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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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durch den Wald galoppiert gekommen und hatte geschrien, sie alle sollten zum Milkwater kommen, wo der Weiner Krieger versammele, um die Schädelbrücke zu überqueren und den Shadow Tower einzunehmen. Viele folgten ihm; die meisten nicht. Später ging ein Krieger in Fell und Bernstein von Feuer zu Feuer und beschwor die Überlebenden, nach Norden zu ziehen und Zuflucht im Tal der Thenns zu suchen. Warum er glaubte, dass sie dort in Sicherheit wären, wo doch die Thenns selbst längst von dort geflohen waren, erfuhr Varamyr nie, doch Hunderte folgten dem Mann. Hunderte andere gingen mit der Waldhexe, die eine Vision von einer Flotte Schiffe gehabt hatte, welche kommen würden, um das Freie Volk nach Süden zu bringen. »Wir müssen zum Meer aufbrechen«, rief Mutter Maulwurf, und ihre Gefolgsleute wandten sich nach Osten.
    Varamyr hätte sich ihnen anschließen können, wenn er nur kräftiger gewesen wäre. Doch das Meer war grau und kalt und weit entfernt, und er wusste, dass er niemals lebend dort angekommen wäre. Neunmal war er gestorben und lag erneut im Sterben, doch diesmal würde es sein wahrer Tod sein. Ein Mantel aus Eichhörnchenfell, erinnerte er sich, er hat mir wegen eines Mantels aus Eichhörnchenfell das Messer in den Leib gerammt.
    Dessen Besitzerin war tot gewesen, ihr Hinterkopf zerschmettert, blutiger Brei mit Knochenstücken, aber ihr Mantel sah warm und dick aus. Es schneite, und Varamyr hatte seine eigenen Mäntel an der Mauer verloren. Seine Schlaffelle und seine wollene Unterwäsche, seine Schaffell-Stiefel und seine pelzgesäumten Handschuhe, seinen Vorrat an Met und gehortetem Essen, die Haarsträhnen, die er von den Frauen genommen hatte, mit denen er das Bett geteilt hatte, sogar die goldenen Armreifen, die Mance ihm geschenkt hatte, alles hatte er verloren und zurückgelassen. Ich habe gebrannt und bin gestorben, und dann bin ich geflohen, halb verrückt vor Schmerz und Angst. Bei der Erinnerung daran schämte er sich immer noch, aber er war nicht allein gewesen. Andere waren ebenfalls geflohen, zu Hunderten und Tausenden. Die Schlacht war verloren. Die Ritter waren gekommen, und unbesiegbar in ihrem Stahl töteten sie jeden, der blieb, um sich ihnen zum Kampf entgegenzustellen. So hieß es fliehen oder sterben.
    Doch dem Tod lief man nicht so leicht davon. Als Varamyr auf die tote Frau im Wald stieß, kniete er neben der Leiche, um ihr den Mantel abzunehmen, und er sah den Jungen nicht, bis er aus seinem Versteck sprang, und ihm das lange Knochenmesser in die Seite stieß und ihm den Mantel aus den zusammengekrallten Fingern riss. »Seine Mutter«, erklärte Distel ihm später, nachdem der Junge weggelaufen war. »Der Mantel gehörte seiner Mutter, und als er sah, wie du sie berauben wolltest …«
    »Sie war tot«, sagte Varamyr und zuckte zusammen, als ihre Knochennadel seine Haut durchbohrte. »Irgendwer hat ihr den Schädel eingeschlagen. Irgendeine Krähe.«
    »Keine Krähe. Hornfüße. Ich habe es gesehen.« Mit der Nadel zog sie die Wunde in seiner Seite zusammen. »Wilde, und wer ist jetzt noch da, um sie zu zähmen?« Niemand. Wenn Mance tot ist, ist das Freie Volk dem Untergang geweiht. Die Thenns, die Riesen und die Hornfußmänner, die Höhlenbewohner mit ihren spitzgefeilten Zähnen, und die Menschen von der Westküste mit ihren Streitwagen aus Knochen … alle waren dem Untergang geweiht. Sogar die Krähen. Sie wussten es vielleicht noch nicht, aber diese schwarzgekleideten Bastarde würden mit den anderen untergehen. Der Feind nahte.
    Haggons heisere Stimme hallte in seinem Kopf wider. »Du wirst ein Dutzend Tode sterben, Junge, und jeder wird schmerzhaft sein … Doch wenn dein wahrer Tod kommt, wirst du wieder leben. Das zweite Leben ist einfacher und süßer, heißt es.«
    Varamyr Sechsleib würde schon bald erfahren, ob das stimmte. Er schmeckte seinen wahren Tod im Rauch, der beißend in der Luft hing, und fühlte ihn in der Hitze unter seinen Fingern, wenn er die Hand unter den Stoff schob und seine Wunde berührte. Auch die Kälte war in ihn hineingekrochen, tief in seine Knochen. Diesmal würde es die Kälte sein, die ihn tötete.
    Das letzte Mal war er durch Feuer gestorben. Ich bin verbrannt. Zunächst hatte er in seiner Verwirrung gedacht, ein Bogenschütze auf der Mauer habe ihn mit einem Brandpfeil durchbohrt … Doch das Feuer hatte in ihm gelodert und ihn verzehrt. Und der Schmerz …
    Varamyr war schon neunmal gestorben. Einmal durch einen Speerstoß,

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