Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
Die jüngere und fettere Köchin zuckte diesmal wenigstens mit den Schultern.
    Er fragte sich, was sie tun würde, wenn er sie an der Hand nahm und in sein Schlafzimmer zog. Keine wird sich Euch verweigern, hatte Illyrio behauptet, aber irgendwie vermutete Tyrion, dass er diese beiden nicht gemeint hatte. Die jüngere war alt genug, um seine Mutter zu sein, und die ältere war vermutlich deren Mutter. Beide waren nahezu so fett wie Illyrio, und ihre Titten waren größer als sein Kopf. Ich könnte in ihrem Fleisch ersticken. Es gab schlimmere Arten zu sterben. Zum Beispiel die, wie sein Hoher Vater gestorben war. Ich hätte ihn noch ein bisschen Gold scheißen lassen sollen, ehe er sein Leben aushauchte. Lord Tywin mochte mit Lob und Zuneigung stets sehr geizig gewesen sein, wenn es jedoch um Münzen ging, hatte er sich stets sehr freigiebig gezeigt. Es gibt nur eins, was erbärmlicher ist als ein Zwerg ohne Nase: ein Zwerg ohne Nase, der kein Gold hat.
    Tyrion überließ die fetten Frauen ihren Broten und Kesseln und machte sich auf die Suche nach dem Keller, in dem Illyrio ihn in der vergangenen Nacht aus dem Fass befreit hatte. Er war nicht schwer zu finden. Hier gab es ausreichend Wein, um hundert Jahre betrunken zu bleiben; süßen Roten aus der Weite und herben Roten aus Dorne, hellen Bernsteinfarbenen aus Pentos, grünen Nektar aus Myr, fünf Dutzend Fässer mit Arborgold, und sogar Weine aus dem sagenhaften Osten, aus Quarth und Yi Ti und Asshai am Schatten. Am Ende wählte Tyrion ein Fässchen Starkwein, das laut Aufschrift aus dem Besitz von Lord Runzfort Redwyne stammte, dem Großvater des gegenwärtigen Lord des Arbor. Der Wein war von so dunklem Violett, dass er im trüben Licht des Kellers fast schwarz wirkte, und er lag schwer und träge auf der Zunge. Tyrion füllte sich einen Becher und einen großen Krug und trug beides hinauf in den Garten, um unter den Kirschbäumen zu trinken, die er gesehen hatte.
    Wie es der Zufall wollte, verließ er das Haus durch die falsche Tür und fand den Brunnen nicht, den er von seinem Fenster aus gesehen hatte, aber das störte ihn nicht. Der Garten hinter dem Haus war genauso schön und viel größer. Eine Zeit lang spazierte er hindurch und trank. Die Mauern hätten mit denen einer richtigen Burg nicht mithalten können, und die Eisenspitzen darauf wirkten eigenartig nackt, weil sie nicht mit Köpfen verziert waren. Tyrion stellte sich vor, wie der Kopf seiner Schwester darauf aussehen würde, mit Teer im goldenen Haar und Fliegen, die um ihren Mund schwärmten. Ja, und Jaime bekommt die Spitze neben ihr, entschied er. Nichts soll je zwischen meinen Bruder und meine Schwester kommen.
    Mit einem Seil und einem Haken hätte er über die Mauer klettern können. Er hatte kräftige Arme und wog nicht viel. Er könnte hinüberklettern, solange er sich nicht auf einer Spitze aufspießte. Morgen suche ich nach einem Seil, beschloss er.
    Während seines Spaziergangs entdeckte er drei Tore; den Haupteingang mit dem Torhaus, ein Seitentor bei den Hundezwingern und ein Gartentor hinter einem Vorhang aus hellem Efeu. Letzteres war mit einer Kette verschlossen, die anderen wurden bewacht. Die Wachen waren mollig, ihre Gesichter so glatt wie der Hintern eines Säuglings, und jeder Mann trug einen Bronzehelm mit Stachel. Tyrion erkannte einen Eunuchen, wenn er einen sah. Er hatte von dieser Sorte gehört. Sie kannten weder Furcht noch Schmerz, so hieß es, und sie hielten ihrem Herrn die Treue bis in den Tod. Ich könnte auch ein paar Hundert von denen gebrauchen, dachte er. Schade, dass ich nicht daran gedacht habe, ehe ich zum Bettler geworden bin.
    Er ging durch einen Säulengang und durch einen Spitzbogen, bis er zu einem gefliesten Hof gelangte, wo eine Frau an einem Brunnen Wäsche wusch. Sie musste ungefähr in seinem Alter sein, hatte stumpfes rotes Haar und ein breites Gesicht voller Sommersprossen. »Möchtest du ein wenig Wein?«, fragte er sie. Sie blickte ihn verunsichert an. »Ich habe keinen Becher für dich, also müssen wir aus einem trinken.« Die Waschfrau wrang weiter Kleidungsstücke aus und hängte sie zum Trocknen auf. Tyrion setzte sich mit seinem Krug auf eine Steinbank. »Sag mir, wie weit kann ich Magister Illyrio vertrauen?« Bei dem Namen sah sie auf. »So weit?« Kichernd schlug er die verkümmerten Beine übereinander und trank einen Schluck. »Ich habe keine Lust, die Rolle zu spielen, die mir dieser Käsehändler zugedacht hat, aber wie soll ich

Weitere Kostenlose Bücher