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09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift

09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift

Titel: 09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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sich kurz begrüßt und sich am Tisch niedergelassen hatten, ließ der Vizekonsul sie allein.
    »Meine Herren", begann Lebon leicht hüstelnd. »Wer wenig spricht, spricht am besten. Mademoiselle Nadja Ratan. Sie sehen hier Monsieur Rudolf Kanar, der offiziell Ihr Heimatland vertritt. Ich meinerseits vertrete die kanadische Regierung.
    Möchten Sie nun vor uns beiden Ihr Ansuchen um politisches Asyl wiederholen?«
    »Ich wiederhole mein Ansuchen...«, begann die Tänzerin zögernd.
    »Einen Augenblick", fiel ihr der Leiter des Balletts ins Wort.
    »Vielleicht wird Fräulein Ratan ihre Ansicht sofort ändern, und ich möchte es ihr ersparen, offiziell ihre Erklärung widerrufen zu müssen. Wir sind bereit, sie wieder bei uns aufzunehmen und ihre vergangenen und gegenwärtigen Irrtümer zu vergessen...«
    Er klatschte in die Hände. Eine Tür öffnete sich, und die beiden schwarzen Asse traten ein. Sie führten einen jungen Mann mit roten Haaren, grünen Augen und zornigem Blick mit sich. Er trug eiserne Handschellen.
    »Nadi!« rief er, als er die Tänzerin sah.
    »Alex!« stöhnte sie. Die Kanadier runzelten die Stirn. Kanar lächelte zufrieden.
    »Fräulein Ratan", erklärte er, »gehört einer Familie an, die schon immer unserem Staat nur übelgewollt hat, und die es auch heute noch will. Ihr Bruder Alex zum Beispiel arbeitet, so jung er noch ist, an der Vernichtung unserer wohlwollenden Regierung. Wir wußten es schon seit einiger Zeit. Aber wir haben auf den geeigneten Augenblick gewartet, ehe wir handelten. Dank seiner ausgezeichneten Sprachkenntnisse ist es dem jungen Mann gelungen, bei unserem Pressebüro in Ottawa als Übersetzer unterzukommen. Wir haben ihn ständig beobachtet, um zu sehen, welche feindlichen Handlungen er gegen unsere Regierung unternehmen wollte. Und wir hätten ihn auch erst verhaftet, wenn er wieder in unser Land zurückgekommen wäre. Nun aber hat uns seine Schwester gezwungen, früher zu handeln als vorgesehen. Wir können Fräulein Ratan nur ein einziges Angebot machen: Entweder sie kehrt mit uns zurück, und wir vergessen, was sie und ihr junger und sympathischer Bruder getan haben, oder sie bleibt in Kanada, und der junge Alexander hat die Folgen zu tragen.«
    »Was für eine unwürdige Erpressung!« rief Lebon entrüstet und wurde rot vor Zorn. »Ich möchte wissen, was Herrn Alex daran hindern könnte, ebenfalls um politisches Asyl zu bitten.«
    »Oh, mehrere Gründe", antwortete Kanar sanft. »Erstens: Wir sind hier nicht auf kanadischem Gebiet, und die Schweizer wären sicher nicht bereit, einem Vorgehen zuzustimmen, das einer Entführung von schweizerischem Hoheitsgebiet gleichkäme. Zweitens: Alexander wird von uns eines Verbrechens angeklagt, das ganz gewöhnlich ist, nämlich der Unterschlagung von Geld. Und Sie wissen sehr wohl, daß man um Asyl nur aus politischen Gründen nachsuchen kann. Und drittens: Meine Freunde hier sind kräftig genug, um irgendwelchen gewaltsamen Versuchen von Ihrer Seite entgegenzutreten. Und ich meine, das ist ausschlaggebend. Nun, liebe Nadja, was halten Sie von der Sache?«
    »Nadi!« schrie Axel. »Gib nicht nach. Wenn du dich in ihre Hand begibst, sind wir beide verloren. Wenn du frei bleibst, haben sie nur mich.«
    Der Unglückliche rang unter den mitleidlosen Augen der Asse seine gefesselten Hände.
    »Alex", antwortete Nadja. »Ich kann dich nicht verlassen. Sie haben bereits unsere Eltern umgebracht, sollen sie uns auch noch ermorden!« Sie wandte sich Kanar zu und sah ihm in die Augen.
    »Rudolf Kanar", sagte sie kalt, »Sie haben gewonnen. Ich bitte nicht mehr um Asyl in Kanada.«
    Ein Schluchzen kam aus ihrer Kehle, während Kanar zufrieden lächelte und aussah wie eine Katze, die gleich eine Maus verspeisen wird.
    »Mein Kind", sagte er überlegen, »ich entschuldige Ihre Nervosität. Ich habe immer gewußt, daß Sie schließlich doch vernünftig sein würden.« Phil sprang auf.
    »Nadja, Sie sind verrückt. Er lügt. Das wissen Sie doch!«
    »Aber Phil! Was soll ich denn machen? Ich habe keine andere Wahl!«
    Sie stand auf, um um den Tisch herumzugehen.
    »Einen Augenblick, bitte", unterbrach Lennet. »Fräulein Ratan, würden Sie mir Ihren Lippenstift leihen?«
    Ohne zu begreifen, was er wollte, öffnete sie ihre Handtasche.
    Er nahm den vergoldeten Zylinder und schraubte ihn bedächtig auf.
    »Lieber Herr Kanar", sagte Lennet, »als ich die Handtasche von Angela Klys untersuchte - sie hat uns ja einen Besuch abgestattet wie Sie

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