09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
er. Ich habe es mit eigenen Ohren gehört. Haltet die Stellung, bis ich zurückkehre, hat er zu Kenning gesagt.«
»Ja«, sagte der Einarmige. »Das hat er gesagt. Das Königsthing rief, aber er hat geschworen, dass er zurückkommt, mit einer Treibholzkrone auf dem Kopf und tausend Mann im Schlepp.«
»Mein Onkel kommt nicht zurück«, erklärte Stinker ihnen. »Das Königsthing hat seinen Bruder Euron gekrönt, und Krähenauge hat andere Kriege auszufechten. Glaubt ihr, mein Onkel hätte viel für euch übrig? Nein, bestimmt nicht. Ihr seid diejenigen, die er zum Sterben zurückgelassen hat. Er hat euch abgeschüttelt wie er den Schlamm von seinen Stiefeln schüttelt, wenn er an Land watet.«
Diese Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Er sah es in ihren Augen, an den Blicken, die sie wechselten, an der Art, wie sie stirnrunzelnd in ihre Becher starrten. Sie haben alle befürchtet, dass man sie hier hat sitzen lassen, aber ich habe ihre Angst in Gewissheit verwandelt. Diese Männer waren nicht mit berühmten Kapitänen verwandt und stammten nicht aus den großen Häusern der Iron Islands. Sie waren Söhne von Leibeigenen und Salzweibern.
»Wenn wir uns ergeben, können wir abziehen?«, fragte der Einarmige. »Steht das in diesem Schreiben?« Er tippte an die Pergamentrolle, deren Wachssiegel noch immer ungebrochen war.
»Lies es doch selbst«, antwortete er, obwohl er fast sicher war, dass keiner von ihnen des Lesens mächtig war. »Lord Ramsay behandelt seine Gefangenen anständig, solange sie ihm keine Schwierigkeiten bereiten.« Mir hat er nur Zehen und Finger und dieses andere Ding abgeschnitten, dabei hätte er mir auch die Zunge herausschneiden oder mein Bein von der Ferse bis zum Schenkel häuten können. » Legt die Schwerter nieder, und er schenkt euch das Leben.«
»Lügner.« Dagon Codd zog sein Langschwert. »Du bist der, den sie den Abtrünnigen nennen. Warum sollten wir deinen Versprechungen glauben?«
Er ist betrunken, begriff Stinker. Aus ihm spricht das Bier. » Glaub, was du willst. Ich habe euch Lord Ramsays Botschaft überbracht. Jetzt muss ich zu ihm zurück. Wir werden Wildschwein mit Rüben essen und das alles mit starkem Rotwein hinunterspülen. Wer mich begleitet, wird beim Festmahl willkommen sein. Der Rest von euch wird innerhalb eines Tages sterben. Der Lord von Dreadfort führt seine Ritter den Damm herauf, während sein Sohn mit seinen Männern von Norden her angreift. Dann gibt es keine Gnade mehr. Wer im Kampf fällt, darf sich zu den Glücklichen zählen. Wer überlebt, wird den Sumpfteufeln ausgeliefert.«
» Genug«, fauchte Dagon Codd. »Glaubst du, du kannst Eisenmännern mit Worten Angst machen? Verschwinde. Lauf zurück zu deinem Herrn, ehe ich dir den Bauch aufschlitze, dir deine Eingeweide herausreiße und dich zwinge, sie zu essen.«
Sicherlich hätte der Kerl noch einiges hinzugefügt, doch plötzlich riss er die Augen weit auf. Eine Wurfaxt spross plötzlich mit einem dumpfen Geräusch aus der Mitte seiner Stirn. Codd fiel das Schwert aus der Hand. Er zuckte wie ein Fisch am Haken, dann fiel er mit dem Gesicht voran auf den Tisch.
Es war der Einarmige gewesen, der die Axt geworfen hatte. Während er sich erhob, hielt er schon die nächste Axt in der Hand. »Will noch jemand sterben«, fragte er die anderen Zecher. »Meldet euch nur, ich kümmere mich darum.« Dünne rote Rinnsale liefen aus der Blutlache unter Dagon Codds Schädel hervor. »Ich jedenfalls möchte noch ein wenig leben, und deshalb werde ich nicht hierbleiben, bis ich verrottet bin.«
Ein Mann trank einen Schluck Bier. Ein anderer drehte seinen Becher um und spülte damit ein Rinnsal Blut fort, ehe es seinen Platz erreichte. Niemand sagte ein Wort. Als der Einarmige die Wurfaxt zurück in seinen Gürtel steckte, wusste Stinker, dass er gewonnen hatte. Er fühlte sich beinahe wieder wie ein Mann. Lord Ramsay wird mit mir zufrieden sein.
Er holte das Krakenbanner eigenhändig ein, was eine Weile dauerte, weil ihm ein paar Finger fehlten, aber er war Lord Ramsay dankbar für die Finger, die er ihm gelassen hatte. Die Eisenmänner brauchten den größten Teil des Nachmittags, bis sie zum Aufbruch bereit waren. Es waren doch mehr, als er erwartet hätte, siebenundvierzig im Torhausturm und weitere achtzehn im Säuferturm. Zwei von ihnen waren dem Tod so nahe, dass es keine Hoffnung mehr für sie gab, und weitere fünf waren zu schwach, um zu gehen. Blieben immer noch achtundfünfzig, die zum Kämpfen
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