Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
ein Dutzend Kleider anprobiert, ehe sie eins fand, das ihr gefiel, aber sie wollte die Krone nicht aufsetzen, die Jhiqui ihr anbot.
    Als Daario Naharis vor ihr auf ein Knie niederging, setzte Danys Herz für einen Schlag aus. Sein Haar war mit getrocknetem Blut verklebt, und an seiner Schläfe glänzte ein tiefer Schnitt rot und blutig. Sein rechter Ärmel war fast bis zum Ellbogen blutig. »Ihr seid verletzt!«, entfuhr es ihr.
    »Das?« Daario berührte sich an der Schläfe. »Ein Armbrustschütze hatte versucht, mir einen Bolzen durchs Auge zu jagen, aber ich bin zu schnell geritten. Ich eilte heim zu meiner Königin, um mich in der Wärme ihres Lächelns zu sonnen.« Er schüttelte den Ärmel und verspritzte rote Tröpfchen. »Dieses Blut ist nicht meines. Einer meiner Feldwebel meinte, wir sollten zu den Yunkischen überlaufen, also habe ich meine Hand in seinen Hals gesteckt und ihm das Herz herausgerissen. Eigentlich wollte ich es meiner Silberkönigin als Geschenk bringen, doch vier der Katzen haben mich abgedrängt und sind fauchend auf mich losgegangen. Eine hätte mich fast erwischt, also habe ich dem Kerl das Herz ins Gesicht geworfen.«
    »Äußerst ritterlich«, sagte Ser Barristan in einem Ton, der genau das Gegenteil vermuten ließ, »aber habt Ihr Nachrichten für Ihre Gnaden?«
    »Schlimme Nachrichten, Ser Großvater. Astapor ist nicht mehr, und die Sklavenhändler kommen mit einer großen Streitmacht nach Norden.«
    »Diese Nachrichten sind alt und abgestanden«, knurrte der Schurschädel.
    »Das sagt Eure Mutter auch über die Küsse Eures Vaters«, gab Daario zurück. »Süße Königin, ich wäre eher hier gewesen, aber in den Hügeln wimmelt es von yunkischen Söldnern. Vier Freie Kompanien. Eure Sturmkrähen haben sich durch sie alle durchgekämpft. Doch es gibt noch mehr und Schlimmeres. Die Yunkai’i marschieren mit ihrem Heer die Küstenstraße hinauf, und vier Legionen aus Neu-Ghis haben sich ihnen angeschlossen. Sie haben Elefanten, hundert Stück, mit Rüstung und Türmen. Dazu kommen Schleuderer aus Tolos und eine Abteilung Kamelreiter aus Quarth. Zwei weitere Ghiscari-Legionen haben sich in Astapor eingeschifft. Wenn unsere Gefangenen die Wahrheit gesagt haben, werden sie auf der anderen Seite des Skahazadhans an Land gehen und uns vom Dothrakischen Meer abschneiden.«
    Während er seine Geschichte erzählte, fiel immer wieder ein Tropfen rotes Blut auf den Marmorboden, und Dany zuckte zusammen. »Wie viele Männer sind gefallen?«, fragte sie, als er am Ende angelangt war.
    »Von unseren? Ich hatte keine Zeit, sie zu zählen. Aber wir haben mehr dazu gewonnen als verloren.«
    »Weitere Abtrünnige?«
    »Weitere tapfere Kerle, die wir für unsere edle Sache gewinnen konnten. Meine Königin wird sie mögen. Einer ist ein Axtmann von den Basilisken-Inseln, ein Untier, größer als Belwas. Ihr solltet ihn sehen. Dazu kommen noch einige Westerosi, so etwa zwanzig, vielleicht auch mehr. Deserteure von den Verwehten, die mit den Yunkai’i unzufrieden sind. Sie werden gute Sturmkrähen abgeben.«
    »Wenn Ihr das sagt.« Dany wollte sich deswegen nicht streiten. Schon bald war Meereen vielleicht auf jedes Schwert angewiesen.
    Ser Barristan sah Daario stirnrunzelnd an. »Hauptmann, Ihr habt vier Freie Kompanien erwähnt. Wir wissen nur von dreien. Die Verwehten, die Langen Lanzen und die Kompanie der Katze.«
    »Ser Großvater kann gut zählen. Die Zweitgeborenen sind zu den Yunkai’i übergelaufen.« Daario wandte den Kopf zur Seite und spuckte aus. »Das ist für den Braunen Ben Plumm. Wenn ich das nächste Mal sein hässliches Gesicht sehe, werde ich ihn von der Kehle bis zum Bauch aufschlitzen und ihm das schwarze Herz herausreißen.«
    Dany wollte sprechen, brachte jedoch kein Wort heraus. Sie erinnerte sich an Bens Gesicht, so wie sie es das letzte Mal gesehen hatte. Ein warmes Gesicht, ein Gesicht, dem ich vertraut habe. Dunkle Haut und weißes Haar, die gebrochene Nase, die Fältchen in den Augenwinkeln. Sogar die Drachen hatten den alten Braunen Ben gemocht, und er hatte oft damit geprahlt, dass in seinen Adern ebenfalls ein Tropfen Drachenblut floss. Dreifachen Verrat wirst du erleben. Einen um des Goldes willen und einen um des Blutes willen und einen um der Liebe willen. War Plumm der dritte Verrat oder der zweite? Und wie sollte sie Ser Jorah einordnen, ihren ruppigen alten Bären? Würde sie denn nie einen Freund haben, dem sie vertrauen konnte? Was nützen Prophezeiungen, wenn

Weitere Kostenlose Bücher