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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Vergangenheit zurückgetaumelt, ehe Lindens Gesellschaft das Wagnis überquert hatte. Nichts was sie tun oder sagen konnte, würde gegen die Kraft seiner Erinnerungen ankommen.
    Sie musste dem Egger folgen. Wenn Liand sich nicht etwas mehr zusammenriss; wenn er nicht etwas wacher wurde …
    Anele packte fester zu.
    Diesmal gelang es Liand, ihren Namen zu sagen. »Linden?«
    »Orkrest«, wiederholte sie. Ihre Stimme zitterte wie Aneles Arme. Der Alte hatte sie schon mehr als einmal gerettet. Er hatte sie aus ihrer Lähmung geholt, als sie sich auf der Suche nach dem Stab des Gesetzes erstmals in eine Zäsur gewagt hatte. »Wir brauchen ihn.«
    Liands Verwirrung richtete sich einen Augenblick lang gegen den Alten. Dann durchlief ein Zittern seinen Körper. »Orkrestl«, murmelte er mit schwacher Stimme. »Den hatte ich vergessen …«
    Mit unbeholfenen Fingern, als hätte Anele ihn nicht nur mit Erdkraft, sondern auch mit Altersschwäche und Gebrechlichkeit angerührt, öffnete der Steinhausener seine Gürteltasche und brachte den Sonnenstein zum Vorschein.
    Scheinbar endlose Sekunden lang betrachtete Liand den auf seiner Handfläche liegenden Stein stirnrunzelnd. Er verfiel wieder der Magie des Palastes; oder Linden verfiel ihr. Sein Orkrest sei gar kein Stein, dachte sie träge: Er bestand aus unglaublich konzentriertem Wasser, das ihm eigentlich durch die Finger hätte rinnen müssen. Bald würden dort nur noch ein paar durchsichtige Tropfen liegen. Obwohl sie Aneles Hand umklammert hielt, driftete Linden ab. Wie Liand würde sie ganz in Staunen aufgehen und vergessen, dass sie sich verirrt hatte.
    Doch Liand löste sich nicht auf. Stattdessen schlossen seine Finger sich um den Orkrest, und Linden erinnerte sich, dass der Egger verschwunden war.
    Anfangs leuchtete der Sonnenschein nur wie das sanfte Strahlen der Verlorenen Tiefe: perlmuttfarben und vermischt, von der Illumination der Gräuelinger nicht zu unterscheiden. Aber schon diese leichte Veränderung seiner Eigenschaften schien Liand Kraft zu verleihen. Er umklammerte den Orkrest fester. In kleinen Schritten erlangte der Sonnenstein allmählich wieder die vertraute reinweiße Leuchtkraft.
    Gleichzeitig kehrte Lindens Bewusstsein ihrer selbst zurück. Der Egger, dachte sie schockiert. Jeremiah!
    Der Eifrige lag in sein Gewand gehüllt abseits, als hätte er sich für sein Begräbnis eingekleidet. Keiner war mehr da, der darauf bestehen konnte, dass der Egger seinen heiligen Schwur hielt.
    Liand brachte heller leuchtende Erdkraft hervor. Lindens Herz jagte, als ertränke sie …
    »Gut, gut«, keuchte sie. »Weiter so!« Von den Kronleuchtern tropften Echos wie Kaskaden aus Brillanten herab. »Lass Anele nicht los. Wir müssen den Egger einholen.«
    Liand schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können. »Was ist mit den Riesinnen?« Seine Halssehnen traten deutlich hervor. »Mit Pahni und den Ramen? Wenn wir sie im Stich lassen …«
    Linden setzte sich in Richtung Treppe in Bewegung, zog Anele hinter sich her und hoffte, dass er Liand mitziehen würde. »Dafür ist jetzt keine Zeit.« Ihre Lunge schien sich mit Wasser zu füllen. »Wir kommen zurück, wenn wir wissen, was der Egger treibt.« Sie wurde selbst zu Wasser. »Wir müssen Jeremiah finden.«
    Sie schämte sich bereits, dass sie ihren Sohn vergessen hatte.
    Anele verstärkte seinen Griff. Verrückt oder nicht, er folgte ihr bereitwillig. Und er ließ den Steinhausener nicht los. Nach kurzem Zögern gab Liand seinen Widerstand auf. Linden und Anele drängten ihn gemeinsam in Richtung Treppe.
    Kraft erzeugte mehr Kraft. Je mehr Erdkraft Liand dem Orkrest entlockte, desto müheloser konnte er das Leuchten noch verstärken.
    Auf der Spur des Eggers stürmte Linden die Treppe hinauf wie eine heranbrandende Welle.
    Wenn wir sie im Stich lassen … Sie verließ ihre übrigen Freunde; verließ auch Covenant. Hätte sie eine Schilderung der Gefahren des Palastes gehört, hätte sie vermutet, die Unnachgiebigkeit der Haruchai würde sie beschützen. Die Riesinnen und die Ramen waren offen für Freude und Ehrfurcht; sie waren schutzlos. Aber Stave und die Gedemütigten …
    Trotzdem waren die Haruchai ebenfalls schutzlos. Auch sie waren trotz ihres zur Schau getragenen Stoizismus für Staunen und Großzügigkeit empfänglich. Wie hätten Hoch-Lord Kevin, der Großrat der Lords und die Riesen und Ranyhyn sie sonst dazu bringen können, den Eid der Bluthüter abzulegen?
    Wie hätte der Vizard sie sonst

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