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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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nächsten Waschbecken.
    Barbara folgte ihr zögernd. Sie hatte schon eine Ahnung, was jetzt geschehen würde, und es behagte ihr gar nicht. Sie sagte: »Em, ich glaube nicht -«
    »Na, das ist ja wohl klar«, unterbrach Emily. Sie öffnete den Reißverschluß der Toilettentasche und kramte in ihr herum. Dann stellte sie auf den Rand des Beckens ein Fläschchen flüssiges Make-up, zwei flache, etwa handtellergroße Dosen und legte mehrere Pinsel daneben.
    »Du willst doch nicht etwa -«
    »Schau dich an. Schau dich doch nur mal an!« Emily drehte Barbara zum Spiegel. »Du siehst zum Davonlaufen aus.«
    »Was erwartest du denn? Ich bin zusammengeschlagen worden. Der Kerl hat mir die Nase und drei Rippen gebrochen.«
    »Und das tut mir auch ehrlich leid«, sagte Emily. »Das hast du wirklich nicht verdient. Aber das ist keine Entschuldigung, Barb. Wenn du mit mir zusammenarbeiten willst, mußt du entsprechend auftreten.«
    »Em! Laß doch! Ich nehm' diese Schmiere nicht.«
    »Betrachte es einfach als stärkende Erfahrung. Komm her. Sieh mich an.« Als Barbara zögerte und von neuem protestieren wollte, sagte sie kurz: »So gehst du mir nicht zu dem Treffen mit den Asiaten. Das ist ein Befehl, Sergeant.«
    Barbara fühlte sich wie von einer Dampfwalze überrollt und gab klein bei. Emily arbeitete rasch und zielstrebig mit Schminke, Schwämmchen und Pinseln. Die ganze Prozedur dauerte nicht länger als zehn Minuten, und als sie erledigt war, trat Emily einen Schritt zurück und studierte mit kritischem Blick ihr Werk.
    »So geht's«, konstatierte sie. »Aber diese Haare, Barb! Da ist nichts zu retten. Die sehen aus, als hättest du dich einfach unter die Dusche gestellt und drauflosgeschnipselt.«
    »Äh ... na ja«, sagte Barbara. »Es war das einfachste, weißt du.«
    Emily verdrehte nur die Augen, ohne etwas zu sagen. Sie packte ihre Kosmetika wieder ein. Barbara ergriff die Gelegenheit, um sich zu mustern.
    »Nicht übel«, sagte sie. Die Spuren ihrer Verletzungen waren noch vorhanden, aber sie sprangen nicht mehr so ins Auge. Und ihre Augen - die sie für sich immer als Schweinsäuglein bezeichnete - wirkten richtig groß. Emily hatte recht: Die Haare waren eine Katastrophe. Im übrigen jedoch sah sie keineswegs aus wie ein Kinderschreck. »Woher hast du das Zeug?« fragte sie.
    »Von Boots. Von dieser Drogeriekette wirst du doch schon mal gehört haben?« versetzte Emily ironisch. »Jetzt komm. Ich warte auf einen Bericht von dem Mann, der in meinem Auftrag der Autopsie beigewohnt hat. Und ich hoffe auf ein paar Ergebnisse aus dem Labor.«
    Der Autopsiebefund war da. Er lag in der Mitte von Emilys Schreibtisch, sachte raschelnd in dem Lufthauch, der auf die Bemühungen des Ventilators zurückzuführen war. Emily nahm ihn zur Hand und sah ihn durch, während sie sich geistesabwesend mit den Fingern durchs Haar fuhr.
    Dem Bericht beigelegt war eine weitere Serie Fotografien. Die nahm Barbara.
    Sie zeigten die Leiche entkleidet, bevor der erste Schnitt gemacht worden war. Der Mann war, wie Barbara sah, brutal mißhandelt worden. Nicht nur sein Gesicht war voller Blutergüsse, sondern auch Brust und Schultern. Die Verfärbungen jedoch waren unregelmäßiger Art. Und weder ihre Größe noch ihre Form legten nahe, daß der Mann mit Fäusten geschlagen worden war.
    Während Emily las, überlegte Barbara. Querashi mußte mit einer Waffe mißhandelt worden sein. Aber mit was für einer? Die Verletzungen paßten ihrer Form und Größe nach in kein einheitliches Schema. Dieses Mal hier hätte von einem Schraubenschlüssel stammen können, dieses dort von einem Stock, ein drittes von einem Schaufelrücken, ein viertes von einem Stiefelabsatz. Das alles legte nahe, daß der Mann aus dem Hinterhalt überfallen worden war, von mehr als einer Person angegriffen worden war und einen Kampf bis zum Tod geführt hatte.
    »Em«, sagte sie nachdenklich, »so übel, wie der Mann aussieht, hätte man doch überall im Bunker und um ihn herum Kampfspuren finden müssen. Was haben deine Spurensicherungsleute da draußen festgestellt? Haben sie Blutspritzer gefunden? Oder vielleicht eine Waffe, mit der er geschlagen worden ist?«
    Emily sah von dem Bericht auf. »Nein, nichts. Nicht das geringste.«
    »Und oben auf dem Nez? Niedergetrampelte Büsche vielleicht? Fußspuren?«
    »Nein, da war auch nichts.«
    »Dann unten am Strand?«
    »Kann sein, daß im Sand ursprünglich Spuren waren. Aber wenn, dann hat die Flut sie weggespült.«
    War es

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