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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gehabt hättet. Darum bin ich so erfreut, Euch so unerwartet zu begegnen.“
    „Well! Das ist ja alles gut, aber – – –“
    „Besinnt Euch nur!“ fiel ihm der gewesene Komantsche in die Rede. „Ich war damals als Indianer freilich rot gefärbt und so ist – – –“
    „All devils! Rot gefärbt! Jetzt besinne ich mich! Ihr seid doch wohl nicht der damalige Medizinmann der Komantschen?“
    „Der bin ich allerdings.“
    „Ist das die Möglichkeit?! Ein Medizinmann, der, wie ich jetzt sehe, ursprünglich ein Bleichgesicht ist! Interessant, höchst interessant! Das müßt Ihr mir erzählen! Wir werden also hier einen Halt machen, denn das ist ein Abenteuer, wie man selten eins erlebt!“
    „Danke, Mr. Cutter, danke sehr! Ich darf mich nicht aufhalten; ich muß weiter, doch hoffe ich, daß wir uns wiedersehen. Ich muß Euch sagen, daß der heutige Tag der glücklichste meines Lebens ist, denn ich sehe, daß Leute in Eure Hände geraten sind, die, wenn es auf mich ankäme, auf der Stelle ausgelöscht würden. Haltet sie fest; – haltet sie fest!“
    Während des bisherigen Redewechsels hatte ich den zweiten Reiter betrachtet. Es war die Squaw, und zwar ohne den Schleier, hinter den auf Harbours Farm ihr Gesicht versteckt worden war. Sie trug zwar ein Männerhabit, aber sie war es doch. Das war dieselbe hohe, breitschulterige Gestalt wie damals im Kaam-kulano. Das war das tiefbraune, durchfurchte und schrecklich eingefallene, fast kaukasisch geschnittene Gesicht, und das waren dieselben trostlosen, starren und doch wild flackernden Augen, bei deren Blick ich sofort an das Irrenhaus gedacht hatte. Sie saß nach Männerart auf dem Pferd, fest und sicher, wie eine geübte Reiterin. Sie lenkte es heran zu uns. Wir hatten unwillkürlich einen Halbkreis um den Medizinmann gebildet, bei dessen einem Ende sie bei dem letzten Wort ihres Mannes angekommen war. Dort hielt sie an, sagte kein Wort und richtete den stieren Blick ins Leere. Ich sah zu Apanatschka hin. Er saß, vollständig unbeweglich, wie eine Statue auf dem Pferd. Für ihn schien niemand vorhanden zu sein als nur diejenige, welche er gewohnt war, seine Mutter zu nennen. Dennoch machte er nicht den leisesten Versuch, sich ihr zu nähern.
    Der Medizinmann hatte mit bemerkbarem Unbehagen seine Squaw herankommen sehen; doch beruhigte ihn ihre vollständige Teilnahmslosigkeit; er wendete sich wieder an Old Wabble:
    „Ich muß, wie ich schon sagte, fort; aber sobald wir uns wiedersehen, werdet Ihr erfahren, warum ich mich so riesig darüber freue, daß Ihr diese Kerls gefangen habt. Was wird mit ihnen geschehen?“
    „Das wird sich finden“, antwortete der Alte. „Ich kenne Euch zu wenig, als daß ich Euch diese Frage beantworten könnte.“
    „Well! Ich bin auch schon so befriedigt, denn ich denke, daß Ihr nicht viele und große Komplimente mit ihnen machen werdet. Sie verdienen den Tod, nur den Tod; das sage ich Euch, und Ihr könnt keine größere Sünde begehen, als wenn Ihr ihnen das Leben laßt. Daß ich sie hier in Banden sehe, ist zehn Jahre meines Lebens wert. Welch eine Augenweide für mich! Darf ich sie einmal genau betrachten, Mr. Cutter?“
    „Warum nicht? Seht sie Euch so lange an, wie es Euch gefällt!“
    Der Medizinmann ritt nahe an den Osagen heran, lachte ihm in das Gesicht und sagte:
    „Das ist Schahko Matto, der so viele Jahre lang vergeblich getrachtet hat, uns zu entdecken! Armer Wurm! Du, und solche Leute fangen, wie wir beide waren und noch heute sind! Dazu reicht ja doch dein armseliges bißchen Hirn nicht aus! Das war doch ein famoser Streich damals, nicht? So viele und dabei so billige Felle zu kaufen, das ist wohl nie wieder einem Menschen gelungen!“
    „Mörder! Dieb!“ knirschte ihn der Häuptling an. „Hätte ich meine Hände frei, so erwürgte ich dich!“
    „Das glaube ich gern. Würge nur zu und ersticke selbst daran!“
    Nun wendete er sich an Treskow:
    „Das ist wohl der famose Polizist, von dem mir der Cowboy sagte, daß er in der Stube sitze? Alberner Kerl! Wonach schnüffelst du denn eigentlich? Lächerliche und vergebliche Arbeit! Nur noch einige Wochen, und es ist alles verjährt. Darum kommen wir wieder. Merkst du das nicht?“
    „Laßt diese Wochen vorübergehen!“ antwortete Treskow. „Ihr taucht zu zeitig auf, Monsieur Thibaut.“
    „Mille tonnerre! Ihr kennt meinen Namen? Ist die Polizei denn plötzlich allwissend geworden? Ich gratuliere, Sir!“
    Er ritt zu Apanatschka hin, warf ihm ein

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