09 - Denn sie betrügt man nicht
damit ab, ehe er es wieder auf den Kleiderhaufen warf. Er nahm seine Jeans und zog sie über seinen nackten Körper. Er schloß den Reißverschluß und ging mit nackter Brust und bloßen Füßen aus dem Zimmer.
Yumn starrte auf seinen Rücken, bis die Tür sich geschlossen hatte. Sie spürte, wie seine Körpersäfte langsam aus ihr herausrannen. Hastig griff sie nach einem Papiertuch und schob sich ein Kissen unter die Hüften. Sie begann, sich zu entspannen, während sie sich das flinke Gewimmel seiner Spermien auf der Jagd nach dem wartenden Ei vorstellte. Heute morgen würde es geschehen, dachte sie.
Was für ein Mann ihr Muni doch war!
7
Emily Barlow war gerade dabei, das Kabel eines Ventilators in eine Steckdose in ihrem Büro zu schieben, als Barbara kam. Sie lag auf allen vieren unter einem Tisch, auf dem ein Computer stand. Auf dem Bildschirm flimmerte ein Dateiformat, das Barbara schon von der Tür aus erkannte: Es war HOLMES, das Programm, in dem alle kriminalpolizeilichen Untersuchungen des Landes systematisch zusammengefaßt waren.
Im Büro war es schon jetzt so heiß wie in einem Dampfbad, obwohl das einzige Fenster sperrangelweit geöffnet war. Und drei leere Evianflaschen verrieten, was Emily bisher zur Linderung der Hitze unternommen hatte.
»In dieser verdammten Bude kühlt es nicht mal nachts ab«, bemerkte Emily, als sie unter dem Tisch hervorkam und den Ventilator einschaltete. Nichts geschah. »Was zum - so ein Mist!« Emily rannte zur Tür und schrie: »Billy, Sie haben doch gesagt, das Ding funktioniert!«
»Ich hab' gesagt: ›Versuchen Sie's mal, Chefin‹«, rief von irgendwo ein Mann zurück. »Ich hab' nichts versprochen.«
»Na toll!« Emily kehrte wütend zu dem Ventilator zurück. Sie schaltete ihn aus, schaltete ihn wieder ein, probierte nacheinander sämtliche Einstellungen aus. Sie schlug mit der Faust auf das Plastikgehäuse des Motors. Endlich begannen die Ventilatorblätter sich müde zu drehen. Sie schufen nicht den geringsten Luftzug, als sie lethargisch die stickige Luft herumschaufelten.
Emily schüttelte angewidert den Kopf, klopfte sich den Staub von ihrer grauen Baumwollhose und sagte mit einem Blick auf Barbaras Hand: »Was haben wir denn da?«
»Telefonische Nachrichten, die Querashi im Lauf der letzten sechs Wochen erhalten hat. Ich hab' sie mir heute morgen von Basil Treves geben lassen.«
»Und, ist was Brauchbares dabei?«
»Es ist ein ziemlicher Haufen. Ich hab' erst das erste Drittel durchgesehen.«
»Mensch, damit hätten wir uns schon vor zwei Tagen befassen können, wenn Ferguson nur ein bißchen kooperativ gewesen wäre und nicht so interessiert daran, mich abzusägen. Gib sie mal her.«
Emily nahm Barbara den Stapel Zettel ab und rief zum Korridor hinaus: »Belinda Warner!«
Die Beamtin kam im Laufschritt. Ihre Uniformbluse war bereits feucht von der Hitze, und ihr Haar hing ihr strähnig in die Stirn. Emily stellte sie kurz vor. Sie gab ihr den Auftrag, die Nachrichten durchzusehen - »Durchsehen, ordnen, eintragen und dann wieder bei mir melden« - und wandte sich dann wieder Barbara zu. Sie unterzog sie einer kurzen Musterung und sagte: »Heiliger Himmel, eine Katastrophe. Komm mit.«
Schon lief sie die schmale Treppe hinunter, machte im Zwischenstock kurz halt, um ein Fenster weiter zu öffnen, und rannte weiter. Barbara folgte ihr. Im hinteren Teil des weitläufigen viktorianischen Gebäudes hatte man einen Raum, der früher wahrscheinlich als Speise- oder Wohnzimmer gedient hatte, in eine Art Fitneßraum verwandelt. In der Mitte standen die Geräte - Fahrrad, Ruderapparat, Gewichte und ähnliches -, an der einen Wand waren Garderobenschränke, gegenüber zwei Duschkabinen, drei Waschbecken und ein großer Spiegel. Ein bulliger Rotschopf im Trainingsanzug ruderte wie wild und sah aus, als stünde er kurz vor einem Herzinfarkt. Im übrigen war der Raum leer.
»Frank«, blaffte Emily, »Sie übertreiben.«
»Ich muß vor der Hochzeit noch dreizehn Kilo abnehmen«, keuchte er.
»Na und? Dann passen Sie eben beim Essen ein bißchen auf. Vergessen Sie mal Fisch und Pommes.«
»Das geht nicht, Chefin.« Er steigerte das Tempo. »Marsha kocht so gern. Das wär' eine Beleidigung für sie.«
»Was meinen Sie, wie beleidigt sie erst sein wird, wenn Sie vor dem Altar tot umfallen«, gab Emily zurück und ging zu einem der Schränke. Sie öffnete das Kombinationsschloß, nahm eine kleine Toilettentasche aus dem Schrank und marschierte weiter zum
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