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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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jedoch nur kurz zu schütteln, um festzustellen, dass es leer war. Kaltgischt ließ es verärgert fallen und ging weiter, um ihr Glück bei Onyx Steinmangold zu versuchen.
    Gleichzeitig trug Graubrand ihr Gefäß zu dem Eifrigen hinüber; Clyme stellte seines neben Spätgeborener ab, und Branl kam zu Covenant. Nur die Behutsamkeit, mit der er Kaltgischts Brustplatte in den Sand stellte, ließ erkennen, dass der Stein und das Wasser selbst für ihn schwer waren.
    Bhapa hatte das Flussbett bereits verlassen, um sich zu Pahni zu gesellen. Jetzt kam Stave herunter und blieb vor Covenant stehen. »Du musst trinken, Zeitenherr.« Er streckte die Arme aus. »Ich halte inzwischen die Auserwählte.«
    Obwohl Covenant durch seinen Durst und den Wunsch nach Wasser abgelenkt war, glaubte er, aus dem Tonfall des früheren Meisters eine gewisse Besorgnis herauszuhören.
    Aber Covenant bewegte sich nicht. Vergebliche Mühen und stumme Reue verstopften seine Kehle. Er konnte kaum sprechen. »Zuerst Linden. Ich kann nicht … Nach allem, was sie durchgemacht hat.«
    Er hatte sie aufgefordert, ihn zu finden. Was hatte er anschließend von ihr erwartet? Dass sie sein Schweigen passiv hinnehmen würde?
    »Ur-Lord«, begann Branl, dann verstummte er, als die Eisenhand mit Steinmangolds Fläschchen auf sie zukam.
    »Hier ist Diamondraught«, sagte Kaltgischt. »Nur ein paar Tropfen, fürchte ich. Aber es wird für Riesen destilliert, und Linden Riesenfreundin ist ein Mensch. Vielleicht genügen einige Tropfen.«
    Von Durst benommen starrte Covenant die Riesin an. Einen Augenblick lang verstand er nicht, wieso sie auf ihn zu warten schien; wieso auch Branl und Stave warteten. Dann merkte er, dass Lindens Wange an seiner Schulter lag. So konnte sie nicht trinken.
    »Du hast recht«, erklärte er Stave krächzend. »Nimm sie mir lieber ab.«
    Stave bückte sich sofort nach Linden. Mit leichtem Stirnrunzeln über seiner leeren Augenhöhle hob er sie mit beiden Armen so hoch, dass ihr Kopf mit leicht geöffnetem Mund nach hinten fiel.
    Covenant empfand ihre Abwesenheit von seiner Brust wie einen Trauerfall. Statt sich abzuwenden und aus Branls Becken zu trinken, sah er zu, wie Kaltgischt ein halbes Dutzend bernsteingelber Tropfen aus Steinmangolds Fläschchen in Lindens Mund träufelte.
    Linden schien automatisch zu schlucken. Aber eine Wirkung des starken Getränks ließ sich nicht erkennen.
    »Ich kann nicht in sie reinsehen«, knurrte Covenant. Er war ein Leprakranker; er besaß keinen Gesundheitssinn. »Was ist los? Hilft das Zeug?«
    Die Eisenhand runzelte unwillig die Stirn. »In Linden Riesenfreundin kann niemand hineinsehen. Auch nicht in dich, Zeitenherr, oder in ihren Sohn. Diamondraught ist ein potentes Stärkungsmittel. Ich vertraue darauf, dass es sie kräftigen wird. Aber ich sehe keine Anzeichen für ein baldiges Erwachen.«
    Branl und Stave nickten zustimmend.
    Kaltgischt hob das Fläschchen hoch und fügte hinzu: »Bestimmt ist Wasser ein zusätzlicher Segen.«
    Covenant glaubte, etwas Zustimmendes gemurmelt zu haben, aber er war sich nicht ganz sicher. Ihm gingen zu viele Erinnerungen durch den Kopf. Vor langer Zeit hatte Atiaran ihm erklärt: Du bleibst mir verschlossen …Ich sehe dich nicht. Andere hatten es ähnlich ausgedrückt. Ich weiß nicht einmal, ob du gesund oder krank bist.
    Natürlich krank, hatte er mit einer Verbitterung geantwortet, die Lenas Mutter nicht verdient hatte. Ich habe Lepra. Daraufhin hatte sie aus einem alten Lied zitiert:
     
    Ein Paradox ist, wer da wandelt,
    Mit dem Weißgold der Magie,
    Alles ist er, doch ein Nichts,
    Held und Tor,
    Voll Macht und hilflos.
    Kann das Land verheeren oder retten
    Mit einem Wort aus seinem Mund,
    Sei es trügerisch oder wahr.
    Verwüsten oder retten wird er das Land,
    Der wirr ist am Geist und doch gesund,
    Kalt und doch voll Leidenschaft,
    Verloren und zugleich gefunden.
     
    Zweifellos fühlte er sich wirr am Geist und doch gesund. Und zunehmend verwirrt. Er hatte seinen Ring hergegeben, würde ihn nicht zurückfordern. Auf diese oder andere Weise formte ihn seine Lepra.
    Er verlor den Kontakt zur Wirklichkeit…
    Aber dann packte Branl ihn an den Schultern. Der Gedemütigte zog ihn auf den Knien rutschend unaufhaltsam zu Kaltgischts Brustplatte hinüber.
    Durst und Wasser verankerten Covenant wieder in der Gegenwart. Er tauchte das ganze Gesicht ein und trank, solange er die Luft anhalten konnte.
    Als er wieder den Kopf hob, sodass ihm Wasser vom Gesicht aufs

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