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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Hemd tropfte und in der Brise kühlend wirkte, fühlte er sich wie getauft; wie auf irgendeine unbeschreibliche Weise erneuert. Mund und Kehle waren frisch ausgespült. Kein Kummer, kein Schmerz und keine Verantwortung waren von ihm genommen worden. Aber er konnte sie wieder ertragen.
    Und er war nicht allein. Als er sich mühsam aufrappelte, sah er, dass alle Riesinnen auf den Beinen waren. Sie tranken nur sparsam, denn für Frauen ihrer Größe war der Wasservorrat der Gesellschaft klein. Aber sie bekamen genug, um ihre Schwäche zu überwinden. Wer noch etwas Diamondraught besaß, trank es jetzt, so wenig es auch war. Die anderen ließen zu, dass Frostherz Graubrand ihnen Arme und Schultern massierte, um sie aufzumuntern.
    Auch Liand wachte auf und trank, bis sein verschwommener Blick wieder klar wurde. Dann kam er unbeholfen auf die Beine, betrachtete Linden und überzeugte sich davon, dass sie körperlich unversehrt war. Er sah kurz zu, wie Kaltgischt ihr aus einer Steinflasche Wasser einflößte. Seine offene Miene zeigte all seine Befürchtungen deutlich.
    Im nächsten Augenblick schüttelte Liand sich jedoch und wandte sich ab. Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen winkte er Pahni aufmunternd zu. Als sie sein Winken erwiderte, überzeugte er sich noch davon, dass der Sonnenstein wieder in dem Beutel an seinem Gürtel steckte. Dann hielt er Ausschau nach einem Weg auf den Wall, um sich zu der jungen Seilträgerin zu gesellen.
    Als Sturmvorbei Böen-Ende Anele anstieß, warnte Covenant sie: »Lass ihn auf dem Brustpanzer. Ich weiß nicht genug über ihn.« Er hatte zu viel vergessen. »Dieser Sand … er war früher mal Stein. Vielleicht ist er sicher. Oder vielleicht zeigt er Kastenessen, wo wir sind.«
    Jedenfalls war Kastenessen nicht der einzige Unhold, der den Alten bemerken oder Besitz von ihm ergreifen konnte, wenn er auf festgebackenem Sand stand.
    »Ganz recht, Zeitenherr«, stimmte Böen-Ende zu. »Nachdem ich ihn unter solchen Mühen so weit getragen habe, ist mir unser Anele ans Herz gewachsen. Unter seinem Wahn verbirgt sich Tapferkeit. Ich bete darum, dass der Tag kommen wird, an dem man das auch von Langzorn sagen können wird.«
    Dann hielt sie Anele mit einer Hand fest und schleifte ihren Brustpanzer durchs Flussbett zu dem nächsten Wassergefäß. Zum Glück versuchte er nicht, sich loszureißen, obwohl er sichtlich nach Wasser gierte. In ihrem geschwächten Zustand hätte sie ihn vielleicht nicht bändigen können. Aber er schien damit zufrieden zu sein, sich in seiner Wiege sitzend von ihr ziehen zu lassen.
    Der Eifrige hatte als Erster sein Gesicht in einen Wasserbehälter gesteckt, aber er gehörte zu den Letzten, die sich aufrappelten. Eine Zeit lang stand er nur da, entfaltete versuchsweise seine Bänder und inspizierte sein beschädigtes Gewand. Seine fleischigen Wangen waren schlaff, und schlimmere Mängel als nur Durst trübten seinen Blick.
    Irgendwann raffte er sich jedoch zu einer Art Entschlossenheit auf. Auf seinen krummen Beinen kam er mühsam auf Covenant und Linden, Kaltgischt, Stave und Branl zugewankt. Einige seiner Bänder lagen wie erschöpft im Sand, als er tief Luft holte und zu einer großen Rede ansetzte.
    »Ein jämmerliches Ende meines früheren Stolzes«, begann er.
    »Zweifellos sollte ich erklären, dankbar zu sein. Solange die Erde besteht, kann kein anderer Insequenter behaupten, Taten wie ich verrichtet oder die Wunder erblickt zu haben, die ich gesehen habe. In Wahrheit bin ich jedoch beschämt. Aye, beschämt und traurig dazu. Meine Ängste und Unzulänglichkeiten haben einen hohen Preis gefordert. Jetzt, wo mein Ende bevorsteht, ergibt die Bilanz meines Lebens nur, dass ihr und eure Gefährten weitere Gefahren ohne meine Unterstützung werdet bestehen müssen. An sich ist das eine feine Leistung. Oh, gewiss, fein und passend. Ich muss eure Verzeihung erflehen, dass ich darüber nicht froh bin.«
    Covenant starrte ihn an. Du hast uns alle gerettet, wollte er sagen. Wie viel mehr verlangt dein Volk von dir. Aber der Eifrige ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Hier trennen sich unsere Wege, Zeitenherr, obwohl es noch einen Dienst gibt, den ich dir erweisen zu können hoffe, falls die Insequenten zustimmen, mein Leben zu verlängern. Habe ich mich etwas gesammelt, werde ich euch verlassen, aber darum beten, zurückkehren zu dürfen - wenn auch nur für kurze Zeit.«
    Jäh besorgt protestierte Covenant: »Augenblick! Du musst bleiben! Wir haben noch viel zu

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