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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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zugestoßen ist. Und warum. Wir wollen wissen, warum.« Sie war sich nicht sicher, ob diese beiden Behauptungen überhaupt wahr waren. Aber sie sprach sie aus, weil es wichtiger war, für Frieden zwischen ihrem Vater und ihrem Bruder zu sorgen, als ihnen die ganze Wahrheit zu sagen. »Warum streitet ihr? Ist es nicht das beste, den Weg einzuschlagen, der uns am schnellsten zur Wahrheit führt? Ist das nicht das, was wir alle wollen?«
    Die Männer antworteten nicht. Oben begann Anas zu weinen, und gleich darauf hörten sie Yumn in ihren teuren Sandalen durch den Korridor eilen.
    »Ich will es jedenfalls«, sagte Sahlah leise. Den Rest brauchte sie nicht auszusprechen: Ich bin die Geschädigte, denn es war mein zukünftiger Mann. »Muni. Abhy-jahn. Ich möchte es«, wiederholte sie.
    Taymullah Azhar stand vom Sofa auf. Er war kleiner als die beiden anderen Männer, schmächtiger gebaut. Aber er schien ihnen in jeder Hinsicht gewachsen, als er sprach, obwohl Akram ihn nicht ansah. »Chacha«, sagte er.
    Akram zuckte zusammen bei dieser Anrede: Vaterbruder. Sie berief sich auf Blutsbande, die er nicht anerkennen wollte.
    »Es ist nicht mein Wunsch, Unfrieden in dein Haus zu tragen«, sagte Azhar und wehrte Muhannad mit einer Geste ab, als dieser ihn hitzig unterbrechen wollte. »Laß mich der Familie dienen. Du wirst mich nur zu Gesicht bekommen, wenn es absolut nötig ist. Ich werde mir eine andere Unterkunft suchen, so daß du dein Gelöbnis meinem Vater gegenüber nicht zu brechen brauchst. Ich kann helfen, weil ich, wenn nötig, mit unseren Leuten in London zusammenarbeite, wenn sie mit den Polizei- oder Regierungsbehörden Schwierigkeiten haben. Ich habe Erfahrung im Umgang mit den Engländern -«
    »Und wir wissen, wohin ihn diese Erfahrung geführt hat«, sagte Akram bitter.
    Azhar blieb ungerührt. »Ich habe Erfahrung im Umgang mit den Engländern, die wir in dieser Situation alle gebrauchen können. Ich bitte dich, mich helfen zu lassen. Da ich zu diesem Mann keine direkte Verbindung hatte und von seinem Tod nicht direkt betroffen bin, kann ich objektiver sein. Ich kann klarer denken und klarer sehen. Ich biete euch meine Dienste an.«
    »Er hat Schande über unseren Namen gebracht«, sagte Akram.
    »Eben darum benutze ich ihn nicht mehr«, entgegnete Azhar. »Anders kann ich mein Bedauern nicht zeigen.«
    »Er hätte seine Pflicht tun können.«
    »Ich habe mein Bestes getan.«
    Anstatt das Gespräch fortzuführen, richtete Akram seinen Blick auf Muhannad. Er schien seinen Sohn zu taxieren. Dann drehte er sich mit einer schleppenden Bewegung um und sah Sahlah an.
    Er sagte: »Ich hätte dir etwas anderes gewünscht, Sahlah. Ich sehe deinen Schmerz. Ich möchte das hier nur zu einem Ende bringen.«
    »Dann laß Azhar -«
    Akram brachte Muhannad mit erhobener Hand zum Schweigen. »Ich tue das für deine Schwester«, erklärte er seinem Sohn. »Laß ihn mir nicht unter die Augen kommen. Sorge dafür, daß er nicht mit mir spricht. Und wage es nicht, noch mehr Schande über diese Familie zu bringen.«
    Damit ging er. Seine Füße schlugen schwer auf jeder Treppenstufe auf.
    »Dieser alte Scheißer!« spie Muhannad. »Dieser ignorante, nachtragende, engstirnige alte Scheißer.«
    Taymullah Azhar schüttelte den Kopf. »Er möchte nur tun, was für seine Familie das beste ist. Gerade ich kann diese Einstellung sehr gut verstehen.«
    Nachdem Emily gegessen hatte, hatten sie und Barbara sich in den Garten hinter dem Haus gesetzt. Sie waren durch einen Anruf von Emilys Liebhaber gestört worden. »Ich kann's einfach nicht fassen«, hatte er gesagt, »daß du heute absagst. Nach der letzten Woche! Kannst du mir mal sagen, wann du je so oft gekommen -« Da erst hatte Emily hastig den Hörer abgenommen und den Anrufbeantworter unterbrochen. »Hallo, ich bin zu Hause, Gary«, hatte sie gesagt und sich umgedreht, so daß sie mit dem Rücken zu Barbara stand. Das Gespräch war kurz gewesen. »Nein«, hatte Emily gesagt, »damit hat das gar nichts zu tun. Du hast gesagt, sie hätte eine Migräne, und ich hab' dir geglaubt ... Ach, das bildest du dir doch ein ... Es hat nichts damit zu tun - Gary, du weißt, wie sehr ich es hasse, wenn du mich unterbrichst ... Ja, ja, ich hab' im Augenblick Besuch, ich kann jetzt nicht länger reden ... Ach, Herrgott noch mal, mach dich nicht lächerlich! Selbst wenn es so wäre, was würde das für eine Rolle spielen? Wir waren uns doch von Anfang an einig, wie - mit Kontrolle hat das

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