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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ihm war bewusst, wie tief er sie durch sein Schweigen in Anwesenheit der Toten und seine wiederholten Absenzen verletzt hatte. Er wusste, dass er sie auch in Zukunft bestimmt noch öfter verletzen würde. Und er wusste, was er Elena angetan hatte. Er versuchte nicht, Trost für sich selbst zu finden.
    Andere waren trostbedürftiger als er.
     
    Die Zeit konnte er nicht messen. Er war noch nicht wieder an einen gewöhnlichen 24-Stunden-Rhythmus gewöhnt - oder er war zu ausgetrocknet, um ihn spüren zu können. Die Sonne wanderte weiter; der Schatten des Felsblocks wurde kleiner. Der Landbruch schien zu schrumpfen, als das Licht sich veränderte. Aber solche Dinge sagten ihm nicht, wie lange Mahrtür und die anderen schon fort waren - oder wann sie zurückkommen würden.
    Es war noch Frühling; das wusste er bestimmt. Trotzdem lastete die Sonnenhitze auf ihm, bis er vergaß, dass er vor wenigen Stunden nass bis auf die Haut gewesen war. Linden schien ständig schwerer zu werden. Der Tag würde heiß, allzu heiß werden …
    Je mehr der Landbruch im Dunst verschwamm, desto mehr sah Covenant ihn als Barriere. Furcht einflößend … unüberwindbar. Sein Anblick ließ ihn fürchten, er werde das Oberland nie wiedersehen.
    Seine Sehnsucht, vor dem Weltuntergang noch einmal durch Andelain zu ziehen, war ein neuer Schmerz, unvorhergesehen und unheilbar. Er besaß kein Mittel gegen irgendeinen Kummer.
    Als Galt nachdrücklich sagte: »Ur-Lord, die anderen kehren zurück. Sie bringen Wasser«, brauchte er einen Augenblick, um zu begreifen, was er gesagt hatte.
    Ein Blick den ausgetrockneten Fluss entlang zeigte Covenant sechs Gestalten, vier davon klein. Die in der Hitze flimmernde Luft verzerrte ihre Umrisse und ließ sie schwanken. Aber sie wurden stabiler, als sie näher kamen. Bei ihrer bedächtigen Annäherung wurden sie allmählich konkreter, bis er zuletzt glauben konnte, sie seien real.
    Clyme, Branl und zwei Riesinnen. Mahrtür und Bhapa.
    Covenant beugte sich gespannt nach vorn, aber auch davon wachte Linden nicht auf.
    Die Schwertmainnir waren offenbar wieder zu Kräften gekommen, als sie reichlich hatten trinken können. Ihre Bewegungen waren gleichmäßig, sie spiegelten ihre hartnäckige Vitalität wider. Die beiden Haruchai trugen ihre vollen Wassergefäße fast so mühelos wie sie.
    Die Hälften der Brustpanzer waren so groß, dass sie viel Wasser enthielten.
    Plötzlich sagte der Croyel: »Das wird euch nichts nützen.« Jeremiahs Stimme klang verächtlich scharf. »Diese Geschichte ist noch längst nicht vorbei. Der Eifrige hat euch keinen Gefallen getan. Trinkt, so viel ihr wollt. Gratuliert euch dazu, dass ihr noch lebt. Das macht keinen Unterschied. Der fette Insequente ist nicht so clever, wie er glaubt.«
    Auf Lindens Stirn erschienen Falten. Dass der Croyel mit der Stimme ihres Sohnes sprach, schien sie zu beunruhigen. Die Muskeln der äußeren Augenwinkel zuckten heftiger. Aber trotzdem wachte sie nicht auf.
    »Schweig, Bestie«, verlangte Galt. »Glaubst du, dass es mir Gewissensbisse bereitet, dir deinen hässlichen Kopf abzuschneiden? Dieser Junge, den du quälst, hat für mich keinen Wert. Und Linden Avery kann in ihrem jetzigen Zustand nicht für ihn bitten. Mich würde es nicht stören, die Ursache deines Todes zu sein.«
    Covenant fragte sich, ob der Meister seine Drohung wahr machen würde. Zum Glück ließ der Croyel es nicht darauf ankommen.
    Als die sechs die Ruhenden erreichten, sagte Mähnenhüter Mahrtür, als gäbe seine Blindheit ihm das Recht, Befehle zu erteilen: »Der Insequente soll als Erster trinken. Wir brauchen dringend seine magischen Kräfte.« Auch er wirkte stärker, weil er offenbar seinen Durst gelöscht hatte. Aber er konnte sein Gefühl der Nutzlosigkeit - und seinen Abscheu darüber - nicht ganz verbergen. »Ist noch Diamondraught da, muss es die Ring-Than bekommen. Auch sie braucht Wasser, aber in ihrem jetzigen Zustand würde sie nicht viel trinken. Vielleicht kann die stärkere Wirkung von Diamondraught sie wachrütteln.«
    »Aye«, bestätigte die Eisenhand. Obwohl sie wieder erholt wirkte, schwang die körperliche Anstrengung in ihrer Stimme mit. Sie setzte ihre Hälfte von Graubrands Brustpanzer umständlich sorgfältig ab. Dann ging sie zu Spätgeborener hinüber, die im Schatten liegend schnarchte: ein heiserer Laut tief in ihrer Kehle, erschöpft und unregelmäßig. Kaltgischt öffnete ihren Brustpanzer und zog das Steinfläschchen heraus. Sie brauchte es

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