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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gegend war wasserreich, und darum wurde die Prärie sehr oft durch größere und kleinere Gruppen von Büschen und Bäumen unterbrochen. Es war also notwendig, daß ich voranritt. Damit mir das aber ja nicht eine Gelegenheit zur Flucht geben möge, nahmen Cox und Old Wabble mich eng in ihre Mitte. Wir hatten wieder einmal eine solche Bauminsel vor uns, als Old Wabble die Hand ausstreckte und rief:
    „All devils! Wer kommt da? Männer, nehmt euch in acht! Haltet die Gefangenen eng zusammen, denn da kommt einer, der alles daransetzen wird, sie zu befreien!“
    „Wer ist's?“ fragte Cox.
    „Ein guter Freund von Winnetou und Shatterhand. Old Surehand heißt er. Wenigstens möchte ich darauf schwören, daß er es ist.“
    Es kam ein Reiter hinter dem Wäldchen hervor und in voller Carrière auf uns zugejagt. Er war noch weit von uns entfernt; wir konnten sein Gesicht nicht erkennen; aber wir sahen sein langes Haar wie einen hinter ihm wehenden Schleier fliegen. Das gab ihm freilich eine große Ähnlichkeit mit Old Surehand; aber ich sah sofort, daß er nicht die volle, kräftige Gestalt desselben hatte. Es war nicht Old Surehand, sondern Kolma Putschi, welcher uns entgegenkam. Er wollte uns zeigen, daß er auf dem Platz sei.
    Er tat zunächst, als sähe er uns nicht; dann stutzte er, hielt sein Pferd an und betrachtete uns. Hierauf stellte er sich, als ob er zur Seite ausweichen wolle, lenkte aber wieder zurück und wartete auf unsere Annäherung. Als wir so weit gekommen waren, daß wir sein Gesicht erkennen konnten, sagte Old Wabble, hörbar im Ton der Erleichterung:
    „Es ist nicht Old Surehand, sondern ein Indianer. Das ist gut, sehr gut! Zu welcher Herde er wohl gehören mag?“
    „Dumme Begegnung!“ meinte Cox.
    „Warum? Viel besser, als wenn es ein Weißer wäre. Braucht sich aber eigentlich auch nicht grad auf unserm Weg herumzutreiben; th'is clear! Wir müssen ihn etwas scharf drannehmen, daß es ihm nicht etwa einfällt, uns nachzuspionieren.“
    Jetzt hatten wir ihn erreicht und hielten an. Er grüßte mit stolzer Senkung seiner Hand und fragte:
    „Haben meine Brüder vielleicht einen roten Krieger gesehen, welcher einen Sattel trägt und sein Pferd sucht, welches ihm in dieser Nacht entflohen ist?“
    Cox und Old Wabble schlugen ein helles Gelächter auf, und der erstere antwortete:
    „Einen roten Krieger, der einen Sattel trägt! Schöner Krieger!“
    „Warum lacht mein weißer Bruder?“ fragte der den Tramps unbekannte Indianer ernst und erstaunt. „Wenn ein Pferd entwichen ist, hat man es doch zu suchen!“
    „Sehr wahr! Aber wer sein Pferd ausreißen läßt und dann mit dem Sattel hinterherläuft, kann kein sehr berühmter Krieger sein! Ist's etwa ein Kamerad von dir?“
    „Ja.“
    „Habt ihr noch mehr Kameraden?“
    „Nein. Während wir in der Nacht schliefen, riß es sich los und war früh nicht mehr zu sehen. Wir brachen auf, nach ihm zu forschen; nun finde ich nicht sein Pferd und auch nicht ihn.“
    „Nicht sein Pferd und auch nicht ihn! Lustige Geschichte! Ihr scheint ja zwei außerordentlich tüchtige Kerls zu sein! Da muß man wirklich Respekt bekommen. Zu welchem Stamm gehört ihr denn?“
    „Zu keinem.“
    „Also Ausgestoßene! Lumpengesindel! Na ja, ich will menschlich und barmherzig sein und euch helfen. Ja, wir haben ihn gesehen.“
    „Wo?“
    „So ungefähr zwei Meilen hinter uns. Du brauchst nur auf unserer Fährte zurückzureiten. Er hat uns nach dir gefragt.“
    „Welche Worte hat der Krieger da gesagt?“
    „Sehr schöne, ehrenvolle Worte, auf welche du sehr stolz sein kannst. Er fragte, ob wir nicht den stinkigsten roten Hund gefunden hätten, den das Ungeziefer durch die Prärie treibt!“
    „Mein weißer Bruder hat den Krieger falsch verstanden.“
    „Ah? Wirklich? Wie sollte er anders gesagt haben?“
    „Ob die Bleichgesichter nicht den Hund gesehen haben, welcher das stinkige Ungeziefer durch die Prärie treibt. So werden die Worte gewesen sein, und der Hund wird das Ungeziefer finden.“
    Er nahm das Pferd vorn hoch – eine leise Bewegung der Schenkel – es flog in einem weiten Bogen durch die Luft und trug ihn dann in schlankem Galopp weiter, auf unserer Fährte hin, wie ihm gesagt worden war. Alle sahen ihm nach, während er sich nicht ein einziges Mal umblickte. Cox murrte:
    „Verfluchter, roter Balg! Was mag er wohl gemeint haben? Habt ihr diese Umdrehung meiner Worte verstanden, Mr. Cutter?“
    „Nein“, antwortete der alte Wabble.

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