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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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das Mädchen des Haushofmeisters. Jeyne, das war ihr Name. Jeyne Poole.
    » Lord Ramsay.« Das Mädchen knickste vor ihm. Das war ebenfalls falsch. Die echte Arya Stark hätte ihm ins Gesicht gespuckt. » Ich bete darum, Euch eine gute Gemahlin zu sein und Euch starke Söhne zu schenken, die einst Eure Nachfolge antreten.«
    »Das wirst du«, versprach Ramsay, »und zwar schon bald.«

JON
    Seine Kerze war in einer Lache aus Wachs ersoffen, doch das Morgenlicht schien bereits durch die Fensterläden herein. Erneut war Jon über seiner Arbeit eingeschlafen. Der Tisch war mit Büchern bedeckt, die sich in hohen Stapeln türmten. Er hatte sie sich selbst geholt, nachdem er die halbe Nacht bei Lampenlicht die staubigen Gewölbe durchsucht hatte. Sam hatte recht, die Bücher müssten unbedingt geordnet, in Listen aufgenommen und in Ordnung gebracht werden, aber das war keine Aufgabe für Burschen, die weder Lesen noch Schreiben konnten. Diese Arbeit musste warten, bis Sam zurückkehrte.
    Falls er zurückkehrte. Jon fürchtete um Sam und Maester Aemon. Cotter Pyke hatte aus Eastwatch geschrieben, dass die Sturmkrähe das Wrack einer Galeere an der Küste von Skagos entdeckt hatte. Ob es sich bei dem gesunkenen Schiff um die Schwarzdrossel handelte, eines von Stannis Baratheons Söldnerschiffen oder um irgendeinen Händler, hatte die Mannschaft der Sturmkrähe nicht feststellen können. Ich wollte Goldy und den Kleinen in Sicherheit bringen. Habe ich sie stattdessen in ein nasses Grab geschickt?
    Das gestrige Abendessen war neben ihm kalt geworden, er hatte es kaum angerührt. Der Schwermütige Edd hatte seinen Teller bis zum Rand gefüllt, damit Drei-Finger-Hobbs berüchtigter Drei-Fleischsorten-Eintopf das harte Brot aufweichte. Die Brüder scherzten stets miteinander, dass es sich bei den drei Fleischsorten um Hammel, Hammel und Hammel handelte, aber Karotten, Zwiebeln und Rüben beschrieben es besser. Kaltes Fett glänzte auf den Resten des Eintopfs.
    Bowen Marsh hatte ihn gedrängt, in die frühere Unterkunft des Alten Bären zu ziehen, nachdem Stannis den King’s Tower geräumt hatte, aber Jon hatte abgelehnt. In die Räumlichkeiten des Königs zu ziehen, hätte leicht missverstanden werden können, so als rechnete er nicht damit, dass der König zurückkehrte.
    Eine seltsame Teilnahmslosigkeit hatte sich in der Schwarzen Festung ausgebreitet, seit Stannis nach Süden abmarschiert war, als würden das Freie Volk und die Schwarzen Brüder gleichsam den Atem anhalten und abwarten, was als Nächstes geschah. Die Höfe und Speisesäle waren meistens verwaist, der Turm des Lord Kommandanten war eine Ruine, vom alten Speisesaal waren nur verrußte Balken geblieben, und Hardin’s Tower sah aus, als könnte ihn die nächste Windböe umstoßen. Die einzigen Geräusche, die Leben verrieten, war das ferne Klirren von Schwertern aus dem Hof vor der Waffenkammer. Der Eiserne Emmett brüllte Hop-Robin an, er solle den Schild hochhalten. Am besten sollten wir alle den Schild hochhalten.
    Jon wusch sich, zog sich an und verließ die Waffenkammer, wobei er gerade lange genug im Hof stehen blieb, um Hop-Robin und Emmetts anderen Schülern ein paar aufmunternde Worte zu sagen. Er lehnte Tys Angebot, ihn zu begleiten, wie gewöhnlich ab. Heute würde er Männer genug um sich haben, und wenn es zu Blutvergießen kam, würden zwei mehr kaum einen Unterschied ausmachen. Allerdings hatte er Longclaw mitgenommen, und Ghost folgte ihm auf dem Fuße.
    Als er am Stall ankam, hatte der Schwermütige Edd den Zelter des Lord Kommandanten bereits gesattelt und aufgezäumt. Die Wagen wurden unter Bowen Marschs wachsamen Augen aufgestellt. Der Lord Verwalter, dessen Wangen von der Kälte gerötet waren, trottete die Reihe entlang und verlangte gestikulierend Änderungen. Als er Jon bemerkte, errötete er noch stärker. »Lord Kommandant. Meint Ihr es wirklich immer noch ernst mit dieser …«
    »… Torheit?«, beendete Jon den Satz. »Bitte, sagt mir, dass Ihr nicht ›Torheit‹ sagen wolltet, Mylord. Und ja. Wir haben es doch besprochen. Eastwatch will mehr Männer. Der Shadow Tower will mehr Männer. Greyguard und Icemark ebenso, daran zweifle ich nicht, und wir haben vierzehn weitere Burgen, die immer noch leer stehen, über Meilen hinweg wird die Mauer weder bewacht noch verteidigt.«
    Marsch spitzte den Mund. »Lord Kommandant Mormont …«
    »… ist tot. Und er starb nicht durch die Hände von Wildlingen, sondern durch die seiner eigenen

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