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09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift

09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift

Titel: 09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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die eines Schauspielers würdig gewesen wäre, hielt ihm der Polizist mit der weißen Nelke seine Dienstmarke unter die Nase, während ihm der Mann mit der roten Nelke leicht die Mündung seiner Pistole in die Seite drückte. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit ergriffen die beiden Polizisten ihn an den Armen.
    Phil flüsterte ihm ins Ohr: »Schreien Sie nicht! Leisten Sie keinen Widerstand! Es ist in Ihrem eigenen Interesse.«
    Lennet trat hinzu. Er hatte aus der Tasche des Smokings ein maschinengeschriebenes Blatt Papier gezogen.
    »In Ordnung?« fragte Phil.
    »Hier, Chef.«
    Phil nahm das Dokument. »Führt den Mann ab", sagte er zu den beiden Polizisten. Und während die beiden den kleinen Mann zu einem Notausgang zogen, faltete er das Papier auseinander.
    »Ist es der Plan?« fragte Lennet.
    »Ja, ja", nickte Phil und steckte den Zettel in die Tasche.
    »Kann ich es sehen?«
    »Klar! Aber nicht jetzt! Verschwinden wir, solange Kanar noch nicht herausgekommen ist.«
    Nachlässig schlendernd gingen die beiden zurück ins Foyer.
    »Zeigst du mir jetzt den Plan?« fragte Lennet, der es vor Spannung fast nicht mehr aushielt.
    »Nicht hier!«
    »Dann gehen wir in dein Büro.«
    »Hör zu, du mußt das verstehen. Das hier betrifft Kanada. Du kennst doch die Regeln der Geheimhaltung so gut wie ich. Das ist bei euch auch nicht anders. Wenn es nicht unumgänglich ist, daß du den Plan siehst, ist es besser, du siehst ihn nicht.«
    Phil hatte recht. Wenn Lennet ein Amateur gewesen wäre, hätte er es wahrscheinlich verletzend gefunden, daß Phil ihm den Plan nicht zeigte, den er selbst dem Gegner abgenommen hatte. Aber Lennet war ein Profi und machte sich lediglich den Vorwurf, daß er sich den Plan nicht angeschaut hatte, ehe er ihn Phil übergab. So machte er gute Miene zum bösen Spiel und grinste.
    »Schon okay, Phil.«
    »Lennet, du nimmst es mir doch nicht übel?«
    »Nein. Ich weiß, was geheim bedeutet. Und was soll ich jetzt tun?«
    »Bleib noch ein bißchen hier, damit es nicht so auffällt. Dann gehst du ins Hotel. Ich rufe dich dort an!«
    Für Lennet war der Auftrag »Pas de deux" also erledigt. Er hatte jetzt Urlaub. Ruhig mischte er sich unter die Leute, trank etwas Eisgekühltes und belustigte sich über die seltsamen Gewänder mancher Damen. Er hätte gehen können, aber er blieb noch. Vielleicht hoffte er, die schöne Tänzerin mit dem ängstlichen Gesicht noch einmal zu sehen? Aber er gestand es sich nicht ein.
    Aber schon verließen die ersten Gäste den Empfang. Die Tänzer gruppierten sich um ihren Hirten, Rudolf Kanar, unter der Bewachung ihrer sogenannten Dolmetscher, der vier Asse.
    Lennet seufzte und wollte gerade in die Garderobe gehen, um seinen Mantel zu holen, als er plötzlich Nadja Ratan gegenüberstand.
    Da er aus Erfahrung bereits wußte, was passierte, wenn er versuchte, der Tänzerin etwas Hübsches zu sagen, begnügte er sich damit, sie nur schweigend zu grüßen. Sie aber sah ihn mit ihren ausdrucksvollen grünen Augen an und streckte ihm die Hand entgegen. Lennet nahm die angebotene Hand. Er verbeugte sich lächelnd. In Lennets Hand blieb ein Papierstückchen zurück.
    Lennet war verblüfft. Was konnte das bedeuten? Er ging rasch wieder zu den Toiletten, um das Papier ungestört lesen zu können. Mit zitternder Schrift hatte Nadja Ratan mit einem Schminkstift einen Hilferuf gekritzelt:

Der neue Kellner
    Lennet war sofort klar, daß er alles tun mußte, was in seinen Kräften stand, um die unglückliche Tänzerin zu retten. Doch das war schwer. Sehr schwer sogar. Wie sollte er hier, in einem fremden Land, aus einer Tanztruppe, die scharf bewacht wurde, ein Mädchen entführen? Noch dazu, wo der Leiter der Truppe ein Spion war. Und sicher mit allen Wassern gewaschen. Zum Glück gibt es ja Phil, dachte Lennet. Zwar mißfiel ihm der Gedanke, bei einem so romantischen Unternehmen einen anderen um Hilfe zu bitten, doch die Rettung von Nadja ging vor! Seine persönliche Eitelkeit mußte hier zurückstehen.
    Er lief in die Garderobe, wählte die Nummer der Bundespolizei und verlangte Phil Himbeer zu sprechen. Der Captain habe zu tun, wurde ihm gesagt. Lennet drängte, aber der Polizist, für den offenbar die sture Regel galt »Befehl ist Befehl", war durch nichts zu überzeugen. Und ehe er mit einem unbekannten Offizier sprach, hängte Lennet lieber wieder auf.
    Er kehrte ins Foyer zurück und sah die dickliche Journalistin, die ihm vorher durch ihre Fragen aufgefallen

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