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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sollte ja die Malik-Tochter heiraten, nicht wahr?«
    »Richtig. Eine dieser Heiraten im Geschenkkarton, hübsch verpackt von Mama und Papa. Du weißt, was ich meine.«
    »Vielleicht gab's deshalb Probleme. Sie hat ihn nicht angemacht. Oder er sie nicht. Es gab eine Auseinandersetzung, die sich nicht bereinigen ließ.«
    »Na, jemandem das Genick zu brechen ist schon eine ziemlich extreme Maßnahme, um eine Verlobung zu lösen«, meinte Emily. »Außerdem lebt Akram schon viele Jahre hier, und seine Tochter liebt er abgöttisch. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er sie zu dieser Heirat gezwungen hätte, wenn sie sie nicht gewollt hätte.«
    Barbara ließ sich das durch den Kopf gehen und schlug dann eine neue Richtung ein. »Bei diesen Leuten ist es doch noch Sitte, daß die Braut eine Mitgift mitbringt, nicht wahr? Was hätte Maliks Tochter mit in die Ehe gebracht? Könnte es sein, daß Querashi in den Augen der Familie ihre Großzügigkeit nicht angemessen honoriert hat?«
    »Und sie ihn deshalb kurzerhand eliminiert haben?« Emily streckte ihre langen Beine aus und umschloß ihr Brandyglas mit beiden Händen. »Ja, eine Möglichkeit ist das sicher. Akram Malik würde ich es niemals zutrauen, aber Muhannad ...? Dieser Bursche ist meiner Ansicht nach zu allem fähig. Aber das durchsuchte Auto paßt nicht in diese Theorie.«
    »Gab es irgendeinen Hinweis darauf, daß etwas aus dem Wagen entwendet wurde?«
    »Ich sagte doch, man hatte ihn auseinandergenommen.«
    »Und war der Tote durchsucht worden?«
    »Eindeutig. Wir haben den Wagenschlüssel oben auf dem Felsen in einem Stück Meerfenchel gefunden. Ich bezweifle, daß Querashi ihn dort hingeworfen hat.«
    »Hatte der Mann noch irgend etwas bei sich, als er gefunden wurde?«
    »Zehn Pfund und drei Kondome.«
    »Keine Papiere?« Emily schüttelte den Kopf. »Woher wußtet ihr dann, wer er war?«
    Emily seufzte und schloß die Augen. Barbara hatte den Eindruck, daß sie nun endlich zum Knackpunkt gekommen waren, jenem Teil des Falls, den Emily bisher allen, die nicht unmittelbar mit der Untersuchung zu tun hatten, vorenthalten hatte.
    »Er wurde gestern morgen von einem gewissen Ian Armstrong gefunden«, erklärte Emily. »Und Ian Armstrong wußte sofort, wer er war.«
    »Ein Engländer«, konstatierte Barbara.
    »Der Engländer«, sagte Emily grimmig.
    Barbara begriff sofort. »Armstrong hat ein Motiv?«
    »O ja.« Emily öffnete die Augen und drehte den Kopf zu Barbara. »Ian Armstrong hat in Maliks Unternehmen gearbeitet. Er hat vor sechs Wochen seine Stellung verloren.«
    »Hat Haytham Querashi ihn an die Luft gesetzt?«
    »Viel schlimmer, von Muhannads Standpunkt aus allerdings viel besser, wenn man bedenkt, wie er diese Information ausschlachten wird, wenn er Wind davon bekommt.«
    »Wieso? Was könnte er denn daraus machen?«
    »Ein Verbrechen aus Rache, Notwendigkeit, Verzweiflung. Was du willst. Haytham Querashi hat Ian Armstrong aus seiner Stellung in der Fabrik verdrängt, Barb. Und kaum war Haytham Querashi tot, hat er seinen Job zurückbekommen. Na, ist das ein Motiv?«

5
    »Hm, ganz schön heikel«, räumte Barbara ein. »Aber hätte Armstrong nicht weit mehr Anlaß gehabt, die Person zu töten, die ihn hinausgeworfen hat?«
    »Unter gewissen Umständen, ja. Wenn er Rache wollte.«
    »Aber unter diesen Umständen?«
    »Armstrong hat offenbar ausgezeichnete Arbeit geleistet. Er wurde einzig und allein entlassen, um Querashi Platz zu machen.«
    »O verdammt«, sagte Barbara mit Inbrunst. »Hat Armstrong ein Alibi?«
    »Er behauptet, er sei mit seiner Frau und seinem fünfjährigen Sohn zu Hause gewesen. Er hatte eine Mittelohrentzündung - der Kleine, meine ich, nicht Armstrong.«
    »Und die Frau bestätigt das natürlich?«
    »Er ist der Versorger, und sie weiß, wo ihr Vorteil liegt.« Emily strich mit einem Finger nervös über die Rundung eines Pfirsichs in der Obstschale. »Armstrong sagt, er sei in aller Frühe zum Nez gefahren, um eine Wanderung zu machen. Er behauptet, er habe seit einiger Zeit die Gewohnheit, jedes Wochenende wandern zu gehen, um für ein paar Stunden seiner Frau zu entkommen und seine Ruhe zu haben. Er weiß nicht, ob ihn auf diesen Wanderungen jemand gesehen hat, aber selbst wenn dem so wäre, sagt das noch nicht, daß er dieses normale Wochenendvergnügen nicht dazu ausgenutzt hat, sich eine Art Alibi zu verschaffen.«
    Barbara wußte, was sie dachte: Es kam gar nicht so selten vor, daß ein Mörder nach vollbrachter Tat den

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