«, sagte sie, und damit Emily nicht etwa glaubte, sie spräche Befürchtungen hinsichtlich ihres Privatlebens an, fügte sie hinzu: »Wenn Haytham Querashi erst seit kurzem in England war - und so wurde es im Fernsehen dargestellt -, läßt sich vermuten, daß er seinen Mörder nicht gekannt hat. Was wiederum nahelegt, daß es sich hier um eine Art willkürlicher Gewalt aus Rassenhaß handelt, wie sie in Amerika vorkommt. Oder, wie die Dinge liegen, in jeder Großstadt der Welt.«
    »Du denkst genau wie die Asiaten, Barb«, sagte Emily und biß von ihrer Aprikose ab. Den Saft fing sie in der Hand auf und leckte ihn ab. »Aber der Nez bietet sich nicht gerade als Ort für willkürliche Gewaltakte an. Die Gegend ist nachts völlig verlassen. Und du hast ja die Bilder gesehen. Es gibt keine Beleuchtung, weder oben auf den Felsen noch unten am Strand. Wenn da also abends jemand allein hingeht - und nehmen wir für den Moment mal an, Querashi hat das getan -, dann tut er das wahrscheinlich aus einem von zwei Gründen. Um allein einen Spaziergang zu machen -«
    »War es dunkel, als er aus seinem Hotel wegging?«
    »Ja. Und vom Mond war übrigens auch nicht viel zu sehen. Wir können also den Spaziergang streichen, wenn wir nicht annehmen wollen, daß es ihm Spaß machte, wie ein Blinder durch die Dunkelheit zu stolpern, und können statt dessen vermuten, daß er allein da draußen war, weil er in Ruhe nachdenken wollte.«
    »Vielleicht hatte er kalte Füße bekommen wegen der bevorstehenden Heirat. Vielleicht wollte er sie abblasen und überlegte, wie er das anstellen sollte.«
    »Das ist eine gute Theorie. Und auch logisch. Aber es gibt noch einen Punkt, den wir berücksichtigen müssen:
    Sein Wagen wurde durchsucht. Irgend jemand hat ihn praktisch auseinandergenommen. Was schließt du daraus?«
    Da schien es nur eine Möglichkeit zu geben. »Daß er dort hingefahren war, um sich mit jemandem zu treffen. Er hatte etwas dabei, was er abliefern sollte. Er wollte es nicht übergeben wie ausgemacht und mußte dafür mit seinem Leben bezahlen. Danach hat der Mörder sein Auto nach dem durchsucht, was er eigentlich hätte überbringen sollen.«
    »Das alles hört sich für mich nicht nach einem Mord mit rassistischen Hintergründen an«, sagte Emily. »Solche Gewalttaten sind immer willkürlich. Das trifft aber hier nicht zu.«
    »Aber das heißt nicht, daß ihn nicht doch ein Engländer getötet hat, Em. Aus Gründen, die mit Rassenhaß nichts zu tun haben.«
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen. Es heißt aber ebensowenig, daß ihn nicht auch ein Asiate getötet haben kann.«
    Barbara nickte, verfolgte jedoch weiter ihren eigenen Gedankengang. »Wenn ihr einräumt, daß ein Engländer als Täter in Frage kommt, wird die asiatische Gemeinde natürlich sofort von einem Verbrechen aus Rassenhaß sprechen, weil es so aussieht. Und wenn das passiert, kommt es hier zur Explosion. Stimmt's?«
    »Stimmt. Und darum bin ich, auch wenn das die ganze Sache höllisch kompliziert, ausgesprochen froh, daß der Wagen durchsucht wurde. Dadurch kann ich den Mord auch anders interpretieren, solange ich nicht mit Sicherheit weiß, daß Rassismus dahintersteckt. Damit gewinne ich Zeit, die Situation wird zunächst einmal etwas entschärft, und ich bekomme Gelegenheit zu taktieren. Wenigstens fürs erste. Und nur, wenn ich es schaffe, mir Ferguson mal vierundzwanzig Stunden lang vom Leib zu halten.«
    »Könnte denn jemand von den Pakistanis Querashi getötet haben?« Barbara griff in die Obstschale, um sich noch eine Handvoll Trauben zu nehmen.
    Emily streckte sich in ihrem Sessel aus, balancierte das Brandyglas auf ihrem Bauch und legte den Kopf in den Nacken, um ins dunkle Laub der Kastanie hinaufzusehen. Immer noch sang im sicheren Schutz der Blätter die Nachtigall.
    »Ausgeschlossen ist das sicher nicht«, meinte Emily. »Ich halte es sogar für wahrscheinlich. Wer außer den Pakistanis hat ihn denn gut genug gekannt, um überhaupt ein Motiv zu haben, ihn umzubringen?«
    »Und er

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