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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Ein Mann ohne Beine wurde von zwei Freunden getragen. Und alle waren ausgemergelt und hatten graue Gesichter. Gebrochene Männer, dachte er. Die Wiedergänger sind nicht die einzigen lebenden Toten.
    Doch nicht alle Krieger waren gebrochen. Ein halbes Dutzend Thenns in bronzenem Schuppenpanzer drängte sich um eine Kellertreppe, schaute mürrisch zu und machte keine Anstalten, sich zu den anderen zu gesellen. In den Ruinen der alten Dorfschmiede entdeckte Jon einen großen kahlköpfigen Kerl, in dem er Halleck, den Bruder von Harma Hundekopf, erkannte. Harmas Schweine waren allerdings verschwunden. Ohne Zweifel gegessen. Diese zwei, die Fell trugen, waren Hornfußmänner, ebenso wild wie knochig, barfuß selbst im Schnee. Es gibt noch immer Wölfe unter den Schafen.
    Val hatte ihm das in Erinnerung gerufen, als er sie zum letzten Mal besucht hatte. »Freies Volk und Kniende sind sich ähnlicher, als man denkt, Jon Snow. Männer sind Männer, und Frauen sind Frauen, gleichgültig, auf welcher Seite der Mauer wir geboren wurden. Es gibt gute Menschen und schlechte, Helden und Schurken, Ehrenmänner, Lügner, Feiglinge, Untiere … Wir haben davon genauso viel wir ihr.«
    Damit hat sie nicht unrecht. Wichtig war es daher, die einen von den anderen zu unterscheiden und die Schafe von den Ziegen zu trennen.
    Die Schwarzen Brüder begannen damit, das Essen zu verteilen. Sie hatten hartes, gesalzenes Fleisch mitgebracht, getrockneten Kabeljau, Bohnen, Rüben, Karotten, Säcke mit Hafer- und Weizenmehl, eingelegte Eier, Fässer mit Zwiebeln und Äpfeln. »Du kannst eine Zwiebel oder einen Apfel haben«, hörte Jon den Haarigen Hal zu einer Frau sagen, »aber nicht beides. Du musst dich entscheiden.«
    Die Frau schien nicht zu verstehen. »Ich brauche von beidem zwei. Einen für mich, einen für meinen Jungen. Er ist krank, aber ein Apfel wird ihn gesund machen.«
    Hal schüttelte den Kopf. »Er muss selbst kommen und sich seinen Apfel holen. Oder seine Zwiebel. Beides geht nicht. Für dich gilt das Gleiche. Apfel oder Zwiebel. Beeil dich, hinter dir warten noch andere.«
    »Einen Apfel«, sagte sie, und er gab ihr einen, einen alten vertrockneten, klein und verschrumpelt.
    »Geh weiter, Frau«, rief ein Mann hinter ihr in der Reihe. »Hier draußen ist es kalt.«
    Die Frau beachtete den Zwischenruf nicht. »Noch einen Apfel«, sagte sie zum Haarigen Hal. »Für meinen Sohn. Bitte. Der hier ist so klein.«
    Hal sah Jon an. Jon schüttelte den Kopf. Die Äpfel wären sowieso bald verbraucht. Wenn sie jedem, der zwei wollte, tatsächlich zwei gaben, würden die weiter hinten in der Schlange keine mehr bekommen.
    »Weg da«, sagte ein Mädchen hinter der Frau. Dann gab sie ihr einen Stoß in den Rücken. Die Frau stolperte, verlor den Apfel und stürzte. Die anderen Vorräte auf ihrem Arm fielen hinunter. Bohnen verteilten sich überall, eine Rübe rollte in eine Schlammpfütze, ein Säckchen Mehl platzte auf, und der kostbare Inhalt verteilte sich im Schnee.
    Wütende Stimmen wurden laut, in der Alten Sprache und in der Gemeinen Zunge. Auch an einem anderen Wagen entstand ein Aufruhr. »Das ist nicht genug «, knurrte ein Greis. »Ihr verfluchten Krähen lasst uns verhungern.« Die Frau, die umgestoßen worden war, krabbelte auf allen vieren hinter ihrem Essen her. Jon sah ein paar Schritte entfernt blanken Stahl aufblitzen. Seine Bogenschützen legten Pfeile auf.
    Er drehte sich im Sattel um. »Rory. Bring sie zum Schweigen.«
    Rory hob sein großes Horn an die Lippen und stieß hinein.
    AAAAhoooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo.
    Der Aufruhr und das Gedrängel hörten auf. Die Köpfe wandten sich um. Ein Kind begann zu weinen. Mormonts Rabe schritt von Jons linker Schulter zu seiner rechten, wippte mit dem Kopf auf und ab und murmelte: » Snow, Snow, Snow.«
    Jon wartete, bis das letzte Echo verhallt war, dann trieb er seinen Zelter vorwärts zu einer Stelle, wo jeder ihn sehen konnte. »Wir geben euch so viel zu essen, wie uns möglich ist, so viel, wie wir entbehren können. Äpfel, Zwiebeln, Steckrüben, Karotten … Vor uns liegt ein langer Winter, und unsere Vorräte sind nicht unerschöpflich.«
    »Ihr Krähen esst aber sehr gut.« Halleck schob sich nach vorn.
    Im Augenblick. »Wir verteidigen die Mauer. Die Mauer schützt das Reich … und jetzt auch euch. Ihr kennt den Feind, mit dem wir es zu tun haben. Ihr wisst, was uns bevorsteht. Manche von euch haben ihm schon ins Auge gesehen. Wiedergänger und

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