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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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sterben.«
    »Der Keller ist ein besserer Ort für sie. Gebt sie dem Wasser. Dem Ertrunkenen Gott.«
    Der Mann lachte. »Da unten ist kein Gott, Mylord. Nur Ratten und Wasserschlangen. Weiße Dinger, so dick wie Euer Arm. Manchmal schlängeln sie sich die Treppen hinauf und beißen einen im Schlaf.«
    Stinker erinnerte sich an den Kerker unter Dreadfort, an die Ratte, die zwischen seinen Zähnen gezappelt hatte, an den Geschmack von warmem Blut auf seinen Lippen. Wenn ich scheitere, schickt Ramsay mich dorthin zurück, aber zuerst wird er mir die Haut vom nächsten Finger abziehen. » Wie viele Mann Besatzung sind noch übrig?«
    »Einige«, sagte der Eisenmann. »Ich weiß es nicht. Weniger als vorher. Im Säuferturm sind auch noch welche, glaube ich. Im Kinderturm nicht. Dagon Codd ist vor ein paar Tagen rübergegangen. Da lebten noch zwei, hat er gesagt, und sie haben einen der Toten gegessen. Er hat sie beide umgebracht, wenn Ihr das glauben wollt.«
    Moat Cailin ist gefallen , begriff Stinker da. Nur hat es ihnen noch niemand gesagt. Er rieb sich den Mund, um seine zersplitterten Zähne zu verbergen, und sagte: »Ich muss mit eurem Befehlshaber sprechen.«
    »Kenning?« Die Wache wirkte verwirrt. »Er hat nicht mehr viel zu erzählen. Er stirbt. Vielleicht ist er schon tot. Ich habe ihn nicht mehr gesehen seit … Ich weiß nicht mehr, seit wann …«
    »Wo ist er? Bring mich zu ihm.«
    »Und wer passt dann aufs Tor auf?«
    »Er.« Erneut stieß Stinker mit dem Fuß gegen die Leiche.
    Der Mann musste lachen. »Ja. Warum nicht? Kommt mit.« Er nahm eine Fackel aus der Halterung an der Wand und fuchtelte damit hin und her, bis sie hell und heiß loderte. »Hier lang.« Die Wache führte ihn durch eine Tür und eine Wendeltreppe hinauf, wo das Fackellicht auf den schwarzen Steinwänden glänzte.
    Das Zimmer oben am Ende der Stufen war dunkel und verraucht. Es herrschte eine drückende Hitze. Vor das schmale Fenster hatte man ein abgewetztes Fell gehängt, um die Feuchtigkeit auszusperren, und in einem Kohlenbecken glomm ein Stück Torf. Es roch übel hier, Schimmel und Pisse und Kot mischten sich mit Rauch und Krankheit. Schmutzige Binsen bedeckten den Boden, während ein Haufen Stroh in der Ecke als Bett diente.
    Ralf Kenning lag zitternd unter einem Berg aus Fellen. Seine Waffen waren neben ihm gestapelt: Schwert und Axt, Kettenhemd und Schlachthelm aus Eisen. Sein Schild zeigte die Wolkenhand des Sturmgotts, aus deren Fingern Blitze ins tosende Meer zuckten, aber die Bemalung war verblasst und blätterte ab. Das Holz darunter hatte schon angefangen zu verrotten.
    Ralf verrottete ebenfalls. Unter den Fellen war er nackt und heiß vom Fieber. Sein bleiches, aufgequollenes Fleisch war mit nässenden Wunden und Schorf überzogen. Der Kopf wirkte unförmig, eine Wange war grotesk geschwollen, der Hals so mit Blut gefüllt, dass er das Gesicht zu verschlingen drohte. Der Arm auf der gleichen Seite war dick wie ein Holzscheit; weiße Würmer krabbelten darüber. Seit Tagen hatte niemand den Mann rasiert oder gewaschen, so wie er aussah. Aus einem Auge tränte Eiter, der Bart war mit getrocknetem Erbrochenen verklebt. »Was ist mit ihm passiert?«
    »Er war auf dem Wehrgang, und einer der Sumpfteufel hat einen Pfeil auf ihn abgeschossen. Es war zwar nur ein Kratzer, aber … sie vergiften ihre Pfeile, schmieren die Spitze mit Scheiße und übleren Dingen ein. Wir haben die Wunde mit kochendem Wein gespült, aber es hat nichts geholfen.«
    Mit diesem Ding kann ich nicht verhandeln. » Töte ihn«, befahl Stinker der Wache. »Er hat den Verstand längst verloren. Er ist voller Blut und Würmer.«
    Der Mann starrte ihn an. »Aber der Kapitän hat ihm den Befehl gegeben.«
    »Einem sterbenden Pferd gibt man auch den Gnadenstoß.«
    »Welchem Pferd? Ich hatte nie ein Pferd.«
    Ich schon. Der Erinnerung schlug über ihm zusammen wie eine Welle. Smiler hatte fast wie ein Mensch geschrien. Seine Mähne hatte Feuer gefangen, er hatte sich aufgebäumt und blind vor Schmerz mit den Hufen um sich geschlagen. Nein, nein. Das war nicht mein Pferd, Stinker hatte nie ein Pferd. » Ich töte ihn für dich.« Stinker nahm Ralf Kennings Schwert, das an dem Schild lehnte. Er hatte noch genug Finger, um den Griff zu packen. Als er die Schneide der Klinge auf den geschwollenen Hals des Geschöpfes auf dem Stroh legte, platzte die Haut und schwarzes Blut sowie gelber Eiter quollen hervor. Kenning zuckte einmal heftig, dann rührte er sich

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