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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kurzes „Ekkuehn!“ (Hund!) in das Gesicht und hielt dann bei Winnetou an.
    „Das ist der Häuptling der Apachen, überhaupt der berühmteste aller Häuptlinge!“ sagte er höhnisch. „Man sieht es dem Bengel gar nicht an, was aus so einem Hund werden kann! Wir kennen uns; nicht wahr? Ich hoffe, du bist dieses Mal auf dem Weg zu den ewigen Jagdgründen. Wenn nicht, so hüte dich, mir zu begegnen! Sonst schieße ich dir eine Kugel durch den Kopf, daß die Sonne Gelegenheit bekommt, dir von zwei Seiten ins Gehirn zu scheinen!“
    Winnetou antwortete nicht; er hatte ihn gar nicht angesehen. Er hätte sich trotz der Fesseln die Beleidigung sicher nicht gefallen lassen, wenn dieser Mensch ihm nicht gar zu verächtlich gewesen wäre. Der Medizinmann nutzte die ihm gebotene Gelegenheit bis auf die Neige aus, indem er sein Pferd nun zu mir lenkte. Als Weißer war ich nicht verpflichtet, die stoische Unempfindlichkeit Winnetous zu zeigen, und was meinen Stolz betrifft, so hätte dieser mich wohl veranlassen können, hoch über den einstigen Escamoteur hinwegzusehen; aber die Klugheit drängte mir ein anderes Verhalten auf: ich mußte versuchen, ihn zu unvorsichtigen Äußerungen zu bringen; darum wendete ich, als er kam, ihm mein Gesicht zu und sagte in belustigtem Ton:
    „Nun wird die Reihe des berühmten Tibo taka wohl an mich kommen? Hier sitze ich, gefesselt wie ich bin. Ihr habt also Gelegenheit, Euer Herz einmal vollständig auszuschütten. Fangt also an!“
    „Diable!“ zischte er mich wütend an. „Dieser Kerl wartet gar nicht einmal, bis ich ihn anrede! So eine Frechheit findet doch nicht ihresgleichen! Ja, ich habe mit dir zu reden, Halunke, und das werde ich freilich gründlich tun. Du sitzt mir ganz recht!“
    „Well! Ich bin bereit, möchte Euch aber, ehe Ihr beginnt, um Euer selbst willen einen wohlgemeinten Rat erteilen.“
    „Auch das? Welchen denn? Heraus damit!“
    „Seid nicht ganz und gar unvorsichtig, wenn Ihr mit mir redet! Ihr werdet wahrscheinlich noch von früher wissen, daß ich meine Mucken habe!“
    „Ja, die hast du; aber die werden dir bald ausgetrieben werden. Ärgert es dich vielleicht, daß ich dich duze? Du kannst dich gegen mich auch des traulichen Dus bedienen!“
    „Danke! Brüderschaft mache ich nie, am allerwenigsten aber mit stupiden, blödsinnigen Idioten, von denen ich mir das Du gefallen lasse, weil sie nicht anders lallen können.“
    „Mir das, miserabler Wicht? Denkst du, weil meine Kugel dich einmal gefehlt hat, kann sie dich niemals treffen?“
    Er richtete sein Gewehr auf mich und spannte den Hahn; da war Cox im Nu bei ihm, stieß ihm die Waffe weg und warnte:
    „Tut die Flinte weg, Sir, sonst muß ich mich ins Mittel legen! Wer Old Shatterhand verletzt, bekommt von mir eine Kugel!“
    „Von Euch? Ah! Wer seid Ihr denn?“
    „Ich heiße Cox und bin der Anführer dieser Truppe.“
    „Ihr? Ich denke, Old Wabble ist's?“
    „Ich bin's; das ist genug!“
    „Dann entschuldigt, Sir! Ich habe es nicht gewußt. Aber soll man es sich gefallen lassen, wenn man in dieser Weise beleidigt wird?“
    „Ich denke, ja! Mr. Cutter hat Euch ohne meine Erlaubnis gestattet, mit diesen Leuten nach Eurem Gutdünken zu reden, und ich habe das bisher geduldet. Wenn sie sich aber Eure Höflichkeiten nicht unerwidert gefallen lassen, so seid Ihr selber schuld. Berühren oder gar verletzen lasse ich sie nicht!“
    „Aber reden kann ich mit diesem Mann weiter?“
    „Ich habe nichts dagegen.“
    „Und ich auch nicht“, fügte ich hinzu. „Eine Unterhaltung mit einem indianischen Possenreißer ist stets belustigend. Der alte Hanswurst macht mir ungeheuern Spaß!“
    Er hob die Hand und ballte sie zur Faust, ließ sie aber wieder sinken und sagte in stolzem Ton:
    „Pshaw! Du sollst mich doch nicht wieder ärgern! Wärest du doch nicht schon Gefangener und begegnetest mir auf der Prärie! Ich wollte dir für den damaligen Besuch im Kaam-kulano einen Lohn auszahlen, der alle deine Begriffe übersteigen würde!“
    „Ja; die Eurigen und alle Eure geistigen Mittel schien er schon überstiegen zu haben! Hört, redet einmal aufrichtig! Würdet denn Ihr wohl so etwas fertigbringen, wie dieser Besuch war? Die Hand aufs Herz, Verehrtester! Ich will Euch nicht etwa kränken, denn wem nichts gegeben ist, dem ist eben nichts gegeben, aber ich denke, daß es bei Euch da oben unter dem Hut nicht dazu ausreichen würde!“
    „Donnerrrrrr!“ knirschte er. „Mir das so gefallen lassen zu

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