Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
und Clyme unbeweglich stumm wie Statuen.
    Covenant veränderte seine Haltung etwas, damit die Sonne ihm nicht in die Augen schien. Bald würde er Linden in den Schatten des Felsblocks bringen müssen. Aber Schatten war kein Wasser. Er würde sie nicht lange schützen können.
    Wenn sie endlich wieder zu Bewusstsein kam, würde sie sich heftige Vorwürfe wegen ihrer vorübergehenden Abwesenheit machen. Sie würde glauben, ihren Sohn und ihre Freunde und das Land im Stich gelassen zu haben. Aber Covenant wusste es besser. Wie Jeremiah nach seiner Verstümmelung durch Feuer und den Verächter einen Weg gefunden hatte, um zu überleben, nachdem jede andere Form des Weiterlebens unerträglich geworden war.
    Und Covenant erfasste intuitiv eine Wahrheit, die Linden vielleicht nicht erkennen würde, obwohl sie sie schon früher am eigenen Leib erfahren hatte. Wenn sie einem Schmetterling gleich aus ihrem Kokon schlüpfte, würde sie andere Stärken zeigen, als sie bisher besessen hatte. Sie würde eine andere Frau sein - und vielleicht nicht einmal selbst wissen, was sie geworden war.
    Ich habe keine Angst um sie, Zeitenherr.
    Auch in diesem Punkt stimmte Covenant mit dem Mähnenhüter überein.
    Indem er sich eine Hand schützend über die Augen hielt, suchte er auf Lindens Gesicht ein Anzeichen dafür, dass sie vielleicht bald aufwachen würde.
    Linden war aschfahl und sichtlich erschöpft, fast blutleer. Die zarten Linien ihres Gesichts wirkten ausgezehrt. Die Muskeln ihrer Mundwinkel zuckten immer wieder vor Schmerzen, die er mit seiner gewöhnlichen Wahrnehmung nicht verstand. Er ahnte, dass sich ihre Augen unter den Lidern hastig bewegten, als zuckte sie vor Albträumen zurück. Manchmal verkrampften sich ihre Finger, als versuchte sie, ihren Stab zu ergreifen. Ihre Lippen bildeten Worte oder Klagelaute wie Bitten, auf die er keine Antwort wusste.
    Je länger sie bewusstlos blieb, desto mehr würde die Erfahrung, sich in ihren Träumen zu verstecken, sie letztlich verändern.
    Die Sonne erwärmte seine Wange. Als er blinzelte, fühlten seine Augen sich entzündet an. Sie waren von den Erschütterungen und den mit Mineralstoffen versetzten Wasserschleiern unter dem Gravin Threndor gerötet. Austrocknung ließ ihn verschwommen sehen. Es wurde Zeit, dass er sich einen Platz im Schatten suchte. Dann beschloss er, noch etwas länger auf Bhapa und Pahni zu warten. Linden lastete wie ein Mühlstein auf seiner Brust; ihm widerstrebte es jedoch, sie zu verlagern.
    Fast ohne zu merken, dass er eine Entscheidung getroffen hatte, begann er zu sprechen. Er senkte den Kopf, murmelte sanft ihren Namen. Beinahe flüsternd versuchte er Worte zu finden, die sie erreichen würden.
    »Ich liebe dich, Linden«, sagte er fast seufzend. »Weißt du das? Vielleicht fällt es dir schwer, dir das vorzustellen, weil so viel Zeit vergangen ist. Aber es ist wahr. Ich habe dreieinhalb Jahrtausende damit verbracht, mich daran zu erinnern, wie viel du mir bedeutest - und mir zu wünschen, ich hätte es besser verstanden, dir das zu sagen.
    Deshalb habe ich versucht, dich zu warnen und dir zu raten, als ich meine verdammte Klappe hätte halten sollen. Ich wusste nur nicht, wie ich dir sonst hätte sagen sollen, dass ich dich liebe. Solltest du Fehler gemacht haben - was ich nicht glaube -, darfst du dir deswegen keine Vorwürfe machen. Du hast sie nur gemacht, weil ich dich nicht in Ruhe lassen konnte.«
    Stave, Clyme und Branl standen mit dem Rücken zu ihm auf dem niedrigen Wall, der ihr Lager umgab, hatten den Landbruch vor sich oder sahen in die Weiten der Sarangrave-Senke hinaus. Vielleicht wollten sie dem großen Covenant die Illusion vermitteln, ungestört zu sein. Mit seiner Hand auf Jeremiahs Schulter drehte Galt den Jungen und den Croyel weg, damit Covenant nicht durch Jeremiahs Leere und die Bösartigkeit des Ungeheuers abgelenkt wurde.
    Die Gedemütigten und der ehemalige Meister verstanden offenbar, was Covenant zu bewirken versuchte.
    »Linden«, fuhr er fort. »Ich glaube, dass du mich hören kannst.« Er sprach leise, um den Kummer und das Bedauern in seiner Stimme zu tarnen. »Das glaube ich, weil du jetzt wie Jeremiah bist - und er kann mich hören. Der Croyel hört dir nicht als Einziger zu. Aber das ist noch nicht alles. Ich glaube, dass Jeremiah dich immer gehört hat. Nichts, was du jemals zu ihm gesagt hast, ist ungehört verhallt.
    Das ist einer der Gründe, weshalb ich nicht glaube, dass er Lord Foul dient. Er hat dir immer

Weitere Kostenlose Bücher