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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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muss krank sein oder schon tot. » Du hast ein Bad erwähnt. Wir wollen den großen Käsehändler nicht warten lassen.«
    Während er in der Badewanne saß, wusch das Mädchen ihm die Füße, schrubbte ihm den Rücken, und bürstete sein Haar. Später rieb sie seine Waden mit süßlich riechender Salbe ein, um die Schmerzen zu lindern, und zog ihm frische Kinderkleidung an, eine muffige, weinrote Hose und ein blaues Samtwams, das mit Goldtuch gesäumt war. »Will der Herr mich nehmen, wenn er gespeist hat?«, fragte sie, während sie ihm die Stiefel schnürte.
    »Nein. Von Frauen habe ich genug.« Huren.
    Das Mädchen war für seinen Geschmack nicht enttäuscht genug. »Wenn der Herr Knaben bevorzugt, so lasse ich Euch einen ins Bett schicken.«
    Der Herr bevorzugt seine Gemahlin. Der Herr bevorzugt ein Mädchen namens Tysha. » Nur wenn er weiß, wohin Huren gehen.«
    Das Mädchen presste die Lippen aufeinander. Sie verachtet mich, begriff er, aber nicht so sehr, wie ich mich selbst verachte. Natürlich zweifelte Tyrion Lannister nicht daran, dass er schon mit vielen Frauen gevögelt hatte, die seinen Anblick verabscheuten, aber die anderen hatten sich zumindest Mühe gegeben, Zuneigung zu heucheln.
    »Ich glaube, ich habe meine Meinung geändert«, sagte er. »Warte im Bett auf mich. Nackt, wenn du nichts dagegen hast, denn ich werde zu betrunken sein, um dich aus deinen Kleidern zu schälen. Halte den Mund und öffne deine Schenkel weit, dann sollten wir beide bestens miteinander auskommen.« Er blickte sie lüstern an und hoffte, Furcht in ihren Augen aufblitzen zu sehen, aber er entdeckte nur Abscheu. Niemand fürchtet sich vor einem Zwerg. Sogar Lord Tywin hatte sich nicht gefürchtet, obwohl Tyrion eine Armbrust auf ihn gerichtet hatte. »Stöhnst du, wenn man dich fickt?«, fragte er seinen Bettwärmer.
    »Wenn es dem Herrn gefällt.«
    »Vielleicht gefällt es mir, dich zu erdrosseln. So habe ich es meiner letzten Hure besorgt. Denkst du, dein Herr hat etwas dagegen? Bestimmt nicht. Mädchen wie dich besitzt er Hunderte, aber einen Zwerg wie mich hat er nur einmal.« Als er diesmal grinste, sah er die Furcht, die er sehen wollte.
    Illyrio lag auf einer gepolsterten Ruhebank und verschlang scharfe Peperoni und Perlzwiebeln aus einer Holzschüssel. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen, und seine Schweinsäuglein leuchteten über den fetten Wangen. Edelsteine tanzten, wenn er die Hände bewegte; Onyx und Opal, Tigerauge und Turmalin, Rubin, Amethyst, Saphir, Smaragd, Jett und Jade, ein schwarzer Diamant und eine grüne Perle. Von den Ringen könnte ich jahrelang leben, dachte Tyrion, allerdings bräuchte ich ein Hackebeil, um sie ihm abzunehmen.
    » Kommt, setzt Euch zu mir, mein kleiner Freund.« Illyrio winkte ihn zu sich.
    Der Zwerg kletterte auf einen Stuhl. Das Möbel war viel zu groß für ihn, ein mit Kissen gepolsterter Thron, der für den breiten Hintern des Magisters gezimmert war, mit dicken starken Beinen, um sein Gewicht zu tragen. Tyrion Lannister lebte von Geburt an in einer Welt, die für ihn zu groß war, doch im Haus von Illyrio Mopatis nahm dieses Missverhältnis groteske Ausmaße an. Wie eine Maus in der Höhle eines Mammuts, überlegte er, wobei dieses Mammut wenigstens einen guten Weinkeller hat. Der Gedanke machte ihn durstig. Er rief nach Wein.
    »Habt Ihr Euch mit dem Mädchen vergnügt, das ich Euch geschickt habe?«, erkundigte sich Illyrio.
    »Wenn ich ein Mädchen möchte, frage ich danach.«
    »Falls sie Euch nicht zufriedengestellt hat …«
    »Sie hat alles getan, was ich von ihr verlangt habe.«
    »Das möchte ich doch hoffen. Sie hat ihre Ausbildung in Lys erhalten, wo man die Liebe zur Kunst erhoben hat. Der König hatte viel Spaß mit ihr.«
    »Ich ermorde Könige, habt Ihr das noch nicht gehört?« Tyrion grinste böse über seinen Weinbecher hinweg. »Ich möchte keine königlichen Hinterlassenschaften.«
    »Wie Ihr wünscht. Lasst uns essen.« Illyrio klatschte in die Hände, und die Diener eilten herbei.
    Sie begannen mit einer Brühe aus Crabben und Seeteufel und einer kalten Suppe mit Ei und Limone. Danach folgten Wachteln in Honig, Lammrücken, Gänseleber in Wein, Pastinaken in Butter und Spanferkel. Beim Anblick der Speisen wurde Tyrion übel, doch um der Höflichkeit willen versuchte er einen Löffel Suppe, und nachdem er gekostet hatte, war es um ihn geschehen. Die Köchinnen mochten alt und fett sein, aber sie verstanden ihr Handwerk. Nie hatte er so gut

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