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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Apanatschkas leuchten; sie sagten aber nichts, doch Hammerdull fragte:
    „Liegt einer drüben?“
    „Ja“, nickte ich.
    „Well; den holen wir uns!“
    „Nein; wir lassen ihn in Ruhe.“
    „Aber warum? Ein Bärenlager zu finden, ohne das Nest auszunehmen, ist doch grad so, wie eine Bonanza zu entdecken und das Gold liegen zu lassen! Ich kann das wirklich nicht begreifen!“
    „Wir müssen fort.“
    „Ja, aber erst dann, wenn wir dem Kerl eins auf den Pelz gebrannt haben!“
    „Das ist nicht so leicht und geht nicht so schnell, wie Ihr denkt, lieber Hammerdull. Ihr müßt in Betracht ziehen, daß wir dabei das Leben riskieren.“
    „Ob wir es riskieren oder nicht, das bleibt sich gleich, wenn er es uns nur nicht nimmt. Ich schlage also vor, daß wir uns jetzt mit – – –“
    „Mein Bruder Hammerdull mag uns folgen, ohne etwas vorzuschlagen“, unterbrach ihn Winnetou, indem er aufstieg und weiterritt.
    „Welch ein großer Fehler!“ brummte der Kleine mißmutig, indem er sich auf seine alte Stute schwang. „Haben das Nest so schön vor uns liegen und lassen die Eier drin! Was sagst du dazu, Pitt Holbers, altes Coon?“
    „Daß das gefährliche Eier sind, lieber Dick. Lassen wir sie drin!“ antwortete der Lange.
    „Gefährlich? Möchte wissen! Ein Grizzly ist ein Grizzly, weiter nichts!“
    Mir tat es auch leid, dieses ‚Nest‘ liegenlassen zu müssen, ohne die Eier, wie er sich ausdrückte, ausnehmen zu dürfen; aber Winnetou hatte recht. Wenn wir auch nicht grad das Leben gewagt hätten, so muß man bei einer Begegnung mit dem grauen Bären auf einen Unfall doch immer gefaßt sein, und ich hatte an meiner Wunde schon genug!
    Kurz nachdem wir die jenseitige Höhe erreicht hatten, gelangten wir an den Rand einer jener Lichtungen, welche in den Rocky Mountains ‚Parks‘ genannt werden. Dieser Park lief wohl zwei englische Meilen lang auf der Höhe hin und war durchschnittlich eine halbe Meile breit. Einzelne schattige Bäume oder Baumgruppen und boskettartig verteiltes Strauchwerk gaben ihm das Aussehen eines künstlich angelegten Geheges. Vom jenseitigen Rand an setzte sich der Wald allmählich wieder in ein breites Tal hinab.
    Der Park war fast genau von Süd nach Nord gerichtet, und wir befanden uns in der nach Südost gelegenen Ecke desselben, von wo aus wir am südlichen Rand weiterritten, um noch vor Abend in das nächste Tal hinabzukommen und dort haltzumachen. Indem wir dies taten, sah ich im Nordwesten eine Krähenschar, welche, von Zeit zu Zeit über dem Wald in die Luft steigend, sich immer wieder niedersenkte, und zwar nicht an einer und derselben Stelle, sondern in fortlaufender Weise. Das mußte mir auffallen. Auch Winnetou hielt den Blick nach der betreffenden Gegend gerichtet, um die Krähen zu beobachten. Die andern wurden auch aufmerksam, und Schahko Matto sagte:
    „Uff! Dort kommen Leute aus dem Tal herauf. Die Krähen fliegen von Zeit zu Zeit auf, weil sie von diesen Leuten gestört werden.“
    „Die Vermutung des Häuptlings der Osagen wird wohl richtig sein“, antwortete ich. „Auch ich nehme an, daß dort Menschen kommen, und zwar nicht wenige, weil die Vögel sich vor zwei oder drei Personen nicht so sehr scheuen würden, wie es dort geschieht.“
    „Müssen wir nicht zu erfahren suchen, wer es denn ist?“
    „Eigentlich haben wir keine Zeit dazu. Wenn wir uns hier verweilen, kommen wir nicht vor Abend in das Tal hinab. Winnetou mag bestimmen, ob das Erscheinen so vieler Leute wichtig genug für uns ist, hier zu bleiben und sie zu beobachten.“
    „Es müssen Indianer sein“, erklärte der Apache.
    „Das ist für uns bedenklich! Was wollen sie auf dieser Seite des Gebirges? Wenn es wirklich Indianer sind, so können sie nur dem Volk der Utahs angehören, deren Paßpfade weiter nördlich liegen.“
    „Mein Bruder Shatterhand hat recht. Was wollen sie hier? Wir müssen das zu erfahren suchen. Da wir aber nicht wissen, welche Richtung sie nehmen werden, wenn sie diesen Park erreicht haben, so müssen wir in den Wald zurück und da warten, bis sie kommen.“
    Ich war, ein höchst seltener Fall, diesmal nicht mit Winnetou einverstanden; darum sagte ich in dem höflichen Ton, der unter Freunden erst recht geboten ist:
    „Mein Bruder möge es verzeihen, daß ich lieber nicht hier warten möchte!“
    „Warum nicht?“ fragte er.
    „Wenn wir hier warten und sie dann sehen wollen, müssen wir ihnen nachreiten, sobald sie den nördlichen Rand des Parks erreicht haben.

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